Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
Untergrundbewohner blinzelte verstört, als ihn Bäumer mit der Taschenlampe anleuchtete.
„Ca va?“ lallte der Alte.
“Was?” stammelte Frank nervös.
“Ca va?” erwiderte der betrunkene Mann. „Ca va?“
„Alles klar. Wir gehen, Opa!“ gab ihm Alf zu verstehen und machte Anstalten, umzukehren.
„Halt die Schnauze!“ zischte Frank in Richtung des Clochards und zog seine Waffe aus der Tasche.
„Was soll das?“ herrschte ihn Alf an. „Steck die Kanone weg!“
„Wenn er verrät, dass wir hier unten rumschleichen oder sich unsere Gesichter merkt.“ sagte Frank erregt und stampfte auf.
„Der Alte ist total besoffen. Lass ihn in Ruhe! Oder willst du ihn kaltmachen?“ fauchte Bäumer seinen Freund an.
„Ca va?“ rülpste der Betrunkene erneut heraus.
„Halt die Schnauze, habe ich gesagt und brüll hier nicht so rum, Opa! Sonst gebe ich dir „Ca va“!“ keifte Frank und trat dem Mann in die Seite.
Dieser jammerte etwas auf französisch und Kohlhaas hielt ihm seine Pistole vor die Nase: „Halt dein Maul, Alter! Sonst stell ich dich ruhig!“
In diesem Moment zog Alfred den wild gewordenen jungen Mann energisch zurück und schubste ihn weg.
„Was soll der Mist? Bist du irre? Der Alte wird nichts sagen. Hier treiben sich Hunderte von Obdachlosen rum, und dass hier unten jemand mit einer Taschenlampe herumläuft ist nichts ungewöhnliches. Lass uns den Weg durch die Kanäle gehen und dann verschwinden.“
Frank kam langsam wieder runter und steckte die Pistole weg. Fast hätte er den Alten erledigt. Er hätte ihn beinahe erschossen oder abgestochen. Alfred gab ihm erneut einen Stoss in die Seite und schaute ihn mit wütendem Blick an.
„Es reicht jetzt!“ giftete er. „Sonst werde ich echt sauer! Wir verschwinden hier! Komm endlich!“
Frank trottete seinem Freund hinterher und schwieg. Die ganze Aktion war ihm auf einmal peinlich und Alfred wies ihn nochmals mit scharfen Worten zurecht, das nächste Mal seine Wut besser zu kontrollieren. „Das war doch nur ein besoffener Opa, Mann!“ knurrte er.
„Schon gut, habe wohl überreagiert.“ erwiderte Frank und schaute weg.
Als sie den Weg zurückgingen und wieder in das Kanalnetz eintauchten, musste sich Frank eingestehen, dass er den Penner am liebsten getötet hätte. Dass er ein Sicherheitsrisiko war, konnte vielleicht ein Argument sein, aber nur ein vordergründiges, denn es war mehr als unwahrscheinlich, dass sich irgend jemand für das Geschwätz eines betrunkenen Clochards aus dem Pariser Untergrund interessierte.
Trotzdem hätte er gerne abgedrückt in diesem Moment. Ihn einfach ausgelöscht und in der Dunkelheit liegen lassen. Ja, das wäre um ein Haar so passiert, wenn Alfred ihn nicht aufgehalten hätte. Das gab ihm zu denken.
Den verlassenen U-Bahn-Schacht, in dem der Betrunkene gelegen hatte, erforschten Frank und Alf an diesem Tage nicht weiter. Sie krochen wieder zurück durch das seltsame in die Wand gebrochene Loch und Kohlhaas kramte seinen DC-Stick aus dem Rucksack hervor. Die beiden waren mittlerweile müde und über ihnen schien Paris langsam aufzuwachen. Es wurde immer lauter, das Rumoren, Hupen und Rumpeln nahm zu.
„Hier geht es wohl weiter. Nach den zwei nächsten Gängen kommt noch einmal so eine große Zugangsschleuse, ein Stauraum... was weiß ich!“, erklärte Frank und stapfte voran in den nächsten Tunnel.
Alfred sprühte erneut eine rotes Kreuz neben das Loch, durch welches man in den U-Bahn-Schacht kriechen konnte und folgte seinem leicht erregbaren Rebellenfreund.
Sie tappten noch eine Weile durch stinkende, aber diesmal größere Abwasserwege, die einen kleinen Fluss in sich führten. Bäumer blickte auf Franks Rücken und war immer noch verärgert.
Mittlerweile waren sie bereits über zwei Kilometer weit vorgedrungen. Bald hatten sie eine zweite unterirdische Halle erreicht, die ebenfalls von eckigen Pfeilern gestützt wurde. Das Abwasser wurde hier in großen Becken gesammelt und in mehrere Richtungen umgeleitet. Die Bassins waren mit großen Eisengittern abgedeckt und weiter oben befand sich ein Fußweg mit einer Treppe, der mit einem Geländer versehen war. Hier konnte man vermutlich in einen Kontrollraum gelangen. Die schweren Wasserpumpen und Eisenrohre waren überall zu sehen. An den Wänden erkannte man Lampen und dicke Kabel, Kisten standen herum. Dieser große und lange Raum schien oft genutzt zu werden, denn er befand sich im zentralen Innenstadtbereich. Um diese Uhrzeit war er
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