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Betrügen lernen

Betrügen lernen

Titel: Betrügen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartens
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auch ihre plötzliche Wut erfahren. Nur Clara und die Kinder habe ich vor lauter Begeisterung ganz vergessen. Ich muss sie anrufen.
    Zurück im Camp, kriege ich eine Verbindung zu Clara.
    »Wie geht es dir, ich wollte mich längst melden.«
    »Wo bist du, ist alles in Ordnung? Ich habe mir solche Sorgen gemacht.« Clara klingt wirklich beunruhigt.
    »Die Paarungszeit der Fossas hat wegen der verkürzten Regenzeit dieses Jahr viel früher eingesetzt als sonst«, erkläre ich ihr. »Ich musste sofort nach Madagaskar. Die Chance, diese seltenen Tiere bei ihrem langwierigen Akt zu beobachten, hat man in seinem Forscherleben vielleicht nur einmal. Das ging nicht anders.«
    »Und du hast mich nicht vergessen? Oder an Trennung gedacht? Du warst so still, als du gegangen bist.«
    »So ein Quatsch, ich habe jeden Tag an euch gedacht.«
    Ich will zwar, dass vieles anders wird in der Beziehung zwischen Clara und mir, aber ein paar Notlügen müssen trotzdem noch gestattet sein.
    »Wann kommst du denn wieder.«
    »In spätestens einer Woche, wieso?«
    »Wir haben da einen Termin, schon vergessen?«

Kennen wir uns nicht irgendwoher?
    Fast alle Gäste sind schon da. Ein großer, feierlich geschmückter Saal in einem Hotel am See. Die Band spielt heitere Jazzrhythmen, die Kinder betrinken sich mit Cola. Die Freunde haben sich kaum verändert. Klaas lacht immer noch viel zu laut, und Katharina sieht man schon von ferne an, dass sie wieder über andere herzieht. Nur Dorothee lässt noch auf sich warten. Dabei sollte sie doch durch den Abend führen und die Reden, Musikstücke und Vorführungen der Gäste ansagen.
    Doch auch ohne die Zeremonienmeisterin sind die darstellenden Gäste offenbar so gut vorbereitet, dass sie selbst wissen, wann sie dran sind und in welcher Reihenfolge. Ein Streichquartett hat schon gespielt. Die Kinder der anderen Freunde haben mit Miriam und Rebecca ein Gedicht aufgesagt, und Thorsten hat schon eine Rede gehalten, die witzig sein sollte und in der er jedes von Claras und Alex’ zehn Ehejahren unter ein Motto gestellt hat. Gelacht hat kaum einer, der Applaus war gequält.
    Jetzt sollen Alex und Clara einen Ehetauglichkeitstest absolvieren, wie er normalerweise bei der richtigen Hochzeit veranstaltet wird und nicht beim zehnten Hochzeitstag. Kombiniert ist das mit einem Alterstest und vielen Anspielungen auf ihren 40. Geburtstag, den sie in den nächsten Wochen begehen. Clara hasst Spiele, bei denen sie selbst im Mittelpunkt steht und etwas vorführen soll. Diesmal kann sie sich nicht wehren, also kriegen beide einen Kochlöffel in die Hand gedrückt und einen Hammer, und dann sollen sie den anderen bewerten.
    Zu Claras Erleichterung kommt es aber gar nicht mehr dazu, denn plötzlich ist Dorothee doch da. Clara hätte nie gedacht, dass Dorothee sie einmal vor einer peinlichen Situation bewahren würde. In einem atemberaubenden Kleid steht Dorothee in der Tür und lächelt. Und sie ist nicht allein! Sie hat einen Mann mitgebracht.
    Clara kann es nicht glauben. Auch Alex bleibt der Mund offen stehen, ein Wunder, dass er keine Maulsperre bekommt. Dorothee geht mit ihrem Begleiter direkt auf Clara und Alex zu, ein gut aussehender Mann, Mitte 40.
    »Darf ich vorstellen, das ist Raffael«, sagt sie.
    Pause, Pause, Pause. Normalerweise ist das Dorothees dramatisches Stilmittel, aber diesmal sagt sie nichts, weil sie keine Ahnung hat, was hier gespielt wird. Schließlich bricht sie das Schweigen.
    »Was ist denn mit euch los? Kennt ihr euch?«
    »Nur vom Hörensagen«, stammelt Alex.
    Clara kommt einer Antwort Raffaels zuvor, der ihr gerade formvollendet einen Handkuss geben will: »Ich hatte mal eine Probestunde bei Ihnen, aber Sie werden sich kaum an mich erinnern.«

Danksagung
    Tausend Dank an Klaus und Carolin – die immer noch ein glückliches Paar sind und ohne die dieses Buch kaum entstanden wäre.

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