Betongold
gebaut werden könnte, über Bürgerbegehren, über die alternativen Nutzungsmöglichkeiten der bisherigen Flughäfen Tegel und Tempelhof, über mögliche Investoren. Winter hatte sich von Anfang an mit dem Thema »GroÃflughafen« beschäftigt.
Kunkel versuchte sich zu erinnern, ob er damals in seiner Zeit in Berlin auch etwas davon mitbekommen hatte, aber ihm fiel nichts ein.
Karsupke war in die Unterlagen vertieft. »Ich hab was«, juchzte er, »Hier, es ist eine Zusammenfassung seiner Recherchen. Thomas ist anscheinend dem groà angelegten Betrug beim Bau des neuen Flughafens viel näher auf der Spur, als ich dachte. Er vermutet, dass Ingenieure in die Planungsgesellschaft eingeschleust wurden, um den Bau des Flughafens zu verzögern. Er schreibt, dass ursprünglich einmal geplant war, an dem Bau des Flughafens private Investoren zu beteiligen und nach seinen Recherchen tauchen jetzt einige Personen der geschassten Investoren beim Bau des Flughafens wieder auf. Und welche Gesellschaft taucht hier ebenfalls immer wieder auf?«
» Lassen Sie mich raten? Die KFI?«
»Bingo.«
»Hören Sie auf mit dem dämlichen Bingo. Aber warum sollte die KFI den Bau des Flughafens verzögern? Aus gekränkter Eitelkeit?«
»Wäre durchaus eine Möglichkeit. Aber er schreibt, man muss dem Geld nachgehen. Nach seinen Recherchen sind damals Millionen in Planungsgesellschaften investiert worden in der Hoffnung, bei der Vergabe des groÃen Kuchens mitzumischen. Seit 1992 haben unzählige Architekten und Planungsbüros Zeit und Geld in die Hand genommen, als man versuchte das Projekt privaten Investoren zu übertragen. Als das dann 2003 scheiterte, hatten diese und viele potenzielle Projektentwickler in den märkischen Sand gegriffen. Durch die neue Konstellation mit den drei Gesellschaftern Land Berlin, Land Brandenburg und dem Bund waren sie auÃen vor. Und so konnten sie sich nicht auf Kosten eines unversiegbaren Geldtopfes die Taschen so richtig vollmachen!«
»Aber sie mischen doch mit. Winter hat mir erzählt, dass die KFI den Auftrag für eine der Start- und Landebahnen bekommen hat.«
»Ja, aber nur als Auftragnehmer, nicht als Gesellschafter. Und das sind doch kleine Fische. Hier geht es um Milliarden, Milliarden, Herr Kommissar. Das ist eine Zahl mit 9 Nullen. Hier steht es.
»Es gab damals zwei groÃe konkurrierende Privatgesellschaften, die den Flughafen bauen wollten. Man nannte sie Konsortium, was für ein Begriff. Hört sich an wie Apfelkompott.
Irgendwann, als schon ganz viel Geld die Havel hinuntergeflossen war, hatte sich die für die Vergabe zuständige Projektgesellschaft für das Konsortium 1  entschieden. Konsortium 2 war sauer und hat geklagt, dass Konsortium 1  ihnen die Zahlen geklaut habe. Daraufhin wurde Konsortium 1  ausgeschlossen und hat dagegen wieder geklagt. Irgendwann haben sie sich dann geeinigt und aus zwei wurde eins. Und da dachten sie, alles wird gut; da waren wirklich professionelle Firmen dabei, auch der Gutachter, der jetzt im Fernsehen alles kritisiert. Aber da kamen die jetzigen Gesellschafter auf eine Idee. Das können wir auch alleine, und zwar viel billiger . Und was daraus wurde, sehen wir jetzt. Aus ursprünglich 3 Milliarden wurden jetzt 4,3 Milliarden und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.
Kunkel schwirrten nur Nullen im Kopf herum. »Das mag ja sein Karsupke, aber warum mussten dann Weishaupt und von Hainburg sterben?«
»Vielleicht wollten sie auspacken. Es wuchs ihnen alles über den Kopf, der öffentliche Druck, es gibt einen Untersuchungsausschuss? Wird übrigens von einem Piraten geleitet. Passt irgendwie. Das ist ein ganz groÃes Ding, wenn Sie mich fragen.«
»Das Problem ist, dass ich darauf keine Beweisführung für den Mord aufbauen kann. Es mag ja sein, dass hier ein Motiv liegt, aber sollen wir beide jetzt den gesamten Flughafen auf den Kopf stellen. AuÃerdem ist der Mord an von Hainburg die Angelegenheit der Berliner Kollegen. Die werden uns etwas husten, wenn wir uns da einmischen. Es könnte ja auch sein, dass einer der verarschten Mieter ausgerastet ist und von Hainburg erschossen hat. Habe ich kürzlich im Fernsehen gesehen. Immerhin finanzieren sie seit Monaten Ihre Ladeneinrichtungen; die Ware können sie wahrscheinlich wegwerfen. Da gehen ganze Existenzen den Bach
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