Betongold
verrichten.« Als der Truck mitsamt Kapitän den Parkplatz verlassen hatte, füllte er die beiden Kanister in den Tank. Nach weiteren drei Stunden, exakt um halb eins mittags parkte er den Wagen in einer öffentlichen Tiefgarage eines Hotels, checkte unter falschem Namen ein und verbrachte die nächsten Stunden in seinem Zimmer. Den Blick immer auf die Kameras im Laptop gerichtet.
Kunkel mochte eigentlich, wenn ihm jemand etwas entgegensetzte; etwas aus einem anderen Blickwinkel betrachtete, auch wenn er es öffentlich nie zugeben würde. Die Theorie von Nicolic hatte etwas. Natürlich konnte Patrick Langer sein Aussehen stark verändert haben. Es war sogar sehr wahrscheinlich. Ein Junge, der siebzehn Jahre verschwunden war und dessen Fingerabdrücke jetzt im Haus eines Ermordeten gefunden wurden. Er war der Hauptverdächtige in seinem Fall, daran gab es keinen Zweifel. Aber wo sollte er ein Motiv suchen. Es gab keinerlei Verbindung zu Weishaupt und jetzt die halbe Bundesrepublik nach einem 33-Jährigen zu durchforsten, war wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Es musste eine Verbindung geben, dessen war er sich sicher, es gab kein Verbrechen ohne Motiv. Vielleicht war es tatsächlich eine Beziehungstat, Patrick Langer, mutiert zum Stricher von Gottes Gnaden, hat sich in Mooshammer-Methode an seinem Gönner gerächt? Oder doch ein Verbrechen im Zusammenhang mit von Hainburg? Was hatte Nicolic gesagt? Der Chef macht sich nicht die Hände schmutzig? Aber vielleicht sein Projektleiter?
Es war nur ein Gedanke. Er schaltete seinen Rechner an und gab bei Google einen Namen in die Suchmaske »Sven Martin.«
32 Millionen 400 000 Ergebnisse in 0,24 Sekunden. Ein Allerweltsname. Er suchte noch zusätzlich nach »Projektmanager« und »KFI«, aber da verlor sich die Suchmaschine in der Zusammensetzung einzelner Ergebnisteile. Sven Martin schien nicht sehr in der Ãffentlichkeit bei der KFI zu stehen. So kam er nicht weiter. In der polizeilichen Datenbank war auch nichts zu finden, also rief er Lakmann an und beauftragte ihn, die wesentlichen Personaldaten zusammenzustellen. Sollte er die Sisyphusarbeit erledigen.
Die Bauabnahme war für 14.00 Uhr angesetzt; jetzt war es kurz vor eins und Kunkel beschloss noch eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen; allerdings nicht in der Kantine. Ein Döner wäre nicht schlecht. Auf dem Weg zur LuisenstraÃe parkte er an einem Dönerstand und gönnte sich einen mit allem, und extra scharf.
Kunkel hatte den Volvo wieder etwas weiter von der Baustelle geparkt, diesmal allerdings zwangsweise, weil ein riesiges Pumpenfahrzeug und mehrere Betonmischfahrzeuge die StraÃe vor der Baustelle blockierten. Bauleiter Kraft war in seinem Element. Er dirigierte mit seinem Funkgerät in der Hand die Einsatzkräfte, gab per Handzeichen und Megafon Anweisungen in die unterschiedlichen Richtungen. Er hatte auch Kunkel gesehen, doch jetzt war etwas anderes wichtig. Kunkel staunte nicht schlecht, wie die unterschiedlichsten Arbeiten wie einstudiert ineinander liefen. Eine Oper am Bau. Fehlte nur noch die Musik. Der Beton floss durch das Riesenrohr in die Baugrube, in der mehrere Männer mit Schaufeln die zähe Masse verteilten. Anscheinend hatte der Nachfolger von Weishaupt die Genehmigung erteilt. Aber wer war der Nachfolger und wo war Sven Martin, der Projektleiter? Kunkel schaute sich um, aber es fiel ihm niemand ins Auge, der seinem inneren Bild entsprach und Bauleiter Kraft jetzt danach zu fragen war unmöglich. Vielleicht übers Handy. Er wählte die Nummer, die er schon einmal angerufen hatte.
»Sven Martin?« Kein Baugeräusch im Hintergrund, dachte er und schaute sich um.
»Hallo, Herr Martin? Kunkel hier, Kripo Frankfurt. Wo sind Sie? Ich dachte, Sie sind in Frankfurt auf der Baustelle in der LuisenstraÃe?«
»Das wollte ich auch, ich stecke aber im Stau auf der A5, bin kurz vor Bad Hersfeld.«
»Bin gerade auf der Baustelle und hätte ein paar Fragen an Sie.«
»Wegen Herrn Weishaupt?«
»Ja genau. Wann können Sie hier sein?«
»Keine Ahnung, das kann noch dauern. Hier steht ein LKW quer. Alles gesperrt.«
»Dann rufen Sie mich an, wenn Sie in Frankfurt sind. Wir müssen uns unbedingt unterhalten.«
»Mach ich, also bis dann.«
Kunkel rief Lakmann an. »Haben Sie schon etwas rausbekommen, wegen Sven Martin?«
»Liegt alles schon auf Ihrem
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