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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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Hedera Helix käme in die Nachrichten, die Vereinten Nationen würden eine Bombe auf die Stadt werfen, damit sich nicht die ganze Welt infizierte, und alle würden sterben.
    Das war zu viel für Viktor. Inmitten der aufgeregt diskutierenden Mitarbeiter im Schneideratelier brach er in Tränen aus und bekam einen Asthmaanfall. Seine Mutter thronte über dem Chaos wie ein überdimensionaler Leuchtturm inmitten von tosenden Wellen, schaute sich ruhig die panischen Schneiderinnen, die aufgeregten Kinder, den weinenden und hyperventilierenden Viktor an, den aufgeregten Koch Cherno, der schrie, dass die Ratten keinen Stoff essen, sondern bald in seiner Küche auftauchen, und schwor, dass er massenhaft Rattengift auslegen wird; er zog seine Schürze aus, warf sie in die Ecke und verließ den Raum.
    Als Helena genug von diesem Anblick hatte, warf sie alle raus in den Hinterhof und sperrte sich im Atelier ein, woraufhin man zwei Stunden lang hörte, wie Möbel hin und her geschoben, Kisten umgeschmissen wurden und Sachen umfielen. Ab und zu hörte man auch kleine piepsende Geräusche. Die Mitarbeiter standen im Garten hinter dem Haus, Viktor schluchzte in den Armen von Oded, da Gem ihm erzählt hatte, dass seine Mutter nun von den Ratten aufgefressen wird und er im Waisenheim landet, wo er verhungern wird, woraufhin Maricel ihren Sohn anschrie, er solle keinen solchen Unsinn erzählen, und ihm einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste, woraufhin er zu schreien anfing, und als Gems kleine Schwester ihn schluchzen sah, heulte auch sie los. Ein paar Nachbarn kamen vorbei, um zu sehen, was der Lärm bedeutete, und Kennedy, die Katze, sprang auf einen Baum und fauchte alle an. Ein Schwarm Vögel und Krähen, der im Baum saß, flog aufgeregt auf, umkreiste den Innenhof und schnatterte wütend; zwei Eichhörnchen sprangen vom Baum herunter, sahen sich von Menschen umzingelt, liefen ängstlich im Kreis und huschten dann unter dem Tor hinfort.
    Zwei Stunden später öffnete sich die Tür zum Hinterhof , und Viktors Mutter kam heraus. Mittlerweile war der Innenhof voller Menschen, Cherno hatte den Grill angezündet und briet Steaks, alle saßen auf dem Rasen und diskutierten über ihre Zukunftspläne. Viktor hatte sich beruhigt beziehungsweise vergessen, worum es ging, und hörte Oded zu, der ihm erzählte, wie er Hedera Helix verlassen und auf Weltreise gehen würde, um die magischen Galapagos-Schildkröten und die Riesen der Osterinsel zu besuchen. Als Helena heraustrat, verstummten alle. Sie bückte sich leicht, trat unter dem Türrahmen hindurch und schaute alle ruhig an. Ihre grauen Augen glitten über die Menge hinweg, ihr berühmter Schlafzimmerblick, der ihr die Aura der Unerschütterlichkeit verlieh, immer zu sagen schien, dass alles sie furchtbar langweilte, und jedem Erwachsenen das Gefühl gab, ein kleines, nervendes Kind zu sein. Sie hatte einen großen Jutesack in der Hand, den sie vor Odeds Füße warf. „Das waren 26 Ratten“, verkündete sie langsam und leise, ihre Art zu sprechen, wenn sie wütend war. Langsam, weil sie davon ausging, dass alle minderbemittelt waren, und die Langsamkeit des Sprechens die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass ihre Worte verstanden wurden. Und leise, weil ihre ruhige, tiefe Stimme, gepaart mit einer Lautstärke knapp über dem Flüsterton, alle dazu zwang zu verstummen, sich zu konzentrieren und ganz genau hinzuhören. „Oded wird die Ratten zur Müllhalde bringen. Riza bringt die Kinder rein und macht mit ihnen Hausaufgaben. Und alle anderen räumen das Atelier auf“, verkündete mit einer endgültigen Selbstverständlichkeit. Dann ging sie hinauf in ihr Büro und machte die Buchhaltung.
    Oded hatte dann allen erzählt, dass sämtliche Ratten ein gebrochenes Genick hatten, und die Mitarbeiter wunderten sich, dass alle Schränke und massiven Eichenregale, selbst die schweren Maschinen, verrückt worden waren, Gerätschaften und Möbel, die mindestens zu dritt verschoben werden mussten. Aber das Rattenproblem war gelöst, und nie wieder verirrte sich ein Nagetier ins Schneideratelier. Viktor war überzeugt, dass es sich in der Rattenwelt herumgesprochen hatte, dass alle Ratten nun Angst vor Helena Abies hatten und ihre Wohnung oberhalb des Schneiderateliers zu einer gefürchteten Festung geworden war, unzerstörbar und widerstandsfähig gegen jegliche Invasion.
     
    Helena legte das Aufkleberalbum auf den Schreibtisch. „Dein Umhang ist fertiggenäht, Maricel hat drei Tage daran

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