Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
folgen konnten, überrollte.
Es war 12.58 Uhr an diesem historischen Tag, der die Neue Weltordnung zelebrierte. Der Gouverneur Leon-Jack Wechsler setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf und schritt die Stufen zum Rednerpult hinauf. Zahlreiche Sicherheitsleute versammelten sich rund um die Bühne. Manche schauten unbeteiligt umher. Sie ahnten sicher nichts böses. Zu viele und zu gut bewaffnet waren sie, als dass jemand ernsthaft gewagt hätte, sie anzugreifen.
Panzerwagen, Hundertschaften von GP-Beamten, GCF- Soldaten und weitere bestens ausgerüstete Riot Control Squads waren hier zusammengezogen worden, um dem Volk notfalls das Heil der neuen Welt aufzuzwingen. Und im Himmel lauerten die gefürchteten Skydragons, die blitzartig wie ein Hammer auf die Massen niederschlagen konnten. Wer sollte dieser Macht trotzen können?
Leon-Jack Wechsler strich seinen schwarzen Anzug aus feinem Zwirn noch einmal glatt und schaute zu den in einiger Entfernung stehenden Zuschauern. Viele mochten ihn tief im Inneren hassen, aber das war im Grunde aus seiner Sicht eher amüsant als gefährlich. Die „Viehherde“, wie er und seinesgleichen die übrige Menschheit oft nannten, war machtlos und das würde sie auch bleiben.
„Meine lieben Menschen der Einen Welt!
Ich bin so unendlich froh, euch heute alle begrüßen zu dürfen. Es sind so viele hier in unserer schönen Stadt Paris. Es ist das „Fest der neuen Welt“, zu dem wir euch an diesem denkwürdigen Tage eingeladen haben und alle seid ihr voller Freude und Erwartung gekommen!“
Die Menge tönte und Wechsler setzte seine Ansprache fort...
Blutmond
Die Stimme des Gouverneurs dröhnte hinab bis in die Tiefe der Pariser Unterwelt. Frank und Alf hasteten wie Raubtiere aus ihrem Versteck im Halbdunkel und postierten die Bombe an der vorher gewählten Position. Über sich hörten sie das Raunen der Masse, die Wechslers Rede verfolgte.
Alf stellte den Zeitzünder ein und als ein leises „Piep“ erschallte, war dies für die zwei Rebellen wie der Startschuss zu einem alles entscheidenden Sprintlauf.
„Sie ist scharf!“ sagte Alf und warf seinem Gegenüber einen ernsten Blick zu. Die Uhr des Todes war angeworfen worden und tickte ihr bösartiges Lied bis zum blutigen Finale.
Frank Kohlhaas und Alfred Bäumer sprangen wie flüchtende Hasen zurück in den Gang, aus dem sie gekommen waren.
Sie hatten kiloweise NDC-23 aktiviert und in zehn Minuten würde dieser hochexplosive Sprengstoff ein riesiges Loch in den Boden vor dem „Tempel der Toleranz“ reißen.
Der Weg zurück erschien feindlich und die Angst, den bisher so erfolgreichen Plan doch noch durch eine Dummheit gegen die Wand zu fahren, pochte in den Gehirnen der beiden Flüchtenden. Sie jagten mit den Lichtkegeln ihrer Taschenlampen vor sich durch die stinkenden Kanäle und die Räume mit den Auffangbecken hindurch. Der finstere Weg durch die Unterwelt hatte sich mittlerweile in ihren Verstand gebrannt und wie von einem Dämon gehetzt legten sie ihn schneller zurück als zuvor. Über ihnen nahm das Schicksal seinen Lauf, der Blutmond schwoll an und blickte grimmig auf die „Strasse der Humanität“ hinab...
„Humanität! Was bedeutet dieses großartige Wort?“ rief Wechsler in das Mikrofon.
„Es bedeutet Menschlichkeit! Das oberste Gebot unserer neuen Welt. Gleichheit, Freiheit und Menschlichkeit für alle! Das haben wir den Menschen gebracht. Eine bessere Welt und eine friedlichere Welt. Und das ist der Grund, warum wir heute feiern dürfen.
Er war erfolgreich - der Versuch, diese Welt besser zu machen. Als ich Gouverneur des Sektors „Europa-Mitte“ wurde, gab es für mich immer nur eine Losung: Wir können es schaffen! We can do it!
Natürlich war es nicht immer leicht, den Menschen diese heiligen Werte zu schenken, aber heute sind wir vereint und glücklich. Wir lieben einander und wir sind frei. Und wem haben wir das zu verdanken?
Unserem gemeinsamen Glauben an die Menschli...
BUMM!
Ein gewaltiger Schlag schnitt Wechsler das Wort im Munde ab und riss ihm die nächste Lüge aus der Kehle. Es war so, als hätte sich der Boden aufgetan, um den Teufel selbst hinab in die Hölle zu ziehen. Die Explosion war verheerend und riss ein gewaltiges Loch in den Platz vor dem „Tempel der Toleranz“. Auch die Vorderseite des Gebäudes wurde wie Papier von der Druckwelle zerrissen.
Mehrere Dutzend Sicherheitsleute und Politiker wurden in Stücke gerissen, darunter auch Leon-Jack Wechsler selbst. Ein
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