Betongold
Schreibtisch.«
»Prima, er ist noch nicht hier in der LuisenstraÃe. Können Sie rausfinden, ob zur Zeit ein Stau auf der A5 bei Bad Hersfeld ist?«
»Warum?«
»Er sagt, er steckt dort fest.«
»Mach ich, sonst noch was?«
»Und schicken Sie ein Foto ⦠Nein, das mache ich dann. Danke, ich melde mich.«
Hier kam er nicht weiter. Kunkel ging zum Auto zurück und wählte die Nummer von Karsupke.
»Alles klar, Herr Kommissar?«
»Na, Sie sind ja gut drauf. Wie gehtâs unserem Freund Winter?«
»Er spricht schon wieder, aber seine Beine sind immer noch taub. Kein Gefühl. Aber sie arbeiten dran. Flicken ihn zusammen.«
»Haben Sie was rausgefunden?«
»Nicht viel mehr, als das, was Sie schon wissen, das wird eine gute Story, warten Sie mal ab.«
»Passen Sie auf sich und Winter auf; und melden Sie sich, wenn es eine Verbindung zu Weishaupt gibt. Ach ja, und ist irgendwo in den Unterlagen der Name »Sven Martin« aufgetaucht?«
»Nicht, dass ich wüsste, warum?«
»War nur so ein Gedanke, bis dann.«
Was war, wenn Nicolic recht hatte, und der Chef der KFI die Drecksarbeit nicht selbst durchgeführt, sondern einen Untergebenen damit beauftragt hatte.
Kunkel beeilte sich, ins Präsidium zu kommen. Lakmann hatte die Unterlagen zu Sven Martin doch auf seinen Schreibtisch gelegt? Und wo war der Ordner von Patrick Langer? Kunkel durchwühlte seinen Schreibtisch. Als er beide Bilder nebeneinandergelegt hatte; machte er innerlich einen Luftsprung. »Hab ich dich.«
Patrick Langer ist Sven Martin. Natürlich! Er hat sich verändert in den letzten Jahren, klar, aber die Augen, die Nase, der Mund. Es passt alles zusammen. Ruhig Kunkel, ganz ruhig.
Gärtner war nicht in seinem Büro; auch Nicolic und Lakmann waren ausgeflogen.
Kunkel rief Sven Martin an und versuchte seinen Puls so ruhig wie möglich zu halten.
»Herr Martin, Kunkel noch mal. Wo sind Sie jetzt?«
»Ich bin in einer Stunde in Frankfurt.«
»Können Sie ins Präsidium kommen, in die Adickesallee?
»Sofort?«
Kunkel überlegte kurz :»Es wäre schon gut, Sie könnten ein wichtiger Zeuge sein.«
»Ok, dann komme ich; bin so um 17.00 Uhr bei Ihnen.«
»Gut, melden Sie sich an der Pforte. Verlangen Sie Kriminalhauptkommissar Kunkel.«
»Juliane? Hier ist Paul.«
»Wolltest du den Termin absagen?«
»Nein, doch; Juliane, ich habe Patrick Langer gefunden. Er kommt gleich ins Präsidium. Kannst du kommen?«
Angespannt saà Juliane eine halbe Stunde später in einem Vernehmungsraum des Präsidiums. Paul stand am Fenster und blies den Rauch seiner Zigarette in den frühen Abendhimmel. Es hatte begonnen zu schneien, die Schneeflocken bildeten schnell eine glatte Piste auf den gefrorenen StraÃen. Einige Autos rutschten gefährlich nahe an den Kreuzungen aufeinander. Paul hatte zwischenzeitlich seinen Chef und die anderen informiert. An der Sicherheitsschleuse hatte er Bescheid gegeben, Sven Martin auf keinen Fall wieder gehen zu lassen, falls er es sich noch anders überlegen würde. Eine Zivilstreife folgte ihm unauffällig, seit er die Stadtgrenze erreicht hatte.
»Gleich wird er hier sein, der seit 17 Jahren vermisste Patrick Langer«, sagte Paul und schnippte die Zigarette nach drauÃen. »Was denkst du?«
»Du meinst vielleicht, was für ein Gefühl ich habe?«, antwortete Juliane.
»Ja, genau, was geht in dir vor?«
Juliane nippte an ihrem Tee, lehnte sich gedankenverloren zurück und antwortete dann: »Ich habe mal einen Spruch gehört, der mir sehr gefallen hat: Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Meinung über die Dinge.«
»Meinst du, er hat es getan, den Statiker ermordet?«
»Du hast mir anscheinend nicht richtig zugehört, Paul; solange wir nicht beweisen können, dass er es war, solange gilt die Unschuldsvermutung. Ich weiÃ, dass ihr ihn schon im Gefängnis seht, aber alles, was ich über ihn weiÃ, sagt mir etwas anderes.«
»Moment, ich verurteile ihn gar nicht, ich halte mich nur an die Fakten. Es gibt â¦Â«
Gerade, als er die Beweise aufzählen wollte, klopfte es und ein uniformierter Kollege brachte einen hageren, etwa einssiebzig groÃen, braun gelockten Lausbuben in den Raum. Juliane erhob sich zur BegrüÃung und musterte ihn, während er sich
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