Between Love and Forever
mich neben ihn.
»Ja«, murmelt Eli. »Ich ... es ist nur, weil wir nicht auf die übliche Art rausgegangen sind, und da ist mir plötzlich eingefallen, dass ich mit dem rechten Fuß zuerst aus dem Zimmer hätte gehen müssen statt mit dem linken, und plötzlich hatte ich Angst, dass was Schlimmes passiert, und ich musste dauernd dran denken, obwohl ich mir immer wieder gesagt habe, dass es bescheuert ist, und ...«
»Hey, Moment, was redest du da?«, sage ich verwirrt.
»Ich ... das ist so ein Tick von mir, verstehst du?«, sagt er. »Ich hab manchmal die fixe Idee, dass etwas auf eine bestimmte Art gemacht werden muss, und wenn ich es vergesse, dann, ähm ...« Er verstummt, trommelt mit den Fingern gegen seine Beine, dann ballt er die Fäuste, verkrampft seine Hände, als wollte er seine Finger festhalten. »Also, ich reg mich auf und stelle mir lauter schreckliche Sachen vor, und oh, verdammt ...« Er schaut mich an. »Ich hab eine Zwangsneurose ...«
Kapitel 29
Und dann sitzen wir auf der Treppe, bis es draußen dunkel wird, und reden. Die ersten Krankheitssymptome traten bei Eli auf, als er in die Schule kam und merkte, dass er seine Aufgaben nur auf eine bestimmte Art machen konnte.
»Und wenn ich das nicht gemacht habe«, erklärt er, »dann ... ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll ... Dann war das so schlimm, als ob ich sterben müsste – im Ernst, so hab ich mich wirklich gefühlt, und das nur, weil ich irgendwas nicht so gemacht habe, wie es sein sollte.«
Mit der Zeit wurde es immer schlimmer und seine Eltern haben ihn zum Arzt geschickt, haben ihn auf Medikamente gesetzt und ihm gesagt, dass er einfach damit aufhören müsse. Dass er sich zwingen müsse.
»Als ob es so einfach wäre«, stößt Eli hervor. »Meine Eltern dachten, wenn ich mich nur ein bisschen zusammenreiße, würde ich schon drüber wegkommen. Und nicht vierzigmal durch eine Tür gehen, aus Angst, dass ich sterben muss, weil ich aus Versehen mit dem rechten Fuß zuerst durchgegangen bin. Ich weiß doch selber, wie bescheuert das alles ist. Aber ich habe es trotzdem gemacht. Und ich mache es immer noch. Ich ... ich komm einfach nicht dagegen an.«
Jetzt wird mir einiges klar. Zum Beispiel, warum er immer einen Schritt hinter mir geht, als könnte er nicht anders. Wie unter einem Zwang. Oder warum er so oft mit seinen Fingern trommelt, als sei er nervös oder aufgeregt.
Oder das ewige Abzählen.
Und jetzt weiß ich auch, warum er so komisch reagiert hat, als ich den Türcode mit der linken Hand eingetippt habe statt mit der rechten. Und warum er hinterher die ganze Zeit so verstört war.
Er muss fast durchgedreht sein.
»Das tut mir leid«, sage ich. »Ich wusste nichts davon.«
Er schaut mich an. »Wirklich nicht?«
Ich schüttle den Kopf.
»Wow. Und ich hab immer das Gefühl, dass es sofort auffällt«, sagt er. »Dass alle mich anstarren. Als Harvey eingeschläfert werden musste, ist es noch schlimmer geworden. Ich hab morgens zwei Stunden gebraucht, bis ich überhaupt aus dem Haus konnte. Meine Eltern ... na ja, du kannst dir denken, dass sie nicht gerade erfreut waren. Ich wurde zu anderen Ärzten geschickt, hab neue Medikamente bekommen und all das. Aber es hat nichts geholfen, es wurde nicht besser. Und selbst jetzt noch muss ich ...« Er zeigt auf seine Hände.
»Dann bist du hierhergekommen, weil du bei einem anderen Arzt in Behandlung bist?«, sage ich.
Er lacht, aber es klingt bitter, traurig. »Nein. Ich meine, klar bin ich in Behandlung. Aber meine Eltern – sie schämen sich für mich, verstehst du? Alle anderen Kinderin ihrem Freundeskreis sind normal, haben sich unter Kontrolle, wie mein Vater immer sagt. Aber je mehr sie sich über mich aufgeregt haben, desto schlimmer wurde es, und ... es war ihnen einfach peinlich. Deshalb haben sie mich zu Clement geschickt. Jahrelang hat mein Dad über das Kaff hier geschimpft – wir sind nie zu Besuch hergekommen, kein einziges Mal – und trotzdem haben sie mich hierhergeschickt.«
»Also das ... deine Eltern sind das Letzte«, sage ich.
Er starrt mich an.
»Tut mir leid, aber das regt mich richtig auf. Du bist so toll und ...« Ich breche ab, als mir bewusst wird, was ich gerade gesagt habe. Laut und deutlich. »Also jedenfalls sind sie unmöglich.«
»Nein, sind sie nicht ... oder doch, stimmt«, sagt er. »Ich finde es schrecklich hier. Na ja, nicht alles. Clement ist okay. Und du ...«
Ich halte den Atem an, warte, obwohl ich es nicht will, hoffe
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