Between Love and Forever
ein Punkt bei Tess. Wenn sie wollte, konnte sie unglaublich verständnisvoll sein. Einem das Gefühl geben, dass sie wusste, wovon sie redete. Dass sie für einen da war. Und an diesem Abend brauchte ich das einfach.
Selbst wenn es Tess war.
Ich setzte mich neben sie vor den Fernseher und wir schauten zu, wie die Leute im Film von Aliens aufgefressen wurden. Tess hielt sich die meiste Zeit die Augen zu und verlor kein Wort über den Sand in meinen Kleidernoder die verschmierte Wimperntusche unter meinen Augen. Sie war so nett, so verständnisvoll – so ganz Tess. Ich hasste sie dafür. Weil sie so perfekt war, so unangreifbar.
Später lag ich im Bett, mit trockenen Augen, weil ich auf keinen Fall weinen wollte. Ich ließ es einfach nicht zu und ich fragte mich, ob Tess je erfahren hatte, wie sich ein gebrochenes Herz anfühlt.
Ob sie je etwas Schlimmes erleben würde – in diesem Moment hätte ich es ihr sogar gewünscht.
Und dann ist es passiert.
Ich weiß, dass ich den Unfall nicht verursacht habe. Ich kann nichts dafür, dass Tess im Krankenhaus liegt. Aber jetzt würde ich am liebsten die ganze Wut ungeschehen machen, die ich auf Tess hatte, wenn ich sie anschaute oder auch nur an sie dachte.
Aber ich bin immer noch wütend, wenn ich sie da liegen sehe, so stumm und fern, obwohl ich es nicht möchte. Ich wünschte, ich würde sie nur aufwecken wollen, weil ich sie vermisse.
Aber das ist nicht so. Tess soll aufwachen, damit ich nicht für alle Zeiten daran erinnert werde, dass ich nicht wie sie bin.
Und nie sein werde.
Kapitel 13
»Hallo, Sunshine«, sagt Clement, als ich am nächsten Tag mit finsterem Gesicht ins Krankenhaus komme, weil meine Tasche auf der Fähre klatschnass geworden ist und in dem einzigen Klo die Papiertücher ausgegangen waren.
Ich verziehe den Mund zu einem breiten, gekünstelten Lächeln und er kramt lachend ein Hustenbonbon hervor.
»Hab jemand gefunden, der heute im Geschenkeshop anfängt«, sagt er. »Hast du mir irgendwas zu sagen?«
Ich grinse ihn an. »Ja – von Hustendrops kriegt man Blähungen, wenn man zu viele davon isst.«
Clement lacht. »Meine Frau hätte dich geliebt. Magst du Jaffa Biscuits? Harriet war ganz wild darauf. War früher nicht einfach, die hier zu kriegen, aber jetzt findet man ja alles im Supermarkt.«
»Ich liebe Jaffa Biscuits«, behaupte ich, obwohl ich keine Ahnung habe, was das ist.
Clement grinst mich an. »Was krieg ich dafür, wenn ich dir eine Packung mitbringe?«
»Ich beichte meinen Eltern, dass mein neuer Freund ein bisschen älter ist als ich.«
Clement lacht so furchtbar, dass er fast an seinem Hustenbonbon erstickt, und die Frauen vom Empfang kommenmit einem Glas Wasser angerannt und glucken um ihn herum. Wahrscheinlich hat Clement dem Krankenhaus noch viel mehr Geld gespendet, als gemunkelt wird, denn normalerweise rühren die hier keinen Finger, wenn man nicht den ganzen Gang vollblutet. Oder nicht gerade die Pause anfängt.
»Na los, geh schon«, sagt er und wedelt mich weg, umringt von einem Meer von besorgten Gesichtern. »Sag Eli schöne Grüße von mir.«
Ich gehe zu Tess’ Station hinauf und tatsächlich sitzt Eli in dem kleinen Warteraum außen. Er ist nicht zu übersehen, weil zwei Schwestern vor der Tür herumstehen und ihren Verbandswagen ordnen. Das heißt, sie tun so, als ob, denn in Wahrheit starren sie die ganze Zeit nur Eli an.
Ich frage sie, ob sie Claire gesehen haben, und sie zucken mit den Schultern und gaffen weiter. Ich quetsche mich an ihnen vorbei in den Warteraum hinein, wo Eli sitzt und mit einer Hand auf einen Stuhl trommelt, während er auf den Fernseher starrt, der an der Wand befestigt ist.
»Hey«, sage ich und will das Flattern in meinem Magen als rein körperlichen Reflex abtun. Eine Reaktion, die nichts mit mir zu tun hat. Wie Bauchkrämpfe nach einem verdorbenen Essen.
Aber ich kaufe es mir selbst nicht wirklich ab.
»Hey«, sagt er und seine Stimme ist so leise und ruhig und schön, wie ich sie in Erinnerung habe. Die Helferinnen draußen im Flur starren jetzt so unverblümt, dassich ihre Blicke in meinem Rücken spüre wie giftige Dolche.
Ich weiß genau, was sie denken. Sie wundern sich, wie ich dazu komme, mit Eli zu reden. Und was er an mir findet, so wie ich aussehe. Ein Typ wie er!
»Also was ist? Können wir?«, frage ich. Die Schwestern werden sich bald nicht mehr wundern, wenn Tess aufwacht und Eli bei ihr sitzt.
»Hast du Clement gesehen?«
»Ja. Ich soll dich
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