Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
mehr weit“, flüsterte Kohlhaas und zeigte seinem Mitstreiter einige Dateien.
„Wir sind komplett irre“, antwortete dieser nur.
„Ja, sind wir“, Frank grinste. „Und jetzt lass uns mal einen Zahn zu legen!“
Sie verzogen sich erneut in eine finstere Ecke und studierten weitere Baupläne. Der starke Regen hatte mittlerweile aufgehört und es plätscherte nur noch leise von einem der Dächer der wenig beleuchteten Mietshäuser um sie herum. Die Strassen waren ziemlich leer, nur ein paar vermutlich algerische Jugendliche, die gelegentlich in die Nacht hinaus brüllten oder gegen Mülltonnen und Bushaltestellenschilder traten, waren zu diesem Zeitpunkt noch zu sehen. Ihnen fielen die zwei Rebellen allerdings nicht auf. Es war bereits nach drei Uhr, da hatten sie ihr Ziel erreicht.
„Lass uns hier einen Eingang suchen“, forderte Frank.
„Scheiße, worauf habe ich mich eigentlich eingelassen?“ seufzte sein Gegenüber und griff nach dem kleinen Brecheisen, welches er unter seiner Jacke versteckt hielt.
„Jetzt komm!“ zischte Kohlhaas.
Ein Auto fuhr an ihnen vorbei und aus einem hell erleuchteten Fenster schaute eine Frau hinaus auf die regennasse und dunkle Strasse. Frank und Alf hatten sie bemerkt und schlichen unauffällig weiter.
„Verdammt, die Alte da. Wir gehen weiter“, knurrte Frank und Alf trottete ihm nach. „Lass uns zur nächsten Strasse laufen, dort sind nur zur einen Seite Häuser. Dahinter ist laut Plan eine Fabrikhalle, die leer stehen soll“, flüsterte der junge Mann mit dem DC-Stick in den Händen.
Sie erreichten eine fast vollkommen finstere Seitengasse. Hier fühlten sie sich unbeobachtet. Jedenfalls konnten sie niemanden sehen, obwohl sie sich mehrere Male gründlich umschauten und mit Argusaugen die Umgebung absuchten. Kurz darauf standen sie vor einem Schachtdeckel aus Gusseisen. Er war gut sichtbar auf einem von HOKs Kanalisationsplänen der Stadt Paris eingezeichnet. Sie sahen sich an.
„Das muss Deckel 344-GL-77003 sein, wenn die Karte stimmt“, sagte Frank mit wenig begeistertem Gesichtsausdruck. „Da jetzt runter? Verdammt!“
„Da wird kein Weg dran vorbei führen“, erwiderte Alf und rümpfte schon im Vorfeld die Nase.
Sie stemmten den Schachtdeckel ohne Probleme auf und hoben ihn zur Seite. Vor ihnen tat sich ein unergründliches schwarzes Loch auf, nur die Umrisse einiger Sprossen der komplett verrosteten Abstiegsleiter waren zu erkennen.
„Fuck!“ zischte Frank.
Bäumers Gesichtsausdruck stimmte ihm wortlos zu, dann hielt er seine leistungsstarke Taschenlampe nach unten. Dreck, verrottetes Laub und Rost erwartete die beiden Attentäter hier. Vom widerlichen Geruch ganz zu schweigen.
„Verfluchte Scheiße“, stieß Kohlhaas aus und streifte sich seine Gummihandschuhe und die Atemmaske über. „Hast du den Schneidbrenner?“ kam es leise hinterher.
„Ja, sicher. Runter jetzt!“ fauchte Bäumer.
Frank tastete sich vorsichtig nach vorne und hielt sich an der verrosteten Leiter fest, Alf leuchtete ihm und nach wenigen Minuten hatte er es sicher nach unten geschafft.
„Baaah!“ schallte es von unten.
Sein Partner konnte sich denken, worauf sich das bezog. Dann leuchtete ihm Frank und er glitt hinab in die unbekannte, wenig einladende Umgebung der Pariser Kanalisation. Vorher zog er den Schachtdeckel wieder fast über die gesamte Öffnung, so dass nur ein kleiner Spalt offen blieb. Dort unten war es erwartungsgemäß ekelhaft und der Kanal machte nicht den Eindruck, als hätte ihn jemand in den letzten zwanzig Jahren auch nur grob gereinigt. Nasse Dreckhaufen hatten sich neben dem Rinnsal zu den Füßen der beiden Männer aufgetürmt und einige Ratten huschten umher.
Alf leuchtete sie mit dem Schein seiner Taschenlampe an und die Tiere verschwanden blitzschnell irgendwo in einem stinkenden Loch.
„Da, Vertreter der Weltregierung sind auch da“, flachste Frank und zeigte mit dem Finger auf die Ratten.
Alf schmunzelte: „Hier sind sicherlich noch mehr davon. Wenn du eine ganz fette und aufgedunsene Ratte siehst, dann kannst du sie mit „Herr Weltpräsident“ begrüßen!“
„Die armen Tiere“, meinte Frank grinsend. „Sie mit den Logenbrüdern zu vergleichen ist eine Beleidigung für jede Ratte!“
Das Gerede nahm den zwei Rebellen einen Teil ihrer Unsicherheit hier unten in diesem widerlichen Gewölbe. Frank warf noch einmal einen Blick auf eine der Karten der Kanalisation und dann liefen sie etwa hundert Meter geradeaus. Man
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