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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Verdes darüber reden werden. Das ist alles. Die Agenten werden Sie jetzt nach Seattle zurückbringen.«
    »Was wird mit dem Gras gemacht?« fragte ich.
    »Wir werden es durch Strahlung zerstören. Morgen. Kein einziger DNA-Strang wird übrigbleiben und auch keine der Unterlagen. Es durfte nur deshalb bis jetzt existieren, weil wir es Miss Sharifi zeigen wollten – oder, wenn das nicht möglich wäre, Ihnen.«
    Sie begleitete mich zurück zum Aufzug, und ich sah zu, wie ihre von Bedrücktheit und Hoffnung gleichermaßen angespannt wirkende Gestalt anmutig zwischen den weißen Wänden hindurchschritt.
    Unmittelbar bevor sich die Aufzugtür öffnete, sagte ich zu ihr – oder vielleicht zu allen dreien: »Sie können den technischen Fortschritt nicht aufhalten. Sie können ihn bremsen, aber früher oder später kommt er.«
    Carmela Clemente-Rice sagte: »Nur zwei Atombomben wurden je als kriegerische Handlung auf der Erde abgeworfen. Das Wissen war danach immer da, aber es wurde nicht benutzt. Infolge von Zusammenarbeit, Zurückhaltung, Furcht oder Zwang – die Anwendung des Wissens wurde jedenfalls eingestellt.« Sie hielt mir die Hand hin; sie war feucht und kalt, aber eine elektrische Spannung zuckte durch unsere Berührung. Die strahlend blauen Augen sahen mich flehend an.
    Als hätte ich irgendeine Macht über das, was Huevos Verdes tat.
    »Adieu, Mister Arlen.«
    »Adieu, Frau Doktor Clemente-Rice.«
    Die Agenten hielten Wort und lieferten mich in meinem Hotel in Seattle ab. Ich setzte mich zurecht und wartete darauf, wer von Huevos Verdes kommen und wie lange es dauern würde.
     
    Es war Jonathan Markowitz, um fünf Uhr früh. Ich hatte drei Stunden geschlafen. Jonathan war einfach perfekt. Sein Tonfall war höflich interessiert. Er fragte nach allem, was ich gesehen hatte, und ich beschrieb ihm alles. Er stellte eine Menge zusätzlicher Fragen: Hatte ich auf dem Korridor zu irgendeinem Zeitpunkt Temperaturschwankungen wahrgenommen? Auch keine noch so geringen? Hatte es irgendwann nach Zimt gerochen? Verströmten die Lampen ein leicht grünliches Licht? War ich von irgend jemandem berührt worden? Mit keinem Wort stellte er sich gegen das, was Carmela Clemente-Rice mir gesagt hatte. Er behandelte mich als Mitglied des Teams, dessen Loyalität außer Frage stand, das man aber in irgendeiner Weise manipuliert haben konnte, die über sein Verständnis hinausging. Er war perfekt.
    Und die ganze Zeit über konnte ich die Formen spüren, die er in meinem Kopf hervorrief, und das Bild eines Mannes, der schwere Steine aufhob, schwere, geistlose, dumpfgraue Steine.
    Als Jonathan sich zum Gehen wandte, sagte ich brutal: »Sie hätten Nick herschicken sollen. Nicht dich. Nick macht sich nicht die Mühe, es zu verbergen.«
    Jonathan blickte mich unverwandt an. Eine Minute lang sagte er nichts, und ich fragte mich gerade, welch unvorstellbar komplexe und feingesponnene Fäden sich in diesem Super-Gehirn bildeten, als er müde lächelte. »Ich weiß. Aber Nick hatte keine Zeit.«
    »Wann kann ich Miranda sehen? Hat sie Washington schon verlassen und ist nach East Oleanta gereist?«
    »Ich weiß nicht, Drew«, sagte er, und die Formen in meinem Kopf zersprangen und bespritzten das violette Gitter rot.
    »Du weißt nicht, ob sie abgereist ist oder du weißt nicht, wann ich sie sehen kann? Warum nicht, Jon? Weil ich jetzt vergiftet bin von fremden Einflüssen? Weil du nicht weißt, was Carmela Clemente-Rice mit mir angestellt haben könnte, als sie mir die Hände auf die Schultern legte? Oder als ich ihr die Hand schüttelte? Oder weil du keinen Einfluß hast auf das, was ich wirklich von dem Projekt halte?«
    »Ich hatte den Eindruck, du würdest akzeptieren, daß du Miri nicht sehen kannst«, sagte Jonathan mit ruhiger Stimme. »Ohne allzuviel Bedauern.«
    Das verschlug mir die Rede.
    »Dir kommt eine wichtige Rolle zu, Drew«, fuhr er fort. »Wir brauchen dich. Wir haben nicht… Der Computer sagt eine rasante Intensivierung der allgemeinen sozialen Krise voraus, was der unerwarteten Duragem-Situation zuzuschreiben ist. Wir müssen das Projekt beschleunigen. Kevorkel-Gleichungen. Mitochondrienregression. Innerstädtische Konstrukte, DiLazial.«
    Und so endete meine Wut. In einem Haufen Wörter aus der SuperSchlaflosen-Stenographie. Ich wußte nicht, was die Wörter bedeuteten, wußte nicht, welchen Zusammenhang sie hatten, wußte nicht, weshalb man sie mir an den Kopf warf. Ich konnte nicht antworten, und so hockte ich

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