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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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um zehn Uhr zu mir zur Radiostation.»
    «Erkundige dich einmal bei Mr. Ajax nach ihr», meinte ich. «Irgend etwas stimmt nicht mit der Person.»
    Kurz vor zwölf Uhr rief Mary mich an und sagte, ich solle sie und Dorita im Restaurant eines kleinen Hotels in der Stadt treffen.
    «Hast du Mr. Ajax nach Dorita gefragt?» erkundigte ich mich.
    «Er hatte so schrecklich viel zu tun», erwiderte Mary. «Morgen frage ich ihn.»
    Um zwölf Uhr betraten Mary und ich das mit Dorita vereinbarte Restaurant, und sie saß schon dort, diesmal in einem Bibermantel und mit tiefschwarzem Haar. Wir saßen noch nicht richtig, da sagte sie schon: «Mein Onkel arbeitet für Scotland Yard. Mein Vater ist Direktor der Pinkerton Detektiv Agentur. Seit Jahren jagen sie der Spur der größten Diamantenschmugglerin aller Zeiten nach. Sie arbeitet im Blumenladen des Hotels hier. Gehen Sie zu ihr, Mary, und fragen Sie, ob ihr Name Martha Heath ist. Sagen Sie einfach, eine Freundin von Ihnen möchte es gern wissen. Verraten Sie aber um Himmels willen nicht, wer Sie sind. Reden Sie überhaupt sonst nichts mit ihr. Fragen Sie sie nach dem Namen und kommen Sie gleich wieder zurück.» Ihre Augen funkelten, aber ihre Stimme blieb monoton.
    «Warum gehen Sie denn nicht selbst?» fragte ich.
    «Weil Martha Heath mich erkennen würde», erwiderte sie. «Gehen Sie, Mary, eilen Sie sich.»
    «Was nützt es schon, wenn sie zugibt, Marta Heath zu sein?» forschte ich weiter.
    «Das werden Sie schon sehen», wies Dorita mich zurecht. «Scotland Yard fahndet seit Jahren nach ihr.»
    «Bestellt mir ein belegtes Brot und eine Tasse Kaffee», sagte Mary. «Ich bin gleich wieder da.»
    Ich konnte ihr ansehen, daß sie von der geheimnisvollen Tätigkeit für Scotland Yard und die Pinkerton Detektei begeistert war. Als Mary aufstand, sagte ich zu Dorita: «Was tun Sie bei der Western Transportgesellschaft?»
    «Sind Sie katholisch?» fragte sie mich.
    «Ich habe Sie gefragt, was Sie eigentlich bei der Western Transportgesellschaft tun», wiederholte ich.
    «Ich kontrolliere und überwache die Angestellten der Gesellschaft», entgegnete sie.
    «Wie kontrollieren Sie sie?» erkundigte ich mich weiter. «Wann sie zur Arbeit kommen und wie lange sie auf der Toilette bleiben?»
    «Aber nein! Ich überwache die Angestellten, die als Diebe verdächtig sind. In einer Transportgesellschaft ist die Möglichkeit für Diebstähle groß. Die Ladungen sind oft sehr wertvoll. Am Sonnabend wurde auf meine Angabe hin ein Mann entlassen. Ist Mary in Mr. Ajax verliebt?»
    «Du lieber Himmel!» rief ich aus. «Nein!» Mr. Ajax, der Direktor der Western Transportgesellschaft, war klein, dick, glatzköpfig, über fünfzig und verheiratet.
    «Weil sie doch beide katholisch sind», erklärte Dorita.
    «Mary ist nicht katholisch.»
    «Warum trägt sie dann ein großes Silberkreuz?»
    «Weil unsere Tante Louise es ihr geschenkt hat und weil es auf dem glatten schwarzen Kleid sehr hübsch aussieht.»
    «Sie lügen», versetzte Dorita. «Ihr seid beide katholisch.» Und ohne jeden Übergang machte sie ihre Handtasche auf und hielt mir ein Babybild vor die Nase. «Das ist euer geliebter Mr. Ajax als Wickelkind», sagte sie triumphierend.
    «Wenn schon?» machte ich achselzuckend.
    In diesem Augenblick kam Mary zurück und berichtete, daß die Frau im Blumenladen eher wie eine pensionierte Lehrerin als wie eine Diamantenschmugglerin aussah und ohne weiteres zugegeben hatte, Martha Heath zu heißen.
    «Was unternehmen wir jetzt?» fragte sie aufgeregt.
    «Gar nichts», erwiderte Dorita gelassen. «Ich werde morgen nach England kabeln.»
    Selbst Mary fand es sonderbar, daß Dorita ihr mit Thon belegtes Brot aß, ohne die braunen Wildlederhandschuhe auszuziehen.
    Die Vorbereitungen zu Marys Weihnachtsfest hatten sich immer mehr ausgebreitet, und wie ein Schneeball, der sich im Rollen vergrößert, war die Sache mittlerweile zu einer ansehnlichen Lawine angewachsen. Jedermann zeigte sich hilfsbereit, und es waren derartig viel Preise gestiftet worden, daß es ganz danach aussah, als würde jeder eingeladene Invalide mindestens einen Staubsauger und eine Armbanduhr gewinnen. Doch die unzähligen zu erledigenden Gänge hielten Mary an die achtzehn Stunden täglich auf den Beinen. Nachdem sämtliche Einladungen verschickt worden waren, bot ich mich an, allabendlich für ein bis zwei Stunden zu Mary in ihr Büro in der Sendestation zu kommen und ihr dort zur Hand zu gehen.
    «Ich kann das Telefon

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