Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
Vom Netzwerk:
antwortete Kunkel, der wahrhaftig seinen eigenen Zigarettengestank nicht roch; vielleicht würde er dann aufhören. »Aber bitte, wenn meine Kollegin nichts dagegen hat?« Guter Bulle, böser Bulle.
    Sven Martin schaute zu Juliane, sah, wie sie aufstand und das Fenster öffnete.
    Â»Aber nur bei frischer Luft; ich habe keine Lust auf Vergiftungserscheinungen.«
    Martin steckte sich eine Zigarette an, stellte sich ans Fenster und machte zwei tiefe Züge. Der Wind wehte den Rauch mit einigen Schneeflocken in den Besprechungsraum.
    Â»Ich glaube, wir machen eine kleine Pause«, sagte sie und ging nach draußen. Kunkel stand etwas verwirrt auf; so hatte er sich das Spiel nicht vorgestellt.
    Â»Moment, ich komme mit; wollen Sie auch einen Kaffee Herr Martin?«
    Â»Nein, danke, wann kann ich denn gehen? Ich habe noch einen Termin.«

    Â»Wir haben nur noch ein paar Fragen, dauert nicht lange«, antwortete Kunkel, während er die Tür hinter sich schloss.
    Auf dem Flur hielt er Ausschau nach Juliane, doch sie musste in Windeseile den Weg über den Flur zum Kaffeeautomaten um die Ecke genommen haben. Kunkel beeilte sich hinter ihr herzukommen, doch als er den Automaten in Sichtweite hatte, sah er niemanden. Vielleicht ist sie mal für kleine Mädchen? Oder ist sie eingeschnappt? Sie kann doch nicht einfach verschwinden, ohne Bescheid zu sagen. Er warf eine Münze in den Automaten und drückte auf die Taste für einen doppelten Espresso. Der Automat brummte und nach einigen Sekunden lief die braune Brühe in den Plastikbecher. Von Juliane war immer noch nichts zu sehen. Kunkel ging zurück ins Besprechungszimmer, das mittlerweile voller Qualm war. Allem Anschein nach war Martin Kettenraucher, oder er wollte sich so der Vernehmung entziehen. Er stand immer noch wie ein trotziges Kind am Fenster.
    Â»So, dann wollen wir mal weitermachen. Frau Freund kommt sicher gleich. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, bei ihrer Fahrt auf dem Nürburgring. Was fahren Sie denn für einen Rennwagen , der dieser Strecke würdig ist?« Kunkel wusste schon genau, welches Geschoss Martin fuhr, aber er hatte ja eine Strategie.
    Â»Einen 64er Mustang.«
    Â»Einen 64er Mustang; alle Achtung, der ist allerdings der Strecke würdig.«
    Ein 64er Mustang, der Traum jedes echten Cowboys der Straße. Auch Paul hätte sich diesen Traum gerne erfüllt, doch die laufenden monatlichen Verpflichtungen sowie die zahlreichen Extrakosten, die wie aus dem Nichts jeden Monat vom Himmel zu fallen schienen, machten ihm alleine bei dem Gedanken schon einen finanziellen Strich durch die Rechnung.
    Â»Aller Besitz ist vom Schicksal geborgt.«
    Â»Wie bitte, machen wir jetzt hier noch eine Philosophiestunde?«, fragte Martin.
    Juliane Freund hatte während der letzten Sätze das Zimmer betreten und Kunkel schien so etwas wie leicht gerötete Augen wahrzunehmen; jedoch war keine Zeit dem intensiver nachzugehen, da Juliane sich hinter ihn ans Fenster stellte.
    Â»Sie müssen wissen, dass mein Kollege hier sehr gerne philosophische Zitate von sich gibt, jedoch meilenweit entfernt davon ist, danach zu leben. Genau wie Sie, Herr Martin, oder soll ich besser Patrick Langer zu Ihnen sagen?«
    Totenstille und zwei Männer mit weit aufgerissenem Mund. Juliane genoss den Augenblick wie einen Sonnenuntergang am Meer. Die Strategie hatte Paul ja über den Haufen geworfen und jetzt machte sie das, was sie für richtig hielt.
    Â»Was haben Sie eigentlich in den letzten siebzehn Jahren so gemacht, Patrick, seit Sie damals verschwunden sind? Wissen Sie eigentlich, dass Hunderte Beamte Sie tagelang gesucht haben; dass sich Ihr Vater Sorgen gemacht hat und Ihre Haushälterin sich die Augen ausgeweint hat nach Ihnen, weil sie glaubte, Sie seien entführt worden? Und jetzt werde ich Ihnen auch sagen, warum Sie hier sitzen; weil wir Ihre Fingerabdrücke im Haus von Herrn Weishaupt gefunden haben. Sie sind tatverdächtig den Statiker Herrn Konrad Weishaupt erstochen zu haben. Sind Sie jetzt im Bilde?«
    Keine Antwort. Nur die Münder waren mittlerweile geschlossen. Dann antwortete Sven Martin: »Sie wusste es.«
    Â»Wie, sie wusste es, wer wusste was?«
    Sven Martin saß ruhig auf seinem Platz. Seine anfänglich erstaunte Miene hatte sich während Julianes Fragemarathon in bemerkenswerter Geschwindigkeit in einen lethargischen, abwesenden Gesichtsausdruck

Weitere Kostenlose Bücher