Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
schenken. Aber bevor Sie mich hinauswerfen, sehen Sie sich bitte dieses Dokument an. Denn …«, ich beuge mich vor und flüstere: »… das Objekt auf der Fraueninsel wird unter Denkmalschutz gestellt! Es ist damit für Sie quasi wertlos!«
Mit Genugtuung sehe ich, dass sich Doktor Bergmanns Gesichtsfarbe von Hummerrot in ein blasses Lachs verwandelt.
»Sehen Sie – das hat alles seine Richtigkeit. Mit Stempel und allem Pipapo.«
»Das … das kann ich mir nicht vorstellen!«, stammelt er, und ich nehme ihm schnell wieder das Papier aus der Hand, bevor er sich am Ende noch eine Kopie machen will und seine Vorläufigkeit bemerkt.
»Ist aber so«, sage ich zum Abschluss und wende mich zum Gehen. »Dass das Bankgeheimnis aufgehoben wird, konnten Sie sich sicher auch nicht vorstellen, oder? Sehen Sie.«
An der Tür drehe ich mich um und sehe, wie Doktor Bergmann einen faustgroßen Briefbeschwerer von einer Hand in die andere gleiten lässt.
»Sie müssen jetzt noch nichts sagen. Ich verstehe, dass Sie unter Schock stehen. Sie sind es sicher nicht gewohnt, dass andere Sie so in der Hand haben. Überlegen Sie in Ruhe. Ich rufe Sie in einer halben Stunde an und mache Ihnen ein Angebot.«
Vor der Tür bleibe ich kurz stehen und warte. Tatsächlich. Etwas knallt von innen an die Tür wie ein Kanonenschlag.
»Der schöne Briefbeschwerer«, murmle ich und schaue, dass ich hinauskomme.
Im Porsche lasse ich mich erst mal in den schwarzen Ledersitz sinken und lege den Kopf benommen aufs Lenkrad. Bin ich wahnsinnig? Okay, ich habe improvisiert, und zwar ziemlich gut. Aber: dem Bergmann ein »Angebot machen« – womit denn?«
Basti nicht anzurufen und um Rat zu fragen ist die absolute Hölle. Aber ich finde, dass meine Ergebnisse noch nicht ausreichen, und mache stattdessen etwas, wobei mir immer ausgezeichnete Ideen kommen: Shoppen.
Ich finde einen Parkplatz in der Sendlinger Straße, direkt vor zwei Geschäften. Im rechten Fenster auf Figur geschnittene Kleider, Stiefelchen, zarte Schals.
Links davon: Ein Outdoorspezialist. Daunenjacken in Knallfarben, Winterstiefel, in denen eine Hasenfamilie überwintern könnte, Mützen mit Ohrenklappen und eine Lammfellweste, die mich außerordentlich an Bastis Modegeschmack erinnert.
Ich stehe so lange vor den beiden Läden, bis die Nässe vom Gehweg meine Zehen auf Minusgrade heruntergekühlt hat, und überlege. Und dann stöckle ich erhobenen Hauptes in den Laden, der den Eisbären im Logo hat. Als ich nach zwanzig Minuten mit vier großen Tüten und einem praktischen Laptoprucksack den Laden verlasse, bin ich nicht nur angezogen wie zu einer Expedition auf einen Viertausender, mir ist auch endlich richtig warm. Und es ist Zeit, noch einmal in der Höhle des Löwen anzurufen.
Ich lasse mich zu Doktor Bergmann durchstellen und sage: »Und, haben Sie schon nachgedacht?«
»Ja«, brüllt Bergmann, und ich muss ihn nicht sehen, um zu wissen, welche Gesichtsfarbe er hat. »Eine Million!«
»Eine Million? Wofür denn? Sie werden dieses Hotelprojekt nie durchkriegen, das Haus meiner Tante ist für Sie wertlos. Lassen Sie sie aus dem Vertrag.«
»Das, das wird nicht billig für Sie. Ich verlange eine Entschädigung, eine Million, basta. Schließlich habe ich das Objekt bereits in unser Portfolio aufgenommen!«
»Selbst schuld«, meine ich. »Dafür kriegen Sie von mir nichts. Die Frau Kommerzialrat wird sich freuen, wenn sie ihren Freunden von Ihrem voreiligen Geschäftsgebaren erzählen kann.«
Bergmann überlegt.
»Hunderttausend«, meint er dann. »Schließlich habe ich Ihre kranke Tante gepflegt.«
»Niemals! Ohne Ihre Machenschaften wäre sie gar nicht krank geworden.«
»Auch gut«, sagt Doktor Bergmann, »dann geht das Haus an mich. Dann vermiete ich es eben. Huberta träumt von einem Haus auf der Fraueninsel.«
»Gut.« Ich merke, dass ich nicht ganz ohne Verluste aus der Nummer herauskomme. »Dreißigtausend.«
»Fünfzig.«
»Vierzig.«
»Gut. Vierzigtausend, in bar«, grollt Doktor Bergmann, »und keinen Euro weniger!«
»Okay – sagen wir fifty-fifty?«
»Sagen Sie mal, wollen Sie mich bestechen? Wofür halten Sie mich?«
Am Ende des Tages auch noch im Fremdenverkehrsamt anzurufen, um zu fragen, ob man den Fraueninsler Christkindlmarkt aus Charity-Gründen noch um ein weiteres Wochenende verlängern könnte, war ein guter Plan. Aber er hat nicht funktioniert. Es ist zehn vor fünf, zehn Minuten vor Feierabend also, und ich hätte mir denken können, dass
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