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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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bedrängen euch alle. Dieser Mann hier ist ein gefangengenommener Feind, einer, der in einer GenMod-Klinik gearbeitet hat. Eltern bringen ihre unschuldigen ungeborenen Babies dorthin und verwandeln sie in etwas, das nicht mehr dem Menschengeschlecht zugerechnet werden kann! Ihre eigenen Kinder! Für einige von uns ist das, verdammt noch mal, verbrecherisch und widernatürlich!«
    Ich hätte gern eingeworfen, daß in-vitro- Modifikationen vorgenommen wurden, bevor ein ›Baby‹ da war, daß es um befruchtete Eizellen in künstlicher Biostasis ging. Aber die Zunge klebte mir am Gaumen. Der Tech-Junge starrte geradeaus, ohne etwas zu sehen, wie ein Kaninchen, das von einem Scheinwerfer erfaßt wurde.
    »Nun, ihr werdet vielleicht denken, daß der Junge noch nicht alt genug ist, um für sein Tun zur Rechenschaft gezogen zu werden. Aber er ist schon fünfzehn Jahre alt. Junie, wie alt war Francis Marions Neffe Gabriel Marion, als er bei der Mount-Pleasant-Plantage im Kampf gegen den Feind fiel?«
    »Vierzehn«, antwortete eine Frauenstimme. Von meinem Rollstuhl aus konnte ich ihr Gesicht nicht sehen.
    Hubbley beugte sich leicht vor, und seine Stimme wurde vertraulich: »Ihr da draußen versteht das doch, nicht wahr? Dies ist ein Krieg. Wir meinen es ernst. Wir haben ein Ideal im Hinblick auf das Land, in dem wir leben wollen, und wir haben den Willen, es zu verwirklichen. Egal, wie hoch der Preis dafür ist. Earl, erzähl all unseren Zuschauern da draußen bei der AEGS von Mrs. Rebecca Motte.«
    Ein Mann in einem violetten Overall stand schwerfällig und mit unbeholfen herabhängenden Armen auf. »Am 11. Mai…«
    »Am 10. Mai«, unterbrach ihn Hubbley mit einem kurzen Stirnrunzeln. Er wollte keine Ungenauigkeiten bei seiner nicht korrigierbaren Aufnahme.
    Zerknirscht und aus der Fassung gebracht holte Earl erst einmal tief Atem. »Am 10. Mai, da blies der General Marion zum Angriff auf die Mount-Pleasant-Plantage, weil die Engländer dort ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten. Die Herrin der Plantage, mit Namen Mrs. Rebecca Motte, die mußte mitsamt ihrer Brut in ‘ne Holzhütte ziehen. Aber das Haus war zu gut befestigt für ‘nen direkten Angriff, un’ so beschloß der General, brennende Pfeile abzuschießen un’ es in Brand zu stecken. Aber die hatten keine ordentlichen Pfeile un’ Bögen nich’, der General un’ seine Männer. Lighthorse Harry Lee, wo mit General Marion marschierte, der ging zu Mrs. Motte, um ihr zu sagen, daß sie ihr Haus niederbrennen mußten. Un’ sie, sie ging in die Hütte rein un’ kam mit ‘nem herrlich schönen Bogen un’ Pfeilen wieder raus, richtige Macher-Sachen eben. Un’ dann sagte sie, über ihr Haus nämlich: ›Auch wenn’s ein Palast wäre, müßte es dahingehen!‹« Earl setzte sich nieder.
    Hubbley nickte. »Ein echtes Opfer. Eine echte Patriotin, Mrs. Rebecca Motte. Hast du gehört, Junge?«
    Der kleine Tech schien überhaupt nichts zu hören. Hatten sie ihn unter Drogen gesetzt?
    Leisha hatte mich stets davor gewarnt, die farbenprächtigeren Tatsachenberichte aus der Menschheitsgeschichte für volle Wahrheit zu nehmen.
    »Wir dürfen nie aufhören, euch Feinden Amerikas Widerstand zu leisten. Und ihr Zuschauer seid die Schlimmsten, weil eben Verräter und Spione in jedem Freiheitskampf das Schlimmste sind. Tun so, als würden sie auf einer Seite stehen, und dabei schmieden sie die ganze Zeit über ihre Ränke für die andere. AEGS-Agenten, das sind alles Verräter; tun so, als würden sie die Reinheit des Menschengeschlechts beschützen, dabei öffnen sie in Wahrheit allen möglichen gottlosen Abnormitäten Tür und Tor! Und dann legen sie dieses ganze großartige Land in die Hände dieser gottlosen Abnormitäten, der Macher, als wäre uns Nutzern nicht vollkommen klar, daß ihr uns alle am liebsten Hungers sterben lassen würdet, wenn ihr könntet! Und in Wirklichkeit tut ihr das auch! Joncey, welche Worte richtete General Marion in seiner Ansprache vor dem Angriff gegen Doyle bei Lynche’s Creek an seine Männer?«
    Jonceys Stimme, weitaus kräftiger und lockerer als die von Earl, zitierte: »›Meine Freunde, wenn wir zugrundegehen, weil wir tapfer Widerstand leisten gegen unsere Unterdrücker, was würde dann wohl geschehen, wenn wir uns demütig in den Staub legen und uns ihnen ergeben?‹«
    Ich blickte mich um. Der Raum war voller Menschen, offenbar hatten sich alle ›Revolutionäre‹ aus den anderen ›Kompanien‹ hier versammelt. Aber ich hatte die

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