Betrüg mich!
wenig Schlaf bekommen hatte.
Gähnend drehte ich mich um und schaute auf die Nachttischuhr.
Halb vier Uhr morgens.
“Genau da … ja, genau da! Ohhh …”
Trotz meiner Kopfschmerzen konnte ich ein Kichern nicht unterdrücken. Vielleicht glaubte Marnie, dass ich tief und fest schlief und sie müsste deshalb nicht leise sein. Oder aber es war ihr egal. Während ich still dalag, wusste ich nur, dass sie und dieser Typ, den sie aufgegabelt hatte, so heftig vögelten, als wäre es ihre letzte Nacht auf Erden. Jedenfalls wenn das laute Stöhnen und Schreien, das aus dem anderen Zimmer kamen, Anzeichen für wilden Sex waren.
“Ja, ja! Fick mich, Baby, ja!”
, schrie Marnie.
Ich umarmte mein Kissen und schloss die Augen. Aber ich wusste, dass ich so bald nicht wieder in den Schlaf finden würde. Nicht mit diesem geradezu olympischen Liebesspiel, das nebenan gerade abging.
Ich hörte ein regelmäßiges Krachen an der Wand … vermutlich das Kopfteil ihres Betts. Zumindest hoffte ich, es war nicht ein Körperteil von einem der beiden, das gegen die Wand knallte. Und wie dünn waren denn bitte schön diese Wände, dass ich jedes Stöhnen und jedes Ächzen hörte?
Ich überlegte, ob ich aufstehen und an Marnies Zimmertür klopfen sollte. Aber das Letzte, was ich wollte, war sie und ihren Hengst in Verlegenheit zu bringen.
Darum blieb ich, wo ich war, hielt meine Augen geschlossen und hoffte, irgendwie wieder einzuschlafen.
Ein lautes Krachen ließ mich hochfahren. Besorgt lauschte ich. Was um alles in der Welt …
Gelächter.
Ich legte mich wieder hin. Was auch immer passiert war, es hatte Marnie und ihren Liebhaber nicht ernstlich getroffen. Die Geräusche ihres Liebesspiels begannen sogleich wieder dort, wo sie aufgehört hatten.
Das Stöhnen und Keuchen und das gelegentliche Kichern ließ mich plötzlich meinen Mann vermissen. Ich vermisste es, wie wir zu Beginn unserer Beziehung gewesen waren. Spontan und ausgelassen und auch so, wie Marnie gerade war – unbekümmert darüber, ob uns jemand hörte, wie wir es im Hotelzimmer trieben.
Es war vier ganze Tage her, dass ich ihn gesehen habe, seit ich mit Marnie, meiner langjährigen und besten Freundin, zu dieser Reise nach Grand Bahama aufgebrochen war. Nach der Trennung von ihrem Verlobten war sie so niedergeschlagen gewesen – sie hatte dringend eine Luftveränderung gebraucht.
Ich hatte diesen Kurztrip vorgeschlagen, um sie von ihrem gebrochenen Herzen abzulenken. Und es war der absolute Wahnsinn! Marnie und ich hatten in den letzten vier Tagen viel Spaß, machten Party, als wären wir wieder auf dem College und verfügten über endlose Energie. Und Marnie erwähnte nicht ein einziges Mal Brian. Ich bezweifelte, dass sie zwischen den Flirts mit heißen jungen Männern und dem Runterstürzen brennender Sambucas überhaupt Zeit hatte, an ihn zu denken. Auf jeden Fall trug diese Reise eine Menge dazu bei, ihr gebrochenes Herz zu flicken.
Ich vermutete, dass sie einfach nach einigen Jahren Verlobungszeit das Recht hatte, ein bisschen durchzudrehen.
Selbst wenn ich im Nebenzimmer schlief.
Ich konnte nicht anders und musste ihnen einfach zuhören. Aber ich fühlte leisen Neid in mir aufsteigen. Was ich aus Marnies Schlafzimmer hörte, war genau die Art Sex, die ich mit meinem Mann haben wollte. Nach acht Ehejahren waren Andrew und ich ein bisschen in Routine erstarrt. Sex am Samstagabend. Manchmal auch Sonntagmorgen. Es war eine gute Woche, wenn wir es auch irgendwann an anderen Tagen schafften.
Zu Beginn unserer Beziehung waren romantische Wochenendtrips die Regel, und wir trieben es wie die Karnickel. Da wir inzwischen beide einen Vollzeitjob hatten, war diese Art der Spontaneität nicht länger möglich. Aber ich begehrte meinen Mann noch immer, und er begehrte mich. Er konnte mich noch immer von der anderen Seite eines Raums anblicken und meinen Körper allein mit diesem Blick zum Prickeln bringen, wie er es vor zehn Jahren im College vermocht hatte.
Plötzlich wollte ich mit ihm reden. Ihn anrufen und spontan mit ihm Telefonsex haben. Ihn in Stimmung bringen, damit er mir genau den Empfang bei meiner Heimkehr bereitete, den ich mir wünschte.
Ja, es war nach drei Uhr morgens, aber das macht Spontaneität schließlich aus, wenn man sich nicht darum kümmert, wie spät es ist oder wo man sich gerade befindet.
Ich nahm mein Handy, denn es war um ein Vielfaches teurer, wenn ich die Kreditkarte benutzte, um ihn vom Hoteltelefon aus anzurufen. Ich tippte
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