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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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zufrieden fest. «Und jetzt noch mal lachen. Aber richtig.»
    Das Mädchen verzerrte von neuem den Mund. «Prima», rief Marilee. «Ich sage Ihnen, das gibt ein fabelhaftes Bild. Und mit Ihren Farben müßte man es eigentlich kolorieren, 's wär sonst ein Jammer. Kolorieren kostet nur zwei Dollar extra für eine 13x18 Vergrößerung. So, und jetzt noch eine Aufnahme. Sehen Sie mich an. Denken Sie an Ihren Freund. Ein bißchen nach links. Prima. Schon erledigt. Am Mittwoch können Sie die Rohabzüge sehen. Mit Ihren Farben müßten Sie unbedingt eine Aufnahme kolorieren lassen.» Das Mädchen murmelte etwas. «Macht zwei Dollar mehr. Kolorieren wird im voraus bezahlt», versetzte Marilee prompt.
    Ich überflog meinen Farbenvorrat, um sicher zu sein, genügend Rot für die dicken Backen auf Lager zu haben.
    Gegen Mittag betrachtete Marilee sich meine Arbeit. «Mädchen, Sie haben gar nicht kapiert, worauf's ankommt», sagte sie. «Viel zu wenig Farbe. Wenn die Leute fürs Kolorieren extra zahlen, wollen sie was haben für ihr Geld. Passen Sie mal auf.»
    Sie ergriff eines meiner besten Bilder, ein Mädchen mit kupferrotem Haar, bernsteinfarbenen Augen und Korallenlippen, und machte sich ans Werk. Das Kupferrot des Haares wurde in knalliges Orange verwandelt, die bernsteinfarbenen Augen erhielten eine Übermalung in Türkis mit harten weißen Punkten in der Pupille, die Wangen bekamen hektisch rote Flecken, und dann nahm Marilee einen Zahnstocher, tauchte ihn in die rote Farbe, malte rote Pünktchen in die Augenwinkel und zog die Nasenlöcher rot nach. Das Mädchen sah nun, abgesehen vom Haar, genauso aus wie Marilee, die Bräute und die Matrosenschätze. «Na, sieht das nicht viel besser aus?» fragte sie. «Jetzt machen Sie die andern genauso zurecht.»
    Anfänglich widerstrebte es mir, die Fotografien so zu verscheuseln, aber dann sagte ich mir: ‹Mach dich nicht lächerlich. Was geht's dich an? Es ist Marilees Fotostudio, und wenn es ihr Spaß macht, den Leuten knallrote Lippen und entzündete Nasenlöcher zu malen, ist's ihr gutes Recht.› Also übermalte ich meine Kunstwerke nach Marilees Wunsch, und was ich an neuen Bildern zur Hand nahm, ging auf diese Weise viel rascher. Sonnabend mittag hatte ich alle Bestellungen ausgeführt, und Marilee und ich waren ein Herz und eine Seele. Ich wußte alles über Mama, die eine eifrige Rosenkranzbeterin und zuckerkrank war und im übrigen Papageien züchtete. Ich wußte auch alles über Schwester Alma, die mit einem Matrosen verheiratet war und ihm nach «Frisco, Dago, Los Angeles und Long Beach» folgte. Und ich wußte des weiteren alles über Marilees Freund Ernie, der sich als Chiropraktiker betätigte und bereit war, mich mal des Abends nach der Arbeit zu behandeln.
    «Du kannst mir's glauben, Betty», sagte Marilee. «Manchmal ist Mama am Abend so verkrampft, daß sie sich kaum bewegen kann, und dann nimmt Ernie sie sich vor, daß man die Knochen eine Straße weiter krachen hört – wie Pistolenschüsse hört sich's an. Mama sagt, ohne Ernie wüßte sie gar nicht, wie sie's überhaupt noch machen könnte.»
    Mir lag nichts daran, meine Knochen eine Straße weit krachen zu hören wie Pistolenschüsse, und darauf, von Ernie mal vorgenommen zu werden, war ich auch nicht sonderlich eipicht, aber ich wollte Marilee nicht kränken, und so sagte ich, ich würde sie gelegentlich einmal anrufen und eine Verabredung mit ihr treffen.
    «Dich hier zu haben, Betty, war wie eine belebende Spritze», gestand sie mir am Ende der Woche. «Schade, daß die Arbeit erledigt ist. Aber sobald ich wieder neue Aufträge bereit habe, rufe ich dich an.»
    Sie gab mir achtundzwanzig Dollar und fünfundvierzig Cents und ein kleines Paket. «Mach's auf», sagte sie zwinkernd und übers ganze Gesicht strahlend. «Los!» Ich tat es und hielt eine kolorierte Fotografie von mir in einem schmalen Lederrahmen in der Hand. Daß ich es war, erkannte ich an dem orange Haar. «Wie schön, Marilee! Vielen Dank!» rief ich und blickte entsetzt auf die Türkisaugen mit dem frechen Ausdruck, die rot umrandeten Nasenlöcher und die knallroten Lippen.
    «Erinnerst du dich daran, wie ich dich mal gebeten hab, dich eben hinzusetzen, damit ich meinen Apparat einstellen kann?» fragte Marilee. «Da hab ich's gemacht. Und koloriert hab ich's gestern nacht.»
    Ich küßte sie zum Abschied und versprach, nächstens einmal mit ihr essen zu gehen, aber es kam nie dazu, denn als ich, nachdem ich für einen

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