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Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Titel: Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bartel
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beiden sei.
    Und als Matthes und ich zuschauen, wie Bernd sich eine Pappnase aufsetzt, wie seine Hände dabei zittern, wie ihm alle Farbe aus dem Gesicht gewichen ist, wie er sich selbst zum dämlichsten aller Klischees macht und wie er dann schließlich krumm und kaputt als trauriger Clown vor uns steht und seinem Spiegelbild die Zähne fletscht, als wolle er es vertreiben, ist es wiederum Tante Matthes, der endlich sagt: »Das reicht jetzt.«
    Bernd starrt uns verständnislos an, aber wir packen ihn an den Armen und schleifen ihn aus dem Laden.
    Der Mann vom Wachschutz will uns aufhalten, weil Bernd sich wehrt, aber als er sich den völlig verschwitzten und ziemlich kraftlos um sich schlagenden Typen zwischen uns genauer ansieht, will er mit der Sache lieber nichts zu tun haben. Außerdem hat Bernd angefangen zu heulen.
    »Unser Kollege ist krank«, sage ich, und der Mann nickt.
    Wir laden Bernd ins Auto und fahren mit ihm in der Gegend herum, damit er sich beruhigt. Wir fahren zum Steinbruch, wo Bernd seine Laufbahn als Pyrotechniker begonnen hat und wo er immer noch jeden Sommer seinen Geburtstag feiert.
    Wir rauchen und ich erzähle die Geschichte, wie Bernd für Maja dort ein Feuerwerk veranstaltet hat, das so groß und weithin sichtbar gewesen war, dass die Polizei anderntags Ermittlungen anstellen musste.
    Dann fahren wir zum Badesee, Matthes wirft wie ein Irrer Steine ins Wasser und ich erzähle die Geschichte, wie wir zusammen die Spanner im Gebüsch mit matschigen Bananen beworfen haben. Bernd wäscht sich das Gesicht.
    Es geht ihm jetzt etwas besser, aber er will immer noch nicht mit uns sprechen.
    Wir fahren noch ein bisschen herum und kommen irgendwann beim Friedhof an.
    »Wir sind da«, sagt Tante Matthes und Bernd steigt wortlos aus.
    Wir folgen ihm, auf dem kleinen Friedhof ist die offene Grabstelle schnell auszumachen. Die Prozession nähert sich bereits, Bernd reiht sich vorne ein und wir lassen uns ganz ans Ende des kurzen Zuges fallen.
    Nach der Beerdigung stellt sich eine Frau als Bernds Mutter vor und bedankt sich bei uns. »Es ist gut, wenn Bernd jetzt jemanden um sich hat«, sagt sie.
    »Sicher«, antworten wir und erfahren, dass sie Pharmareferentin ist und in Osnabrück wohnt. Von Bernds Vater war sie seit langem geschieden, das wusste ich immerhin schon.
    Bernd steht mit unbewegtem Gesicht daneben und lässt sich von den anderen Besuchern die Hand schütteln. Die Cousins klopfen ihm auf die Schulter und sagen, dass schon alles wieder wird.
    Dann werden wir zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
    »Bis nachher«, verabschiedet sich Bernd. Er will sich noch umziehen und wir versprechen, ihn zu fahren.
    Aber weil wir einen Vertrag zu erfüllen haben, fahren wir stattdessen gemeinsam zur Sparkasse. Tante Matthes und ich lösen unsere Sparbücher auf und Bernd verspricht, dass wir das Geld auf jeden Fall zurückbekommen.
    Dann fahren wir zur Wohnung, in der Bernd mit seinem Vater gewohnt hat. Ich war vor vier Jahren das letzte Mal da, aber Bernds Zimmer sieht noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Es wirkt, als bewohne er seit Längerem das Zimmer eines jüngeren Bruders, den er aber gar nicht hat. Im Regal stehen verstaubte Modellflugzeuge, Dinosaurier aus Plastik und ein Mikroskop. Die Wände sind kahl, bloß über dem Schreibtisch hängen ein paar Fotos von seiner Familie und eins, das Matthes von Bernd und mir in Maastricht aufgenommen hat.
    »Ich bin nicht so gut in Wohnen«, sagt Bernd entschuldigend.
    »Das hat er von seinem Vater«, flüstert mir Matthes zu, der sich umgesehen hat, während ich Bernd beim Packen zusah. Als Bernd seine Kleidung in der Reisetasche verstaut hat, schaut er sich noch einmal um und verschließt die Tasche dann mit einem energischen Zug am Reißverschluss.
    »Was ist mit den ganzen anderen Sachen?«, frage ich.
    »Die Wohnung gehört meiner Tante«, sagt Bernd. »Soll die sich drum kümmern.«
    Am Flughafen trinken wir zusammen Bier, aber keiner sagt etwas, bis Bernd endlich anfängt, uns die verschiedenen Flugzeugtypen zu erklären. Matthes und ich stellen ihm Fragen dazu, weil das immer noch besser ist, als gar nichts zu sagen.
    Als sein Flug aufgerufen wird, geben wir uns erst bloß die Hand, bis Matthes Bernd zu sich heranzieht, dann umarmen wir uns alle und lassen erst los, als Matthes einen Witz darüber macht, den ich aber vergessen habe. Nachdem Bernd hinter der Schleuse verschwunden ist, lösen wir uns eine Karte für die

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