Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Pfannenstiel wie ein Zahnstocher in der Handwerkerpranke.
Dem willst du nicht im Dunkeln begegnen, denke ich und schlage das linke Bein über das rechte.
Oder vielleicht doch, überlege ich weiter und schlage das rechte Bein über das linke. Ich fahre mir nervös durch die Haare und merke, dass ich nicht mehr frei entscheiden kann, ob ich Basti jetzt auf den Hintern schaue oder, sagen wir mal, einfach auf den Fußboden. Ich starre, ganz klar, kann den Blick nicht abwenden, und in mir springt etwas an, ein innerer Motor, direkt in meinem Bauch. In meinem unteren Bauch. Ein eingebauter Heizstrahler, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn habe. An Bastis Hinterbacken zeichnen sich durch den Stoff Dellen ab, wie Riesengrübchen, und mir juckt es so sagenhaft in den Fingern, dass ich meine Hände zwischen die Oberschenkel stecke, um sie unter Kontrolle zu halten.
»Basti?«, flüstere ich, obwohl ich gar nicht weiß, was ich sagen will, aber er dreht sich um, und immerhin kann ich ihm jetzt ins Gesicht schauen, direkt in die Augen, weil man vor lauter Bart sonst keinen Anhaltspunkt hat. Und als er fragend die Augenbrauen hochzieht, halte ich noch einen Moment aus, und noch einen. Und dann springe ich ihn an, die Arme um seinen Hals, den Kopf in seine noch nach Schlaf riechende Halsbeuge.
»Öha«, meint er erstaunt. Er umfasst mich mit seinem linken Arm, setzt mich auf seine Hüfte wie eine Mutter ihr Kleinkind und schiebt mit der anderen Hand die Pfanne ein Stück weiter an die Wand. »Was wird des, wenn’s fertig ist?«
Es ist das Letzte, was er von sich geben kann, weil ich ihn niederknutsche, gnadenlos niederschmuse, meinen Mund auf seinem Mund. Hast du überhaupt Zähne geputzt?, meldet sich eine Stimme, egal!, wird sie niedergeschrien, und ich küsse Basti heftig, seine Barthaare stechen, und das fühlt sich gut an, lebendig und rau, und ich klammere mich wie ein Äffchen an diesen Brocken von einem Mannsbild.
»Was ich noch sagen wollte«, keuche ich, »ich bin nüchtern. Ich meine nur, weil das letzte Mal, da sagtest du, du wolltest nicht, weil ich …«
»Moment! Pscht!«, unterbricht mich Basti, und ich halte erschrocken inne, eisig kalt wird mir auf einmal. Gleich wird er mich auf den Boden setzen wie ein ungezogenes Mädchen, das mit der Hand im Bonbonglas erwischt worden ist, und mir sagen, dass ich ein Weiberleut bin und er deswegen nichts mit mir anfangen will.
O Gott, wie peinlich.
Basti setzt mich tatsächlich auf den Boden, aber er legt seine Hände wieder um mein Gesicht, so wie damals auf dem Boot. Sieht so eine Abfuhr aus? Nein! Und außerdem zeichnet sich unter seinem Overall in Lendenhöhe etwas ab, was definitiv nicht nach Abfuhr aussieht. Habe ich mich doch nicht zum Affen gemacht?
»Langsam, langsam. Nur ned hudeln 23 «, sagt er dann, und endlich küsst er mich zurück, und zwar so, dass ich den Boden unter den Füßen nicht mehr spüre. Wie kann ein solches Tier nur so plüschig küssen?
Und während wir beide über unsere eigenen Füße stolpern, weil er mich hinauszieht, Richtung Schlafzimmer, läuft hinter uns ein zweites Mal die Milch über.
»Oh mei, das wollte ich eigentlich ned. Das ging jetzt doch ein bisserl schnell«, schnauft Basti ein paar Minuten später und knöpft ein paar Knöpfe seines Longjohns wieder zu.
»Das macht doch nichts.« Ich versuche total locker zu klingen und ziehe mir die Bettdecke hoch, weil ich nicht genau weiß, wie man sich jetzt verhält in so einem Fall, und weil es im Schlafzimmer viel kälter ist als in der warmen Küche vor dem Feuer. »Warst wohl schon lang nicht mehr mit einem Weiberleut zusammen.«
Basti sieht mich an und zieht die Augenbrauen hoch, keine Lachfalten mehr in den Augenwinkeln, und ich habe schon Angst, dass sich nach dieser Anspielung der Teddy von eben in einen schlecht gelaunten Werwolf verwandelt, aber er nickt tatsächlich.
»Stimmt. Vier Jahre. Bald fünf.«
Fast fünf Jahre ohne Frau? Vielleicht sollte der Schmied sich mal darüber Gedanken machen, woran das liegt. Sicher an seiner bärbeißigen Art. Und seinem Höhlenmenschenlook. Ich meine – ich bin ja auch nur zufällig hier. Wegen der kaputten Heizung sozusagen. Basti denkt aber offensichtlich nicht daran, seine Jahre der Abstinenz weiter zu erläutern, und ich fühle mich zunehmend unbehaglich.
»Ich steh dann mal besser auf. Treffen wir uns jetzt mit Helga und fahren dann weiter ins Altenheim?«
»Nein. Später.«
Basti greift in meine kurzen Haare und
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