Betrogen
während Gillian ihr den Ablauf erläuterte. »Hat es wehgetan?«
»Kein bisschen.«
»Wo kam denn das Sperma her?«
»Was glaubst denn du?«
Melina grinste. »Ich meine rein geographisch.«
»Die Waters Klinik verfügt über eine eigene Samenbank. Allerdings verwendet man bei einer ortsansässigen Patientin lieber keine Probe aus der unmittelbaren Umgebung.«
»Klug gedacht.«
»Meine kam aus einer sehr renommierten Samenbank in Kalifornien. Heute Morgen traf die Probe im Trockeneispack ein. AnschlieÃend wurde sie aufgetaut und gewaschen â«
»Wie bitte?«
»Das ist Fachjargon. Die Samenflüssigkeit wird mit einem Protein gemischt und in einer Zentrifuge ausgeschleudert, so dass im Katheter schlieÃlich ein â«, sie lachte, »Spermakonzentrat landet. So könnte man es nennen.«
»Dabei fallen mir tausend Witze ein, von denen ich hier keinen erzählen werde.«
»Ich danke dir.«
»Fühlst du dich denn anders als vorher?«
»Kein bisschen. AnschlieÃend bin ich sogar eingenickt. Ungefähr eine halbe Stunde musste ich noch liegen bleiben. Ich bin erst aufgewacht, als die Schwester wieder ins Untersuchungszimmer kam und ich mich anziehen konnte. Der Arzt hat mich begeistert über ihre Erfolgsquote informiert und meinte, ich solle mich nicht entmutigen lassen, falls es diesmal nicht klappt. Danach bin ich gegangen und sofort hierher gefahren.«
Melina gab sich mit Gillians Beteuerung zufrieden, lehnte sich in ihren Stuhl zurück und starrte in das Gesicht, das mit ihrem eigenen identisch war. »Tz, tz, da ist man ja wirklich perplex.« Nachdem beide erneut auf Kosten des Kellners gelacht hatten, meinte sie: »Scheint so, als bestünde der schwierigste Teil darin, auf diesen kleinen Papierstreifen zu pinkeln.«
»Das erfordert tatsächlich eine gewisse Kunstfertigkeit. Allmählich wurde ich darin richtig gut.«
»Allerdings, ganz offen gesagt â« Melina brach ab und wedelte mit den Händen vor sich herum, als wollte sie den unvollendeten Satz ausradieren. »Vergiss es. Ich sollte still sein.«
Trotzdem wusste Gillian längst, was ihre Schwester dachte. »Du wolltest sagen, dass du die altmodische Form der Befruchtung vorziehst.«
Melina feuerte eine imaginäre Pistole auf sie ab. »Du kennst mich gut.«
»Papa meinte immer, wir würden uns ein und dasselbe Gehirn teilen.«
»Kannst mich ruhig als liederlich bezeichnen«, sagte Melina unter betontem Schulterzucken, »aber ich ziehe Fleisch und Blut jedem Katheter samt FuÃstütze vor. Kaltes Metall hat eben nicht dieselbe Anziehungskraft wie eine warme Brust und behaarte Beine, die sich unter der Bettdecke an meinen reiben. Ganz zu schweigen vom Geschlechtsapparat.«
»Bitte! Kein Wort über den Geschlechtsapparat.«
»Hast du denn nicht das schwere Atmen vermisst? Diese wunderbare Steigerung? Dieses Gefühl von âºAch, lieber Gott, wie ist das Leben schönâ¹? Wenigstens ein kleines bisschen?«
»Hier geht es nicht um Sex. Ich habe es nicht wegen des Nervenkitzels getan, sondern um ein Kind zu zeugen.«
Melina wurde wieder nüchtern. »Wollte dich doch nur necken.« Während sie die Arme auf dem Tisch verschränkte, meinte sie: »Was zählt ist, dass du ein Kind haben möchtest, und das ist das Entscheidende.«
»Richtig, das ist das einzig Wichtige.«
»Schön für dich«, sagte sie, wobei sie Gillian liebevoll anlächelte. Nach kurzem Nachdenken setzte sie hinzu: »Wirklich schade, dass Jem nur mit Platzpatronen schieÃt. Dann hättest du alles auf einmal erledigen können, Sex und Kinder-Machen.«
Der Kellner kam mit ihrer Bestellung. Der Teller war mit frischen Stiefmütterchen garniert und fast zu hübsch zum Essen. Gillian nahm ihre Gabel und spielte mit der zierlichen Purpurblüte auf ihrer Portion Shrimpssalat herum. »Jem hat sich schon lange vor unserer Begegnung sterilisieren lassen.«
»Was ich als Glücksfall betrachte.« Melina hob ihr Weinglas zu einem stummen Toast. »Er ist ein Stockfisch.«
»Melina«, rief Gillian tadelnd.
»Tut mir Leid.« Doch Gillian wusste, dass die Entschuldigung nur gespielt war. »Aber er ist wirklich ein Blindgänger, Gillian. Er macht dich nicht glücklich.«
»Das stimmt nicht, ich bin glücklich.«
»Wirklich? Mir
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