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Beuteschema: Thriller (German Edition)

Beuteschema: Thriller (German Edition)

Titel: Beuteschema: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Baer , Jonathan Greene
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Sir«, antwortete sie.
    Curtin lächelte. » Dann mal ran an den Knaben.«

2
    Todd Quimby saß an einem Metalltisch und hob ruckartig den Kopf, als Claire den fensterlosen Raum betrat. Ein Ventilator in der Ecke regte die Luft zu einer warmen Brise. Komisch, er sieht gar nicht aus wie ein Kotzbrocken, dachte Claire und wunderte sich, dass das emotionale Trauma Quimbys jungenhaft gutem Aussehen nichts anhaben konnte. Er war dünn, aber nicht hager; er besaß durchaus Muskeln. Das kurze kastanienbraune Haar krönte ein sommersprossiges Gesicht mit verblüffend grünen Augen.
    » Sind Sie die Psychiaterin?«, fragte er halbherzig.
    Er sah ihr in die Augen. Claire dachte an die erste Lektion, die sie in ihrem Praxisjahr als Psychiaterin gelernt hatte: Einem Patienten, der den Blick senkt oder zur Seite schaut, ist alles scheißegal. Wer einem in die Augen sieht, will Hilfe. Es ist wie bei einem ersten Rendezvous, beide Seiten schätzen einander ab. Claire sah, wie Quimbys Blick umherhuschte, hinunter zu ihren Händen, dann zurück zu ihren Augen. Er schaut nach meiner Körpersprache, sucht nach einer Schwäche oder einem Vorteil. Sie hatte nicht die Absicht, ihn zwischen ihren Zeilen lesen zu lassen.
    » Ich bin Dr. Waters«, sagte sie und bemühte sich, sowohl Autorität als auch Anteilnahme zu vermitteln. Sie wusste nicht, ob sie das eine wie das andere überzeugend hinbekam. » Ich bin Ihre Therapeutin, während Sie bedingt aus der Haft entlassen werden.«
    » Mir hat niemand was von einer Entlassung gesagt.«
    Claire klopfte auf den Ordner in ihrer Hand. » Hier drin steht, Sie kommen jetzt dafür infrage. Deshalb hat man mich hinzugezogen.« Sie setzte sich auf den Metallstuhl gegenüber von Quimby. Das Neonlicht an der Decke spiegelte sich in dem blank polierten Tisch und ließ Quimbys Gesicht geisterhaft leuchten.
    » Ich brauch nicht noch eine Therapeutin.«
    » Doch, Sie brauchen eine, wenn Sie hier rauswollen.«
    » Wenn ich mit Ihnen rede, werde ich nicht besser darauf vorbereitet sein, als ich es schon bin.«
    » Mag sein, aber nach unserer Unterhaltung werde ich einen Bericht schreiben, den wir Ausgangsbeurteilung nennen. Der Entlassungsausschuss wird anhand dieses Berichts entscheiden, ob Sie so weit sind oder nicht.«
    » Und wenn Sie schreiben, dass ich es nicht bin, was soll’s? Noch mal zwei Monate schaffe ich locker.«
    Jetzt sah Claire ihm in die Augen. Und sie sah, dass sein großspuriges Auftreten Angst verdeckte. Mach es dir zunutze, sagte sie sich.
    » Aber wenn Sie mal draußen sind, wollen Sie auch draußen bleiben, oder?«
    » Wer wollte das nicht?«
    » Sagen Sie es mir. Wie oft waren Sie schon hier drin?«
    » Viermal.«
    » Und wollen Sie wiederkommen?«
    » Diese Nummer hat mein letzter Therapeut auch schon versucht. Hat nichts genutzt.«
    Aber sie bekam eine Reaktion: Er rutschte nervös auf seinem Sitz umher. Langsam, ermahnte sich Claire. Verführe ihn.
    » Arbeiten Sie mit mir, Todd. Sie haben nichts zu verlieren und zwei zusätzliche Monate in Freiheit zu gewinnen.«
    » Wenn Ihnen gefällt, was ich erzähle.«
    Claire beugte sich vor und sah ihm direkt in die Augen. » Probieren Sie es aus«, sagte sie einladend.
    Der Anflug eines gequälten Lächelns erschien auf Quimbys Gesicht. Frauen sprachen normalerweise nicht so mit ihm.
    » Wo fangen wir an?«, fragte er.
    » Jetzt komm sofort zur Sache«, sagte Curtin. Er saß in einem anderen Raum und beobachtete Claires Gespräch mit Quimby auf drei Monitoren. Versteckte Kameras waren jeweils auf ihre Gesichter gerichtet, eine dritte verborgene Kamera in einer Ecke der Decke fing die Szene von oben ein.
    » Sie sorgt dafür, dass er sich entspannt, Paul«, ertönte eine weibliche Stimme hinter Curtin. » Sie macht das gut.«
    Die Stimme gehörte Dr. Lois Fairborn, der Leiterin der Psychiatrischen Abteilung an der Medizinischen Fakultät der Manhattan City University. Sie war Curtins Chefin und vielleicht der einzige Mensch, von dem er sich etwas sagen ließ. Mitte fünfzig und bemüht, jünger auszusehen, bevorzugte sie Kostüme von Calvin Klein und Dunkelrot auf Lippen und Fingernägeln, vielleicht eine Spur zu dunkel, was Curtin veranlasste, sie hinter ihrem Rücken » Vampir« zu nennen. Auch wenn sie ihren Bereich mit eiserner Faust leitete, wusste sie sehr gut, dass Curtins Forschungsstipendium die Butter auf ihrem Brot war. Deshalb ließ sie ihm viel Spielraum, legte aber Wert darauf, jede neue Stipendiatin persönlich in

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