Between Love and Forever
Eli hoffentlich nicht merkt. »Dann kannst du ihm erzählen, wie ich an der Tür gelauscht habe, wenn du mit Cl... mit deinen Freundinnen geredet hast, als du noch zu Hause warst. Oder wie ich dich mal verpetzt habe, als du den Brokkoli ins Klo gekippt hast ...«
»Was? Du magst keinen Brokkoli?«, sagt Eli und Tess macht keinen Mucks.
»Doch, und wie«, sage ich. »Komisch, was? Ich koch dir einen ganzen Topf voll und bring ihn her, wenn du aufwachst. Dann kannst du Brokkoli mit Eli essen.«
»Nein, sorry, ich esse keinen Brokkoli, nicht mal dir zuliebe«, sagt Eli und endlich sehe ich ihn an. Ich müsste ihm dankbar sein, dass er sich auf das Spiel einlässt und mit Tess redet, als sei sie noch da und könnte jeden Moment aufwachen. Aber ich bin nicht glücklich darüber. Nicht so, wie ich sein sollte.
Und als ich ihn jetzt ansehe, ist sein Blick nicht auf Tess gerichtet. Er sieht mich an. Hat mich gemeint.
»Tess kann sehr überzeugend sein«, sage ich, aber meine Stimme klingt atemlos und flattrig und zum Glück kommt gerade eine Schwester herein und unterbricht uns. »Ich muss eins der Geräte checken«, sagt die Schwester und zeigt auf einen Monitor in Elis Nähe. »Ich glaube, das hier ist es ... oh, verflixt. Da müssen wir einneues reinstellen ... könnt ihr bitte so lange ...« Sie scheucht uns in Richtung Tür.
»Was ist los?«, frage ich und schaue Tess an, aber ich kann keine Veränderung an ihr erkennen. »Stimmt was nicht?«
»Nein, nein«, sagt die Schwester kurz angebunden. »Ich muss nur ein neues Gerät reinkriegen und so lange kann ich euch nicht hier drin gebrauchen ...«
Ich stehe auf und Eli auch.
»Hab ich ... hab ich was kaputt gemacht?«, fragt er, aber die Schwester antwortet nicht, sondern fummelt am Display herum und winkt eine andere Schwester zu sich herein.
Auch wenn die Schwestern mich oft zur Verzweiflung treiben, bin ich beeindruckt, wie sie in wenigen Sekunden Eli und mich aus dem Zimmer scheuchen und sich dann um Tess’ Bett scharen und mit ruhigen Gesichtern einen komplizierten Tanz mit all den Kabeln und Geräten aufführen, an die Tess’ stiller Körper angeschlossen ist.
»Vielleicht können wir später wieder rein«, sage ich und gehe in den Warteraum, wo ich mich auf einen der Stühle fallen lasse. Ein alter Mann sitzt auf einem Stuhl direkt vor dem Fernseher, den Kopf zur Seite geneigt, und schnarcht laut.
Ich drehe mich um, will Eli fragen, ob er vielleicht woanders warten will, und da sehe ich, dass mit ihm was nicht stimmt. Was, zum Teufel, macht er da?
Er hat sich auch gesetzt, aber seine Hände trommelnso schnell auf den Stuhl, dass man meinen könnte ... ich weiß auch nicht. Es sieht aus, als wollte er seine Finger in den Stuhl bohren. Und sein Gesichtsausdruck ... als ob er gleich schreiend davonstürmen würde oder kotzen müsste ... Oder vielleicht beides.
»Alles okay mit dir?«, sage ich, dann fällt mir wieder ein, was er die Schwester gefragt hat. »Hey, du denkst doch hoffentlich nicht, dass das deine Schuld war? Du hast nichts kaputt gemacht, okay?«
Er nickt, aber ganz steif und fahrig, dann schießt er plötzlich zur Tür. Ich höre ihn etwas murmeln wie »Bin gleich zurück«, aber ich verstehe es nicht richtig, weil er so schnell und leise redet, dass es im Schnarchkonzert des alten Mannes untergeht.
Komisch. Vielleicht ist ihm schlecht. Oder er ist traurig. Er hat doch gerade erzählt, wie sein Hund gestorben ist, und das muss schlimm für ihn gewesen sein. Ich spiele einen Augenblick sogar mit dem Gedanken, ihm nachzurennen und nach ihm zu sehen.
Nein, Blödsinn. Wenn ich schon was unternehme, dann sollte ich besser Clement holen. Ich muss mich nicht wegen Eli verrückt machen. Ich kenne ihn doch kaum. Er ist nur der Typ, der Tess aufwecken soll. Er bedeutet mir nichts weiter.
Aber das stimmt natürlich nicht. Er bedeutet mir sehr viel, auch wenn es idiotisch ist. Ich bin so dumm, ich müsste es wirklich besser wissen – tu ich auch –, und trotzdem kann ich mich nicht beherrschen und gehe ihm nach.
Ich muss nicht lange suchen. Ich stolpere gleich draußen im Treppenhaus über ihn, wo er auf der zweitobersten Stufe sitzt.
»Hey«, sage ich. »Soll ich vielleicht Clement holen?«
»Nein«, wehrt Eli ab, so heftig, dass es fast ein Schrei ist. »Bloß nicht. Ich bin okay.«
Eigentlich müsste ich jetzt sagen: »Also gut, dann bis später«, und gehen, aber ich kann nicht.
Ich bleibe.
»Wirklich nicht?«, sage ich und setze
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