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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ausgerufen. Er zitierte die Offenbarung des Johannes über die Apokalyptischen Reiter – mit einem überraschenden Dreh: Der Reiter des Krieges mußte von den Nutzern losgelassen werden. Jetzt. Als die staatliche Sicherheitstruppe sich anschickte, ihn festzunehmen, schossen er und seine Anhänger mit illegalen Waffen aus Mexiko dreiunddreißig Menschen über den Haufen. Der Gouverneur, hieß es besorgt in dem Bericht, war praktisch sicher, nicht wiedergewählt zu werden.
    In Kansas wurde eine SojSynth-Fabrik im Eigentum der D’Angelo-Firmengruppe von Hamsterern überfallen, die das behandelte und unbehandelte SojSynth wegschafften. Darüber hinaus zerstörten sie den RoboMaschinenpark im Wert von drei Millionen Dollar.
    Der Vizegouverneur von South Dakota wurde im Schlaf erstochen. In einer bewachten Enklave.
    Nach einem Bericht, daß Tiere die neue Krankheit nicht bekommen konnten, brachen Nutzer aus San Diego in den bekannten Zoo dort ein, töteten einen Löwen und zwei EleHippos und aßen sie auf.
    Der Nordosten des Landes war von einem frühen Wintereinbruch heimgesucht worden. Ohne die Gravbahn waren kleinere Orte völlig von der Außenwelt abgeschnitten und ohne Nahrungsmittel. Die Menschen dort verhungerten bereits. Kleine Orte wie East Oleanta.
    Wo war Miranda? Und worauf wartete sie eigentlich? Wenn nicht bei den letzten Schritten des Projekts etwas schiefgelaufen war. Wenn nicht die AEGS Eden entdeckt hatte, indem sie die in den kleinen, von der Außenwelt abgeschnittenen Orten sorgfältig ausgestreuten Gerüchtefetzen zurückverfolgt und es so ausfindig gemacht hatte.
    Wenn nicht mehr dahintersteckte, als sie und Huevos Verdes mir verraten hatten.
    Zum erstenmal befürchtete ich, daß sie mich möglicherweise gar nicht holen kommen würde.
    »Das Großartige an der Verfassung liegt in ihrem Sinn für die einfachen Menschen«, sagte Jimmy Hubbley mit leuchtenden Augen.
    »Das Großartige an der Verfassung liegt in den Grenzen und Gegengewichten, die sie setzt«, hatte Leisha immer gesagt. Leisha. Die. Tot. War.
    Das dunkle Gitterwerk in meinem Geist war so eng gerollt wie ein Regenschirm, undurchdringlich, eine dünne Linie, die in mein Inneres schnitt.
    Wo waren die Grenzen und Gegengewichte für Huevos Verdes?
    »Führ mich noch einmal durch die ganze Anlage«, sagte ich zu Peg.
    Sie lümmelte zusammengesunken auf einem Stuhl im Gemeinschaftsraum und verfolgte ein Rollerrennen irgendwo in Kalifornien. In einem Teil von Kalifornien, der noch unverseucht war. »Hab keine Lust, dich dauernd rumzuschieben. Hast schon alles gesehen, was du je sehen wirst.«
    »Wunderbar. Dann fahre ich eben allein.« Ich setzte den Rollstuhl in Bewegung.
    Ich wagte nicht, meinen Oberkörper zu trainieren, nicht einmal nachts, nachdem sie mich eingeschlossen hatte. Es waren zwar keine Überwachungsmonitoren zu sehen, aber ich wußte, es mußten welche da sein. So beschränkte ich mich darauf, mich und meine nutzlosen Beine etliche Male täglich eine Handbreit vom Sitz des Rollstuhles hochzustemmen, wobei ich darauf achtete, daß das nie am selben Platz geschah.
    »He, wart mal!« seufzte Peg und erhob sich schwerfällig. Rüde übernahm sie die Führung und schob mich aus dem Raum.
    Ein weißer Korridor, die gesichtslosen Türen verschlossen.
    Noch ein weißer Korridor, die gesichtslosen Türen verschlossen.
    Der Landeplatz, bewacht von Campbell, welcher döste, aber nicht sehr. Der nächste weiße Korridor, die…
    Ein Fetzchen von Abbys Hochzeitskleid hing an einer rauhen Stelle der Wand.
    »Verdammt!« stieß Peg hervor, energischer als ich sie je erlebt hatte, »die Schlampe kann nich’ aufpassen auf ihre Sachen! Überall is’ das blöde Zeug!« Ungestüm riß sie das längliche Stück Spitze von der Wand und zerlegte es wütend in noch kleinere Fetzchen. Ihr Gesicht war rot und fleckig.
    Wieso gab es an einer nano-glatten Wand eine Unebenheit, an der sich ein Stückchen fallengelassener Spitze fangen konnte?
    »Blöde Kuh«, sagte Peg. Ihre Stimme stockte.
    »Peg, nein so was!« rief ich. »Du bist eifersüchtig!«
    »Halt’s Maul, du!«
    Durch den Zoom-Teil meiner Hornhaut betrachtet sah die rauhe Stelle an der Wand nachträglich hinzugefügt aus. Es war kein Fehler in der Nano-Programmierung, sondern eine kleine Spitze, die später angebracht worden war, vermutlich mit einem manuell aufgetragenen anderen Nano-Monteur. Warum wohl?
    Um ein kleines Spitzenrechteck aufzufangen?
    Keine zwei dieser Rechtecke waren gleich,

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