Between Love and Forever
grüßen.«
Eli steht auf, entfaltet sich wie ein zum Leben erwachtes Kunstwerk von seinem Stuhl, so anmutig, so schön mit seiner schimmernden Haut, deren Farbton mich an die in Goldpapier eingewickelten Karamellbonbons erinnert, die Mom immer geschmolzen und aufs Eis getan hat.
Tess hat das Zeug löffelweise verschlungen.
»Ich ... du ... alles okay mit dir?«, sagt er und schaut mich etwas zögernd an. Ich nicke. »Ja, klar. Also, dann gehen wir jetzt zu Tess. Du wirst sie mögen, glaub mir.« Ich zwinge mich, normal zu reden, meine Stimme beiläufig zu halten. Er soll nicht merken, wie verzweifelt ich insgeheim hoffe, so sehr, dass mir das Herz wehtut.
Er soll nicht mal wissen, dass ich ihn überhaupt sehe.
Wir gehen in den Gang hinaus und ich gebe den Türcode ein, damit die Schwestern uns hereinlassen.
»Ich wollte sagen – also ich wollte dich fragen, was mit deiner Tasche ist«, stottert Eli. »Die sieht so nass aus. Soll ich dir ein Handtuch holen oder so, damit du sie trocken reiben kannst?«
Ich schüttle den Kopf, sage Nein ohne Worte, weil ich jetzt einfach nicht reden kann.
Komisch, dass ihm das auffällt. Was interessiert ihn meine Tasche? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Es ist schon so lange her, dass mich jemand angeschaut hat – ich meine, wirklich wahrgenommen hat.
Wenn doch nur ...
Zum Glück ertönt der Summer, bevor ich diesen gefährlichen Gedanken weiter verfolgen kann, und ich gehe zu Tess hinein.
Sobald ich mich auf meinen üblichen Platz gesetzt habe, fühle ich mich besser. Allmählich lässt mein Herzklopfen nach, aber Elis Bemerkung vorher hat mich echt umgehauen. Die Tatsache, dass er mich wahrnimmt, oder jedenfalls meine Tasche ...
Ich sehe Tess an und berühre ihre Schulter, warte darauf, dass ihre Brust sich hebt und senkt.
Eine winzige Bewegung nur, kaum sichtbar, aber es ist das einzige Lebenszeichen. Genug, um uns alle hierherzubringen. Eine Bewegung, die uns in Atem hält. Warten lässt.
»Ich hab jemand mitgebracht«, sage ich zu ihr und dann schaue ich Eli an.
Er setzt sich ihr gegenüber und ich glaube schon, dass er von ihrer Schönheit fasziniert ist, so wie alle anderen, aber dann trommelt er wieder mit einer Hand auf den Stuhl und sieht mich an, als ob er auf etwas wartet.
»Er ist schüchtern«, sage ich zu Tess, dann drehe ichwieder den Kopf zu ihm und signalisiere ihm mit den Augen, dass er jetzt reden soll. »Aber du hast ihn ja neulich schon gehört, stimmt’s? Der Typ mit der tollen Stimme?«
Eli räuspert sich und sagt: »Hey.«
Ich schaue in Tess’ Gesicht. Nichts.
»Kannst du bitte noch was sagen?«, dränge ich.
»Was denn?«
»Keine Ahnung. Was du sonst so den Mädchen erzählst, mit denen du weggehst.« Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Tess hat Erfahrung im Flirten, aber ich doch nicht. Mich sehen die Typen gar nicht.
Ich drehe mich wieder zu Tess um und beobachte ihr Gesicht, als Eli zu reden anfängt.
»Ähm. Ich bin Eli«, sagt er. »Ich gehe an die St. Andrew’s, bin im Junior-Jahr und ich ...«
»Junior?«, sage ich und schaue ihn wieder an. Seine Finger trommeln immer noch auf den Stuhl. »Du bist doch kein Junior – nie im Leben.«
»Doch, bin ich.«
Oh, Mist. Ich hätte schwören können, dass er schon achtzehn ist und demnächst aufs College geht. »Du siehst überhaupt nicht wie die Jungs an meiner Schule aus. Wie alt bist du eigentlich?« Vielleicht hat er ein Jahr wiederholt oder so. Was auch immer.
»Siebzehn.«
Doppelt Mist. »Okay, aber du wirst doch bald achtzehn, oder?«
»Na ja, wenn neun Monate bald für dich ist.«
Meine Augen weiten sich wieder und ich schaue auf Tess hinunter. »Bald, ja?«
»Oh, gut – okay«, sagt er.
»Du kannst ihm alles übers College erzählen«, sage ich zu Tess. »Ihm Tipps geben, wie er sein erstes Studienjahr überlebt und so. Außerdem bist du ja auch erst im zweiten Studienjahr und zwanzig ist gar nicht so viel älter als achtzehn. Wenn du aufwachst, könnt ihr mir eine Gehirnwäsche verpassen, bis ich voll auf Shakespearestücke abfahre, auch wenn man kein Wort von dieser altmodischen Sprache versteht.«
»Also, Englisch nehm ich garantiert nicht. Und ich weiß nicht, was an Shakespeare so toll sein soll ...«
Ich räuspere mich, um ihn zu bremsen, und funkle ihn an.
Und da sehe ich, dass er Tess keines Blickes würdigt. Stattdessen schaut er mich an, als sei ich ein Rätsel für ihn, das er nicht lösen kann. Was ist los mit ihm? Ist er einfach so
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