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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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einfach da und wartete stumm und triefäugig vom Mangel an Schlaf ab, daß Jonathan ging.
    Hatte er diese Worte aus seiner Gedankenkette ausgewählt und ausgesprochen, weil er meinte, sie wären so simpel, daß sogar der Nutzer, der Schläfer Drew, sie verstehen würde? Oder waren sie ihm einfach entschlüpft, weil auch Jonathan aufgebracht war? Oder sagte er sie, weil er wußte, ich würde sie nicht verstehen – und gab es eine elegantere Art, mich auf meinen Platz zu verweisen?
    Ich werd’ Sanctuary haben, das werd ich, irgendwann mal!
    Du! ‘ne dumme Bayouratte wie du! Schmatz.
    Ich mußte schlafen. Mein Auftritt begann in weniger als fünf Stunden. Also rollte ich mich ins Bett, angezogen, wie ich war, und versuchte zu schlafen.
     
    Auf dem Weg zum KingDome in Seattle gab der Luftwagen beinahe seinen Geist auf.
    Wir hatten die Enklave verlassen und waren gerade über dem Nutzer-Teil der Stadt, der aus der Luft aussah wie eine zusammengewachsene Ansammlung kleiner, in Häuserblocks um Cafeterias und Lagerhäuser und Versammlungsgebäude angeordnete Nutzer-Kaffs. Der Senator Gilbert-Tory-Bridewell-KingDome war zwanzig Jahre alt; irgend jemand hatte erwähnt, daß er nach einem historischen Ort benannt war. Er stand natürlich weit außerhalb der Enklave, eine riesige SchaumStein-Halbkugel mit einem abgeschirmten Landeplatz, den wir jetzt möglicherweise nicht mehr erreichen würden.
    Der Wagen bockte, schaukelte vorwärts und rückwärts und krängte schließlich nach links. Es war wie das Schlingern eines großen Schiffes – es war eine Giftmülldeponie, auf der eklige, rosarote Blasen blubberten. Mein Magen hob sich.
    »Du gütiger Himmel«, sagte der Lenker und begann, Überbrückungscodes einzuhämmern. Ich hatte keine Ahnung, ob er tatsächlich etwas tun konnte, und wieviel; Luftwagen sind reine Robo-Geräte. Aber vielleicht wußte er, wie er das Problem anpacken mußte. Schließlich war er ein Macher.
    Der Wagen legte sich zur Seite, und ich fiel gegen die linke Tür. Mein Rollstuhl, zusammengefaltet auf Reisegröße, knallte auf mich. Der Wagen bockte noch mal, und ich dachte: jetzt sterbe ich.
    Warme, blutrote Formen erfüllten meinen Geist. Und das violette Gitterwerk verschwand.
    »Himmel, Himmel, Himmel«, sagte der Lenker und hörte nicht auf, irgendwelche Codes einzugeben. Wiederum protestierte der Luftwagen. Ich schloß die Augen. Das Gitter in meinem Kopf war verschwunden. Es war nicht da! »Okay, okay, okay«, sagte der Lenker, diesmal in einem anderen Tonfall, und der Wagen schleppte sich hinab auf den Landeplatz.
    Wir blieben sitzen, genossen die Sicherheit des festen Bodens, während Gestalten aus dem King-Dome erschienen und in unsere Richtung liefen. Und da war das Gitterwerk wieder! Es hatte sich verflüchtigt, als ich dachte, ich würde sterben, und nun war es wieder zurückgekehrt, immer noch eng um etwas gerollt, das sich in seiner Mitte verbarg.
    »Es sind diese verdammten Graveinheiten«, rief der Lenker, mit derselben vorwurfsvollen Stimme, mit der er okay, okay, okay gesagt hatte. Er drehte sich in seinem Sitz um und sah mir in die Augen. »Beim Material wird gespart. Bei den RoboTests wird gespart. Bei der Wartung wird gespart, weil diese lausigen WartungsRobs dauernd ausfallen. Die ganze Versorgungslizenz fällt auseinander! Zwei Abstürze in Kalifornien letzte Woche; die Nachrichtenkanäle brachten nichts davon, kassierten lieber fürs Maulhalten. Nie wieder fliege ich in einem von diesen Dingern. Haben Sie gehört? Nie wieder!« Alles mit derselben leisen, vorwurfsvollen Stimme.
    In meinem Kopf war er eine geduckte, breiige schwarze Masse vor dem violetten Gitter.
    »Mister Aaarlen!« schrie eine Frau und riß die Tür des Wagens auf. »Ihr seid doch wohl alle heil da drin, oooder?« Ihr Südstaatenakzent war nicht zu überhören. Sallie Edith Gardiner, ein Neuzugang zum Kongreß; sie bezahlte diese Vorstellung für ihre Nutzer-Wählerschaft. Warum, fragte ich mich, klang eine Kongreßabgeordnete aus Washington nach Mississippi?
    »Bestens«, sagte ich, »niemand verletzt.«
    »Also das ist einfach uuunfaßbar, das ist es, eeehrlich! Sind wir schon sooo weit, daß wir nicht mal mehr imstande sind, einen ordentlichen Luuuftwagen zu bauen? Möchten Sie Ihren Auftritt ein klein wenig verschiiieben?«
    »Nein, nein, ich fühle mich durchaus wohl«, sagte ich. Der Akzent war gar nicht Mississippi: er war ein Mississippi-Imitat. In meinem Innern bestand Gardiner ausschließlich aus

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