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Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Titel: Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bartel
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haben es oft gesagt. Meist dann, wenn es ohnehin kaum zu übersehen war. Wenn der Mangel an Tandaradei, der auch unter der Bezeichnung »Trallala« firmierte, drückend wie eine Gewitterfront über dem Tal des Lebens lag. Meine Eltern haben, seit ich sie kenne, keine besondere Befähigung zum Glück gezeigt, im Gegenteil, es scheint sie immer misstrauisch gemacht zu machen. Ich dagegen habe eine große Sehnsucht nach den Schwestern Tandaradei und Trallala und begegne ihnen mit Ehrfurcht und Staunen, wenn ich ihrer ansichtig werde. Außerdem grüße ich höflich.
    »Tandaradei und Trallala«, sage ich deswegen, und Sarah schaut wie ein Auto. Wie ein sehr schönes Auto.
    Wir bereden die kleinen und großen Dinge der Welt und werden uns in vielem einig.
    Der Nachmittag sonnt sich dahin, bis ein Blumenkohl aus Wolke sich vor die Sonne schiebt und die Welt merklich auffrischt. Das soll er mal, der Blumenkohl, denke ich, damit das uralte Spiel von weiblichem Frösteln und männlichem Heranrutschen beginnen möge. Und das tut es dann auch.
    Wir sitzen eine Weile aneinandergelehnt und irgendwann eruieren wir ziemlich gleichzeitig, ob man sich eventuell vielleicht küssen könnte. Man kann.

14 Eigentlich braucht Sarah für ihren Umzug nur jemanden mit einem großen Auto, aber weil das einzig verfügbare meiner Zivildienststelle gehört, sind Günther, Horsti und Milva mit von der Partie. Wir werden Sarahs Krempel einladen und in ihre neue WG fahren, die ist bloß ein paar Straßen weiter, das dauert keine halbe Stunde. Horsti hat danach einen Termin bei seinem Vormund, Günther muss zum Kieferorthopäden und Milva zu ihren Eltern in den Westerwald gefahren werden, um ein neues Schwein zu taufen. Das alte ist nämlich alle.
    Horsti will unbedingt mit in den Westerwald und Günther soll mit, damit er ein wenig unter Menschen kommt. Das hat die letzte Supervision ergeben. Außerdem wären Milvas Eltern beleidigt, wenn niemand aus der WG zu ihrer Soiree käme. Sie sind sehr für das Integrative, und das klappt ja nicht, wenn sich die Damen und Herren geistig Behinderten ständig drücken und das ganze Wochenende vor dem Fernseher hocken.
    Milvas Eltern laden einmal im Monat den halben Westerwald zu selbstgemachten Kulturveranstaltungen ein. Man muss sich ein paar Stunden lang Gedichte anhören, darf danach aber so viele Tiere essen, wie man will, und genau deswegen sind die Abende auch bei kulturferneren Schichten sehr beliebt.
    Milva hat sogar einmal eine Ente nach mir benannt, die war aber etwas zäh.
    Das neue Schwein soll »Elfbert« heißen, wie ihr Onkel.
    Ihr Onkel heißt eigentlich Egbert, schreibt Gedichte für Mutter Erde, wohnt zusammen mit einem schlohweißen Vollbart in einem Bauwagen im Wald und Milva hat natürlich Recht: »Elfbert« passt viel besser zu ihm.
    »Dein Onkel stinkt«, meckert Horsti, womit auch er prinzipiell Recht hat. Elfbert ist ein freundlicher, wenn auch etwas streng riechender Messie, der hauptberuflich in einer Fantasiewelt lebt. Man könnte genausogut Horsti zu ihm sagen, aber dieses Thema schneide ich lieber nicht an, denn Horsti ist in keiner guten Verfassung.
    Der Termin bei seinem gesetzlichen Vertreter macht ihm zu schaffen, weil der Käpt’n sich selbst natürlich für extrem geschäftsfähig hält. Dabei unterschlägt er freilich, dass er weder lesen noch schreiben kann und Zahlen allenfalls metaphorische Bedeutung beimisst. Vor allem aber ist die Realität für Horsti nur so eine Art Serviervorschlag, und wenn sie ihm zu fade wird, lügt er sich ein Sahnehäubchen obendrauf. Das Problem dabei ist freilich nicht, dass Horsti lügt wie gedruckt, das Problem ist, dass Horsti glaubt, was er sagt.
    Mit dieser Haltung steht er allerdings nicht alleine da, werde ich kurze Zeit später von der alten Tante Realität belehrt.
    »Ich muss nur noch ein paar Sachen packen«, behauptet nämlich Sarah, ohne rotzuwerden.
    Das lügt sie. Sie hat noch gar nichts gepackt. In ihrem Zimmer liegen bloß drei Haufen mit Sachen und Zetteln obendrauf. Auf einem steht »Wegwerfen«, auf dem anderen »Mitnehmen« und auf dem dritten steht »Weiß nicht«. »Weiß nicht« ist der weitaus größte Haufen.
    Horsti erklärt sich sofort bereit, die unter »Wegwerfen« abgelegten Sachen zu übernehmen, und Sarah sagt leichtfertig: »Behalt einfach, was du brauchen kannst«, bevor ich protestieren kann.
    Zwei Stunden später sitzen wir völlig erschöpft in der Küche ihrer neuen WG. Die Idee, Horsti freie Hand bei

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