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Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Titel: Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bartel
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beide ins Dunkel.
    Wir sind von einem betrunkenen Bauern gesegnet worden und freuen uns sehr darüber.
    Man steht ja auch ungläubig davor, wenn man unerwartet mit solcher Freundlichkeit bedacht wird, besonders wenn man mit nackender Seele im Glück der Nacht schwimmt. Und verschwipst ist. Sarah schluckt gerührt.
    »Wie schön das ist«, sagt sie. »Genau so habe ich mir Schlumpfhausen immer vorgestellt.«
    Ich betrachte sie und versuche zu ergründen, was wir füreinander sind. Sarah aber tut, was sie immer tut, wenn ich mich mit meinem Gründelblick an ihr festsauge: Sie streckt mir die Zunge raus. Diesmal allerdings erst, nachdem unsere Münder aufeinandergetroffen sind. Derart befeuert stelle ich eine Frage:
    Ob man ins Heu gehen solle, frage ich, dort könne man gemeinsam Firmament schauen und dabei einige interessante Allergien anprobieren.
    Ob ich ihr ernsthaft auf diese billige Tour kommen wolle, fragt die Angesprochene zurück. Knick-knack, du-weißt-schon, say no more und dergleichen. Ich bejahe aus voller Überzeugung.
    »Das will ich auch gemeint haben«, sagt sie und greift nach meiner Hand.
    Kurze Zeit später liegt man im Heu, schaut durch die Luke gen Himmel und niest, anschließend wird ein Vorspiel gegeben.
    »Ich kann nicht, wenn ein Universum zuguckt«, sage ich, bin aber bloß nervös und so werden wir albern, denn das geht uns leichter von der Hand als die Romantik.
    Die ist bisweilen nur schwer auszuhalten, wenn sie einen so hochtrabend anfährt. Mit Sternenfunkel und Sommerwind und mondblau beschienenen Menschen.
    Wir halten uns diverse Trockengewächse unter die Nase und testen deren allergisches Potenzial. Ich niese rechtschaffen, bald steht es 5 : 0 für mich und Sarah hat ein Einsehen.
    Außerdem hat sie sich mit einem Ohrenkneifer angefreundet, den sie Klaus nennt. Sie setzt ihn von ihrer Hand auf einen Balken und verabschiedet sich freundlich.
    Klaus solle sich umdrehen, befiehlt sie, das hier gehe ihn nichts an.
    Kleidung verrutscht, wird bald ganz ausgezogen, die Körper tun, wozu sie da sind.
    »Es pikt«, sagt Sarah.
    »Das bin womöglich ich.«
    Irgendwann klebt eine Vogelscheuche an mir. Ihr Kopf liegt auf meiner Brust, Halme hängen an ihrer Wange, Stroh in ihrem Haar, dunkelschwarze Knöpfe hat sie anstelle von Augen.
    Die schöne Scheuche schaut mich an. Ich schaue die Scheuchen.
    Gesagt wird nichts. Romantik trumpft auf, spielt ihre Hand aus und sie tut es gut. Mit Sternenfunkel und Sommerwind und mondblau beschienenen Menschen.
    Dass es so sein kann. Unfassbar.
    Wir gehen trotzdem zurück ins Brueghel-Bild. Es ist noch da.
    Am Kopfende des Tisches thront Milva mit dem Täufling Elfbert auf dem Schoß, daneben der Taufpate, dessen knochige Hände ein Saiteninstrument bedienen, das er 1973 aus Pakistan mitgebracht haben will, obwohl er den Westerwald nachweislich noch nie verlassen hat. Außerdem besteht der Korpus aus einer Kiste, die noch den Stempel eines Weinguts von der Ahr trägt, aber was spielt das für eine Rolle, wenn die Töne, die Elfbert, der Ältere, dem Instrument zu entlocken weiß, zweifellos aus einer fernen und fremdartigen Welt stammen, auch wenn diese wie das Instrument in Eigenbau entstanden ist.
    Dazu schlägt der Alwin den Takt mit der flachen Hand auf den Tisch, während Horsti, mit einer gekonnt dahingeschlenzten Bauernpolka die Dielen zum Knarzen bringt.
    Kontrastiert wird dieser bukolische Überschwang von der Rubensgestalt Giselas, die wohlgefällig lächelnd auf dem Sofa ruht und den schlummernden Günther unter ihren Brüsten hudert. Ist er doch noch unter Leute gekommen, denke ich, wie überaus fein sich heute alles fügt.
    Gisela war es auch, die uns ordnungsgemäß daheim abgemeldet und unsere Heimkehr für den nächsten Tag annonciert hat, sodass der Abend von zivildienstlicher Hektik unbelästigt seinem Ende entgegenfließen konnte.
    Worüber sich daheim im Übrigen niemand wundert, denn als Zivi in einer Elterninitiative ist man kein normaler Arbeitnehmer, sondern irgendetwas zwischen Ersatzsohn und Galeerensklave. Im Moment gehöre ich zur Familie, aber Gisela wollte mich auch schon mal zur Apfelernte ausleihen, weil sie ausgerechnet hatte, dass ich billiger komme als ein Pole.
    Irgendwann lugt die Sonne hinter dem Beulskopf hervor, der sich fichtenbestanden über Busenhausen erhebt, und blaues Dämmerlicht erfüllt die Stube. Horsti spricht einen letzten Toast, den er Milvas Mutter und Rex Gildo widmet, in die er zu gleichen Teilen

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