Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
aufmüpfig, aber Kati bleibt ganz ruhig.
»Kannst du gern probieren. Aber auch die Emerenz hat so viel Respekt vor ihm, die wird dir nix sagen. Redet einfach miteinander. Er ist es wert. Kann ich schon verstehen, dass es dich interessiert, wenn du gerade dabei bist, dich in den Basti zu verlieben.«
»Verlieben? Spinnst du?«, fahre ich auf.
»Ist ja schon gut, ich mein ja nur, so wie du heute früh vor unserer Tür gestanden bist, da war eigentlich klar, dass da grade was mit dir passiert«, meint Kati und schaut auf ihr Handy. »Oder wärst du noch vor ein paar Tagen ungeschminkt über die Insel gelaufen? Mit glänzenden Augen und in Gummistiefeln? Nein, oder? Heute früh war dir das ziemlich wurscht.«
»Das stimmt, aber es geht mir ausschließlich um Tante Caro! Schließlich haben wir keine Zeit zu verlieren. Wo ist eigentlich Helga?«
»Keine Ahnung, ich habe sie heute ganz früh gesehen, gegen halb sieben, und jetzt hat sie mir gerade eine SMS geschickt, ob ich sie in einer Viertelstunde mit dem Boot in Gstadt abholen kann. Aber ich kann sie gerne anrufen.«
Kati wechselt ein paar Worte mit der Helga und macht große Augen.
»Stell dir vor«, sagt sie dann zu mir und lässt das Telefon sinken, »Helga war schon in aller Herrgottsfrühe in Heiligenruh . Sie sagt, dass Tante Caro transportfähig ist. Aber wir müssen uns beeilen.«
Am Nachmittag starre ich zweifelnd auf die gigantische Tube Curryketchup, die mir die Emerenz hinhält.
»Wirklich? Du meinst, wir können das statt der Gewürzpaste verwenden?«
»Freilich, das ist vom König-Ludwig-Sommerfest übrig geblieben, mei des war schön! Grillen für den Kini, zu seinem hundertfünfzigsten!«
»Ist das nicht schon ein paar Jahre her?«
»Ah geh, des is noch einwandfrei«, meint die Emerenz und presst mit einem furzenden Geräusch eine Ladung braunroter Matsche in die Pfanne mit den Zwiebeln und den Knoblauchstückchen. Ich will nicht zu sehr herummeckern, denn ich bin außerordentlich froh, dass mir die Emerenz hilft, die zweite große Inselkonferenz zur Rettung von Caroline Drechsel, Insulanerin in Not, vorzubereiten. Ich frage mich gerade, ob ich nicht ein bisschen zu voreilig war, als ich mit einem fröhlichen »Und ich koche uns was« die Emerenz losschickte, allen Bescheid zu sagen. Essen ich, Getränke die Wirte – das hätte mir sicher keiner zugetraut, und alle würden meine zweite Seite kennenlernen, meine häusliche, fürsorgliche Seite. Die so sehr im Verborgenen liegt, dass selbst ich nicht wirklich über sie Bescheid wusste.
Ich nehme David zwei Chilischoten ab, während sich Tante Caros Küche langsam füllt, und bin saufroh, dass ich mit dem Kochen beschäftigt bin, weil mir jetzt Kati wie verrückt zuzwinkert und aus dem Fenster deutet. Jemand kommt über den Garten auf die Terrassentür zu. Basti. Ich werfe vor Aufregung beide Chilis am Stück in die Pfanne, denn ich hatte tatsächlich ziemlich Angst, dass er nicht erscheinen wird. Er hockt sich hin, ohne jemanden zu begrüßen, und ich mache mir sofort Sorgen, dass er launenmäßig den Steinzeitmenschen geben wird.
»Immerhin«, zischt Kati. »Er ist da!«
»Mir doch egal«, flüstere ich zurück, auch wenn das eine glatte Lüge ist, und lade den ersten Teller mit Reis und Curry voll. Dann rufe ich etwas in die Runde, muss mich aber zuerst räuspern, weil ich eine derartige Ansage noch nie gemacht habe: »Essen ist fertig!«
»Jessas, is des scharf«, keucht der Boni, und auch Kati, Helga und Anneliese schieben nach einem vorsichtigen Löffel ihren Teller mit tränenden Augen in die Tischmitte. »O Gott«, meine ich, »schmeckt’s euch nicht? Ich äh, ich koche nicht so oft.«
»Des merkt man. Da war der Essiggurkenauflauf von meiner Seligen ein echter Genuss«, meint der alte Sonnfischer und haut sich eine Halbe Spezi auf ex rein. Und ich muss ihm leider recht geben. Das Essen ist nicht nur scharf, es ist ungenießbar, schmeckt wie überwürztes Spülmittel und brennt im Abgang wie Hölle. Nur Basti verzieht beim Essen keine Miene und schaufelt zwei Teller in sich hinein, ohne die Augen vom Teller zu heben.
Helga eröffnet die Konferenz mit einem Bericht zu ihrem Ausflug nach Heiligenruh .
»Wie haben sie dich überhaupt zu Tante Caro gelassen?«, frage ich sie.
»Nun, ich habe behauptet, der Herr Doktor Bergmann schickt mich, ich soll eine zuverlässige Lebenserwartungsprognose abgeben und müsse deshalb die Frau Drechsel untersuchen. Die Empfangsfrau hat mir zwar
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