Between Love and Forever
und diesen ganzen Kack glauben. Und vor allem will ich nicht an die Zeit erinnert werden, als ich es noch für möglich hielt, dass sich jemand in mich verlieben und mich anschauen könnte, ohne immer nur Tess zu sehen.
Kapitel 11
Meine Eltern sind früher zu Hause als sonst, und als sie in die Küche kommen, ertappen sie mich dabei, wie ich ein Stück Toast ins Geleeglas tunke und esse.
»Also wirklich Abby, ich hab dir schon so oft gesagt, dass du das Gelee aufs Brot streichen und nicht das Brot ins Glas tunken sollst. Und du hast doch hoffentlich noch was anderes gegessen, ja?«, sagt Mom. Sie setzt sich zu mir an den Tisch und wirft mir ihren Mom-Blick zu. Einen Blick, dem ich nicht ausweichen kann.
»Warum kommt ihr schon so früh? Ist Tess ...«
»Tess geht’s gut. Wir sind nur gleich wieder heimgefahren, nachdem wir mit dem Arzt gesprochen hatten ...«
Dad kommt nicht in die Küche, er muss direkt ins Wohnzimmer gegangen sein. Das bedeutet, dass was Ernstes passiert ist.
»Was hat der Arzt denn gesagt?«, frage ich.
Mom steht auf. »Ich mache mir ein Brot. Willst du auch eins?«
»Mom«, sage ich und sie wirft mir von der Küchentheke aus einen Blick über die Schulter zu und schenkt mir ein trauriges kleines Lächeln.
»Nichts, weshalb du dir Sorgen machen musst. Wir ... es ist nur ... Die Versicherung zahlt nicht so viel, wie wirdachten, und ... na ja, Tess ist jetzt lange genug im Krankenhaus, sodass wir allmählich andere Möglichkeiten in Betracht ziehen müssen ...«
»Andere Möglichkeiten? Was zum Beispiel?« Meine Eltern sind bestens über Komapatienten informiert, weil sie alles gelesen haben, was ihnen in die Finger fiel. Außerdem haben sie eine ganze Reihe von Spezialisten konsultiert, aber ohne Erfolg, denn sie sind jedes Mal mit finsteren Gesichtern von diesen Arztterminen zurückgekommen.
Ich warte auf eine Antwort, die nicht kommt.
»Mom?«, wiederhole ich und im selben Moment kommt Dad aus dem Wohnzimmer, den Mund zu einem Lächeln verzogen, das mir irgendwie vertraut vorkommt und eine unerklärliche Angst in mir aufsteigen lässt. Plötzlich wird mir eiskalt.
»Du musst doch sicher noch was für die Schule machen«, sagt Dad.
»Ja«, murmle ich, stehe auf und wende mich ab, damit ich sein Gesicht nicht sehen muss. »Stimmt.«
Es ist still, so still, als ich in mein Zimmer hinaufgehe und die Tür hinter mir schließe. Aber als ich eine Sekunde später wieder hinausschlüpfe und zur Treppe zurückschleiche – ich hab meine Tür extra laut zugemacht, weil ich wusste, was kommen würde –, höre ich meine Eltern reden.
»Ich kann den Gedanken nicht ertragen, Tess in ein Heim zu geben«, sagt Dad. »Sie ist doch nicht ... es gibt doch noch Hoffnung. Sie kann immer noch aufwachen. Und ich will nicht, dass sie denkt ...«
»Sie weiß, dass du sie liebst«, sagt Mom. »Und dass du sie nicht aufgibst. Das wissen wir alle.«
»Katie ...«, sagt Dad und Mom fällt ihm ins Wort: »Nein, Dave, versteh doch – ich bin nun mal nicht wie du, ja?«
Wieder herrscht Stille, dann höre ich Mom seufzen, höre sie durch die Küche gehen.
»Wenn sie doch nur ...«, fängt sie an, unendlich traurig und liebevoll, und Dad sagt gepresst: »Ja, du hast recht«, mit einer Stimme, die wie aus weiter Ferne kommt, als würde er etwas zurückhalten.
Als ob er mit den Tränen kämpft.
Ich schleiche noch weiter die Treppe hinunter und strecke den Kopf zur Küche vor und da sehe ich, dass meine Eltern sich im Arm halten. Dad lehnt seinen Kopf an Mom, den Mund in ihr Haar gedrückt.
Das Lächeln, das er vorher aufgesetzt hatte, ist erloschen und plötzlich weiß ich, wo ich dieses Lächeln schon einmal gesehen habe.
Bei Tess. In ihrem letzten Highschooljahr und besonders oft vor der Abschlussprüfung, bevor sie ans College ging. Da hat sie so gelächelt. Mir ist nur nie aufgefallen, wie angespannt dieses Lächeln war. Aufgesetzt. Überhaupt nicht echt.
Ich schaudere, obwohl es nicht kalt ist, und das eisige Gefühl dringt mir bis in die Knochen.
Lautlos schleiche ich in mein Zimmer zurück und schließe die Tür hinter mir.
Kapitel 12
Ich wollte immer wie Tess sein, noch mit fünfzehn war das so. Ich wollte ihr glattes, glänzendes Haar, wollte so perfekt sein wie sie, immer top gestylt, immer schön und strahlend. Ich wollte ihr Lächeln, wollte, dass mich die Leute genauso anschauten wie sie, dass ihre Augen genauso aufleuchteten wie bei ihr, wenn ich irgendwo hinkam.
Ich sehnte mich so
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