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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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ein seltsames, rhythmisches Schnarren. Mae sah mich fragend an.
    »Charley?«
    »Ich - sprüh die kleinen Scheißkerle ein. Mal sehen, was sie machen, wenn sie nass sind.«
    Mae sagte: »Du versprühst die Isotope?«
    Er antwortete nicht. Doch gleich darauf tauchte er wieder am Fenster auf, die Sprühflasche in der Hand, und sprühte in alle Richtungen. Flüssigkeit zog Querstreifen über die Scheibe und rann dann nach unten. Im Wagen wurde es zusehends dunkler, denn immer mehr Partikel drangen ein. Bald konnten wir Charley nicht mehr erkennen. Seine Hand tauchte aus der Schwärze auf, drückte gegen die Scheibe, verschwand dann wieder. Er hustete ununterbrochen. Ein trockenes Husten.
    »Charley«, sagte ich. »Raus aus dem Wagen, und dann lauf.«
    »Ach, Scheiße. Bringt doch nichts.«
    Bobby Lembeck sagte: »Wind bei zehn Knoten. Los, versuch’s.«
    Zehn Knoten war nicht genug, aber besser als gar nichts.
    »Charley? Hörst du?«
    Wir hörten seine Stimme aus dem schwarzen Wageninneren. »Ja, gut … Ich suche - finde den - verdammten Türgriff nicht, kann ihn nicht ertasten … Wo ist der Scheißtürgriff in diesem …« Er bekam einen Hustenanfall.
    Über das Headset hörte ich Stimmen im Labor, alle sprachen schnell. Ricky sagte: »Er ist im Toyota. Wo ist im Toyota der Türgriff?«
    Bobby Lembeck: »Keine Ahnung, ist nicht mein Wagen.«
    »Wem gehört der Wagen? Vince?«
    Vince: »Nein, nein. Dem Typen mit den schlechten Augen.«
    »Dem Techniker. Dem Typ, der dauernd blinzelt.«
    »David Brooks?«
    »Ja, genau.«
    Ricky sagte: »Leute? Wir glauben, es ist Davids Wagen.«
    Ich sagte: »Das hilft uns auch nicht …«
    Und dann brach ich ab, weil Mae hinter sich auf den Rücksitz des Wagens deutete. Aus dem Ritz zwischen den Polstern zischten Partikel in den Wagen wie schwarzer Rauch.
    Ich sah genauer hin und entdeckte im Fond auf dem Boden eine Decke. Auch Mae sah sie und warf sich förmlich nach hinten, hechtete zwischen die Sitze. Sie trat mir dabei gegen den Kopf, aber sie hatte die Decke und stopfte sie in den Spalt. Mein Headset fiel ab und blieb am Lenkrad hängen, als ich nach hinten klettern wollte, um Mae zu helfen. Es war eng im Wagen. Aus dem Kopfhörer hörte ich eine blecherne Stimme.
    »Komm schon«, sagte Mae. »Schnell.«
    Ich war größer als sie. Im Fond war nicht viel Platz für mich, deshalb lehnte ich mich mit dem Oberkörper über den Fahrersitz, packte die Decke und half Mae, sie zwischen die Polster zu stopfen.
    Ich bekam nur mit einem Ohr mit, dass sich die Beifahrertür des Toyota knallend öffnete, und dann sah ich Charleys Fuß aus dem Dunkel auftauchen. Er wollte sein Glück draußen versuchen. Vielleicht sollten wir auch den Wagen verlassen, dachte ich, während ich Mae mit der Decke half. Die Decke würde nicht viel nützen, das war bloß eine Verzögerungstaktik. Ich spürte bereits, wie die Partikel durch den Stoff drangen; der Wagen füllte sich unaufhaltsam. Es wurde dunkler und dunkler. Ich fühlte Nadelstiche überall auf der Haut.
    »Mae, raus hier.«
    Sie gab keine Antwort, sie stopfte nur die Decke weiter in den Spalt, immer fester. Wahrscheinlich wusste sie, dass wir draußen keine Chance hätten. Die Schwärme würden uns einholen, sich uns in den Weg stellen, uns zu Fall bringen. Und wenn wir erst am Boden lagen, würden sie uns ersticken. Wie sie es bei den anderen getan hatten.
    Die Luft wurde dicker. Ich musste husten. Im Halbdunkel hörte ich weiter eine blecherne Stimme aus den Headsets. Ich konnte nicht sagen, woher sie kam. Auch Mae war das Headset heruntergefallen, und ich meinte, es auf dem Vordersitz gesehen zu haben, aber inzwischen war es so dunkel, dass ich nichts mehr erkannte. Mir brannten die Augen. Ich hustete ständig. Auch Mae hustete. Ich wusste nicht, ob sie noch immer mit der Decke beschäftigt war. Sie war nur noch ein Schatten im Nebel.
    Ich schloss fest die Augen gegen den stechenden Schmerz. Meine Kehle schnürte sich zu, und mein Husten war trocken. Wieder wurde mir schwindelig. Ich wusste, dass wir nicht länger als eine Minute überleben konnten, vielleicht weniger. Ich sah wieder zu Mae, aber ich konnte sie nicht sehen. Ich hörte sie husten. Ich wedelte mit der Hand, versuchte den Nebel zu lichten, damit ich Mae erkennen konnte. Es half nicht. Ich wedelte mit der Hand vor der Frontscheibe, und sie wurde für einen Moment klarer.
    Trotz meines anhaltenden Hustens sah ich das Labor in der Ferne. Die Sonne schien. Alles war normal. Es machte

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