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Between Love and Forever

Between Love and Forever

Titel: Between Love and Forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Scott
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danach, ohne dass meine Wünsche je in Erfüllung gingen.
    Aber Tess war nett und ließ es mich nicht fühlen. So ist sie nicht. Sie lieh mir ihre Klamotten und schickte mich nicht weg, wenn sie mit ihren Freundinnen herumhing. Und wenn irgendwelche Jungs zu ihr kamen – was ständig der Fall war –, bezog sie mich mit ein und sorgte dafür, dass ich sie kennenlernte.
    In den Augen der Leute hier war Tess perfekt – in jeder Hinsicht. Und das stimmt ja auch.
    Jedenfalls nach außen hin.
    Zu Hause war Tess manchmal ... also sie hatte auch ihre dunklen Seiten, was ja eigentlich normal ist. Das Problem war nur, dass Tess nichts nach außen dringen ließ, dass sie sich nicht die geringste Blöße vor anderen Leuten geben wollte. Nicht ein einziges Mal.
    Anfangs war es noch harmlos. Wenn Tess sich über irgendwas aufregte, zog sie sich zurück, verstummte, ging in ihr Zimmer und war nicht mehr ansprechbar. Aber sobald jemand anrief oder vorbeikam und sie sehen wollte ... ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es war fast unheimlich, so als würde sie etwas über- oder auch abstreifen, und plötzlich war sie wieder die Alte. Die Tess, die alle kannten, die immer so glücklich war, so fröhlich, und der Welt ein strahlendes Gesicht zeigte.
    Aber nur der Welt. Bei mir war sie anders. Einmal zum Beispiel – ich war ungefähr zwölf – ging ich in ihr Zimmer, ohne anzuklopfen, weil ich mit Tess und Claire zusammen sein wollte. Tess, die damals fünfzehn war, hat mich angestarrt, als hätte sie mich noch nie gesehen.
    »Hey«, sagte ich und Tess lächelte, ein viel zu strahlendes Lächeln, mit einem viel zu weit nach oben gebogenen Mund, als hätte sie vergessen, wie man lächelt, und brächte nicht mal mehr ein reines Höflichkeitslächeln zustande. Dann stand sie plötzlich auf, kam zu mir herüber und sagte: »Geh raus.«
    Sie hat nicht gebrüllt. Nein, ihre Stimme war seltsam tonlos, gepresst, und als ich »Aber Tess ...« stammelte und Claire zu ihr sagte: »Bleib locker, Tess, okay?«, wirbelte sie herum und starrte Claire an. Schaute sie an, ohne ein Wort zu sagen, und Claire wandte den Blick von mir ab und starrte auf den Boden.
    Ich wich einen Schritt zurück und Tess zog die Tür wieder zu, ihre Augen die ganze Zeit auf Claire geheftet,ohne mich eines Blickes zu würdigen. Als hätte sie vergessen, dass ich noch da war.
    Abends beim Essen habe ich Tess dann irgendwas gefragt – vielleicht, was sie am nächsten Tag in die Schule anziehen würde oder etwas in der Art, weil ich wusste, dass sie gern über solche Dinge redet – und da hat sie mich einfach ignoriert.
    »Hast du nicht gehört, Tess? Abby hat dich was gefragt«, sagte Dad zu ihr und stieß sie leicht mit der Salatschüssel an, die er in der Hand hielt.
    Tess starrte ihn an. »Ich halte das nicht mehr aus«, sagte sie und auch diesmal schrie sie nicht. Es klang nicht mal wütend. Nur einfach ... wie erloschen. Sie stand auf und ging in ihr Zimmer und kam die nächsten beiden Tage nicht mehr heraus. Sie ging nicht in die Schule, nahm keine Anrufe entgegen, oder wenn, erzählte sie den Leuten, dass alles bestens sei, aber danke für den Anruf und bla bla bla. Wenn Besuch für sie kam, »schlief« sie. Sie hat nichts gegessen und sicher auch nicht geschlafen. Sie hat einfach ... gar nichts gemacht.
    Am zweiten Tag hat Mom sich freigenommen und ist zu Hause geblieben, und als ich von der Schule kam, war Tess wieder beim Essen unten, strahlend wie immer. Ich hab sie gefragt, ob sie wieder okay sei, und sie hat mich nur verständnislos angestarrt und gesagt: »Mom findet, dass du die Augen von ihrer Mutter hast.«
    Das hat mich tief getroffen, weil Mom nie mit mir über ihre Eltern geredet hatte, nicht ein einziges Mal. Ich wusste nur, dass beide tot sind, sonst nichts. Und es warmir neu, dass ich angeblich die Augen meiner Großmutter hatte.
    »Ja«, sagte Tess. »Und Grandma hat sich umgebracht. Wusstest du das?«
    »Was?«
    »Im Ernst«, beharrte Tess. »Vielleicht liegt ja ein Fluch auf dir.« Dann beugte sie sich zu mir vor und zischte: »Und vielleicht endest du irgendwann auch so wie sie.«
    Normalerweise hätte ich an diesem Punkt nach Mom oder Dad geschrien oder nach allen beiden, aber ich konnte nicht. Weil Tess so normal wirkte, so wie immer, aber ihre Worte jagten mir eine Höllenangst ein. Ich wollte nicht hören, dass ein Fluch auf mir liegt.
    Und erst recht nicht, wie Tess sich daran weidete. Ich stand einfach da, mit großen Augen und

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