Bettgeflüster
Richards Gemeinheiten erinnerte. Natürlich war er wütend darüber, dass er von ihrem Vater und Quinn überlistet worden war und keine Macht mehr über Corinne Westley hatte. Trotzdem war Harrie sehr verletzt über die Beleidigungen, die er ihr an den Kopf geschleudert hatte.
Sie seufzte. „Sie haben recht gehabt“, erklärte sie traurig.
Quinn blickte sie mit finsterer Miene an. „Sie können mir glauben, ich freue mich überhaupt nicht darüber“, antwortete er hart.
Stimmt das? Überlegte sie und schluckte. „Entschuldigen Sie mich kurz, ich will nur die Blumen wegwerfen.“ Es war ihr egal, wer ihr sie gekauft hatte. Sie würden sie nur an diesen Abend erinnern, deshalb wollte sie sie nicht behalten.
In der Küche lehnte sie sich an den eingebauten Schrank. Ihr zitterten die Knie. Richard war noch schlimmer, als ihr Vater und Quinn ihn beschrieben hatten. Wie sollte sie sich den beiden gegenüber verhalten, nachdem sie Richard so vehement verteidigt hatte?
Ihr war klar, dass sie früher oder später wieder ins Wohnzimmer gehen musste. Quinn würde sich bestimmt nicht diskret zurückziehen und ihr Zeit lassen, mit sich und der neuen Situation zurechtzukommen.
Okay, ich war wirklich dumm, gestand sie sich schließlich ein, und ihre Verzweiflung verschwand, stattdessen fing sie an, sich über sich selbst zu ärgern. Sie war davon überzeugt gewesen, besser als alle anderen zu wissen, was Richard für ein Mensch war. Wie sehr hatte sie sich getäuscht! Und wie sehr hatte sie sich blamiert!
Sie warf den Strauß in den Mülleimer und ging wieder ins Wohnzimmer. „Ein Glas Wein würde uns jetzt guttun, oder?“, fragte sie betont fröhlich.
Quinn stand vor dem Regal und betrachtete die Bücher. Er drehte sich zu Harrie um und zog überrascht die Augenbrauen hoch. Mit so einer Reaktion hat er offenbar nicht gerechnet, ich bin vielleicht angeschlagen, aber so leicht gehe ich nicht unter, dachte sie zufrieden.
„Welchen möchten Sie? Roten oder weißen?“, fügte sie unbekümmert hinzu.
„Weißen“, antwortete Quinn und beobachtete sie aufmerksam.
Wenn er glaubte, sie würde sich anmerken lassen, was in ihr vorging, irrte er sich. Erst wenn Quinn weg wäre, würde sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen.
Das halb volle Glas Rotwein, das auf dem Sideboard neben dem Tablett mit den Getränken stand, erinnerte sie allzu sehr an Richard. Deshalb bemühte sie sich, es zu übersehen, während sie zwei Gläser Chablis einschenkte.
„Bitte.“ Sie reichte Quinn eins der Gläser, ehe sie einen Schluck trank. Der Wein schmeckt nicht gerade wie Nektar, aber im Moment ist er genau das Richtige für mich, sagte sie sich.
Quinn rührte sein Glas nicht an. „Worauf trinken wir?“
„Vielleicht auf abwesende Freunde?“, schlug sie vor.
Er atmete tief ein. „Harrie …“
„Oder möchten Sie lieber einen Toast auf ihre Schwester ausbringen?“, unterbrach sie ihn angespannt. „Sie ist bestimmt erleichtert, dass alles vorbei ist.“ Dafür fängt für mich alles erst an, fügte Harrie insgeheim hinzu.
„Ist es das denn?“, fragte Quinn freundlich. „Ich meine, ist wirklich alles vorbei?“
„Natürlich“, erwiderte sie leicht spöttisch und stellte sich ans Fenster, das an diesem Sommerabend einen schönen Ausblick auf das nächtliche London bot. „Richard hat sich nur wichtig getan. Ich bin sicher, Ihre Bemerkung, er könne arbeitslos werden, wenn er so weitermacht, hat ihre Wirkung nicht verfehlt.“ Wenn er trotzdem nicht aufgibt, ist er dümmer, als ich ihn eingeschätzt habe, überlegte sie. Ihr Vater war ein ernst zu nehmender Gegner und ließ nicht mit sich spaßen.
„Mag sein.“ Quinn zuckte die Schultern. „Und was ist mit Ihnen? Wie stehen Sie jetzt zu ihm?“
Besaß dieser Mann überhaupt kein Taktgefühl? Hatte er kein Gespür dafür, was er sagen konnte und was nicht? Offenbar nicht, dachte Harrie irritiert, während Quinn sie fragend ansah.
Sie atmete tief ein. „Heute Abend habe ich Richard von einer anderen Seite kennengelernt“, begann sie vorsichtig. „Und ich kann nicht behaupten, dass mir diese Seite an ihm besonders gefällt.“
„Und?“
Harrie runzelte die Stirn. „Was und?“
Quinn stellte das Glas auf den Couchtisch. „Verdammt, werden Sie Heaton wiedersehen?“, stieß er ungestüm hervor.
„Sie haben bestimmt gehört, was ich zu ihm gesagt habe“, erwiderte sie. Sie war über seine heftige Reaktion verblüfft.
Er verzog die Lippen. „Sie haben mich auch
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