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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Gerichtszelle automatisch versperrte. Die Verdammnis war verkündet worden und der Sack wurde zugeschnürt. In den ersten Minuten war Frank viel zu perplex, um ausrasten zu können. Die Verzweiflung in diesem frühen Moment war noch viel zu übermächtig, als dass sie Gefühlen wie Hass und Wut Raum geben konnte.
    Für diesen Vorgang wurden Frank 411,66 Globes Verwaltungsgebühr von seinem Scanchip-Konto abgebucht, worauf ihn die Stimme noch hinwies. Er sollte sich jetzt weiterhin ruhig verhalten und warten, bis ihn die Polizeibeamten in seiner Gerichtszelle abholten und zu einem Transportfahrzeug begleiteten, verkündete der Computer. Bürger 1-564398B-278843 nahm diese weiteren Anweisungen nur noch emotionslos zu Kenntnis. Zu schwerwiegend war der Zustand der Betäubung. Erst eine halbe Stunde später raffte er sich kurz auf, um in seiner Verzweiflung zu weinen und zu schreien. Doch ihm fehlte die Kraft und so sank er schnell wieder zu Boden, kroch in eine dunkle Ecke und wartete.
    „Vielleicht ist es auch nur ein Missverständnis? Es wird sich sicherlich aufklären lassen.“ flackerte es zeitweilig in seinem Verstand auf. „Ja, ich muss es den Beamten sagen. Sie sollen es noch einmal überprüfen. Der Computer muss sich geirrt haben“.
    Als sich zwei Polizisten der Gerichtszelle 4/211 etwa eine Stunde später näherten, hörten sie Frank schon von weitem lamentieren.
    „Das ist mit Abstand der lauteste Typ heute morgen.“ sagte der eine hämisch.
    „Ja, der hat ein beachtliches Organ!“ antwortete der andere.
    Die stählerne Tür der dunklen Gerichtskammer öffnete sich und den zwei Polizisten bot sich ein trauriger Anblick. Aber es war kein Bild, das ihnen fremd war. Derartige Ausbrüche von Angeklagten nach automatisierten Gerichtsverfahren waren vollkommen normal und alltäglich. Sie holten sie den verurteilten Bürger ab...

 
Big Eye
     
    Der Transport nach „Big Eye“, einem der größten und modernsten Hochsicherheitsgefängnisse im gesamten Verwaltungssektor „Europa-Mitte“, dauerte nicht allzu lange, doch Frank kam er wie eine halbe Ewigkeit vor. Geistig abwesend, wie von einem Betäubungspfeil getroffen, ließ er die eigentlich schöne ländliche Gegend auf dem Weg nach Bernau an sich vorbei ziehen.
    Die Polizeibeamten schwiegen die meiste Zeit über oder sprachen über die neue Fernsehshow „Der kleine Flüsterer“, bei der Kinder Preise gewinnen konnten, wenn sie subversives Verhalten bei ihren Eltern oder Verwandten aufdeckten.
    Eigentlich hatte sich der junge Mann vorgenommen, die Polizeibeamten anzusprechen, ihnen zu sagen, dass alles nur ein Justizirrtum sei, aber er tat es nicht. Und sie wirkten auch nicht so, als hätten sie übermäßigen Gesprächsbedarf gehabt.
    Nach einer Weile wurden die Umrisse eines riesigen Gefängniskomplexes am Horizont sichtbar. Das war „Big Eye“. Frank hatte einmal eine Reportage im Fernsehen über diese Anstalt gesehen, wo den Zuschauern nur glückliche und geheilte „Patienten“ (so war die offizielle Bezeichnung) gezeigt wurden. Jetzt war er selbst auf dem Weg dorthin. Das Gebäude war von hohen Betonmauern, die mit Stacheldraht und Wachtürmen versehen waren, umringt. Es besaß mehrere Stockwerke und an einer Außenmauer erkannte der Häftling dieses seltsame Symbol, dass ihm heute morgen schon auf dem Etikett seines Kaffeepulverglases aufgefallen war: eine Pyramide mit einem Auge in der Mitte. Das Zeichen sah zwar etwas anders aus als das Firmensymbol der „Globe Food“ Ladenkette, aber die Ähnlichkeit war trotzdem eindeutig. „Big Eye — das große Auge. Niemand entkommt seinem Blick!“, dachte Frank von Furcht ergriffen. Er sollte Recht behalten...
    Der „Patient“ wurde aus dem Transporter geführt und die Beamten mussten diesmal nicht grob werden. Er folgte ihnen, schwieg und nahm wie in Trance alle Anweisungen und Befehle zur Kenntnis. Kleiderordnung, Essensausgabe, Schlafenszeit. Er hörte kaum hin, versunken in eine finstere Grübelei.
    Aber das spielte auch keine Rolle. Er sollte laut Gerichtsurteil fünf Jahre hier bleiben und hatte demnach Zeit genug, den Tagesablauf bis ins kleinste Detail zu verinnerlichen. Nachdem Frank seine Straßenkleidung abgegeben hatte, musste er ein weißes Hemd und eine weiße Hose anziehen, ebenso weiße Turnschuhe.
    „Sie bekommen jede Woche eine neue Garnitur“, erklärte ihm einer der Wärter. „Folgen Sie mir jetzt, Bürger 1- 564398B-278843! Ab heute heißen Sie in dieser Anstalt

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