Betongold
»Das Passwort ist »Betongold«, flüsterte er Karsupke ins Ohr.
»Gute Besserung Thomas, ich komme morgen wieder«, sagte Karsupke, als sie sich verabschiedeten und zur Tür gingen.
»Rufen Sie lieber vorher an«, antwortete die Schwester, während sie die Tür hinter den beiden schloss.
»Wir müssen den Stick auswerten«, sagte Karsupke, während sie drauÃen auf der StraÃe standen. Kunkels Handy zeigte 10.30 Uhr. Er steckte sich eine Zigarette an.
»Ja, das müssen wir, ich müsste allerdings spätestens heute Abend wieder zurück nach Frankfurt«, sagte Kunkel. »Hier kann ich sowieso nicht viel ausrichten. Meine Berliner Kollegen mauern und an die Witwe von Hainburg komme ich auch nicht ran. Aber es könnte sein, dass ein Zusammenhang zwischen Weishaupts Tod und dem Mord an von Hainburg besteht. «
»Ich übernehme das, ich fahre jetzt zur Wohnung von Thomas, werte den Stick aus und halte Sie auf dem Laufenden.«
Kunkel winkte ein Taxi heran: »Nein, das machen wir nicht. Ich begleite Sie.«
»Warum meldest du dich nicht, bist du schon auf dem Weg zurück?« Wolf Gärtner war ungehalten, das merkte Kunkel, als er ihn zurückrief. Kunkel erläuterte ihm in kurzen Sätzen die Situation. Von dem Stick erzählte er noch nichts. Er wusste ja auch nicht, was sie erwartete.
»Kommt er durch? Und Frau Freund ist gestern schon zurück? Wie geht es ihrer Tochter?«
»Ja, er kommt durch, ob er noch mal laufen kann, ist eine andere Frage. Und Julianes Tochter hat nur eine Gehirnerschütterung. Was gibtâs bei euch?«
»Lakmann hat mit dem Phantombild die Besucherin von Weishaupt ausfindig gemacht, eine polnische Prostituierte. Wir hatten sie gerade zur Vernehmung hier. Sie bestätigt auch, bei Weishaupt gewesen zu sein, allerdings behauptet sie, dass er bei ihrem Weggang noch putzmunter gewesen sei.
Ihre Aussage deckt sich mit dem vermutlichen Todeszeitpunkt und der Taxifahrer, der sie abgeholt hat. Er sagte aus, dass sie einen normalen Eindruck gemacht hat. Sie war übrigens nicht das erste Mal bei ihm. Ihre Besuche waren immer an dem Tag, als Weishaupt Geld von seinem Konto abgehoben hat. Wann kommst du zurück?« fragte er. Kunkel hörte eine Mischung aus Vorwurf und einen Anflug von Heimweh aus seinen Worten.
»Ich muss hier noch etwas recherchieren«, sagte Kunkel, »Ich werde den letzten Flieger heute Abend nehmen. Wir sehen uns morgen.«
Eine halbe Stunde später erreichten sie Winters Wohnung in der HähnelstraÃe. Die Wohnungstür war verschlossen; trotzdem zog Kunkel seine Pistole aus dem Halfter, während Karsupke die Tür aufschloss. Vorsichtig gingen sie durch die zwei Zimmer, schauten in der Wohnung nach ungebetenen Gästen.
»Sicher«, rief Karsupke, nachdem er einen Blick ins Bad geworfen hatte.
»Das ist nicht witzig«, antwortete Kunkel. »Wenn es ein Anschlag auf Winter war, sind sie bestimmt auf der Suche nach Informationen, die er hatte.«
Das Wohnzimmer war unaufgeräumt, überall lagen Kleidungsstücke und Pizzaschachteln, leere Cola- und Limoflaschen standen auf dem Boden; nur auf dem blitzblanken Schreibtisch lag ein zugeklapptes Notebook. Karsupke öffnete es und drückte auf den Einschaltknopf. Nach wenigen Minuten war es hochgefahren, verlangte ein Passwort. Karsupke gab »Betongold« ein. Es war falsch.
»ScheiÃe.«
»Warum ScheiÃe?«
»Thomas hat mir ein Passwort gegeben, aber es stimmt nicht.«
»Versuchen Sie es mal mit nur groÃgeschrieben, oder nur kleingeschrieben.«
Karsupke probierte beides aus.
»Bingo«, rief er, als sich beim zweiten Versuch die Programme öffneten.
Er steckte den USB-Stick in den Anschluss. Auf dem Stick waren eine Unmenge an Dateien und Bildern.
»Das dauert Tage es zu sichten«, sagte er zu Kunkel, »aber vielleicht hat er eine Zusammenfassung geschrieben.«
Während Karsupke die Dateien checkte, untersuchte Kunkel die Regale nach Unterlagen, die ihnen weiterhelfen könnten. In einem abgeschlossenen Schrank fand er einen ganzen Stapel an Zeitungen, die alle über den neuen GroÃflughafen berichteten. Er musste sie über Jahre zusammengetragen haben. Die untersten Ausschnitte stammten aus dem Jahr 2000. Kunkel überflog einige Artikel.
Die Zeitungen berichteten damals über verschiedene Szenarien, wo und wie der neue Flughafen
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