Beutewelt 03 - Organisierte Wut
totalen Kontrolle der Massen. Die Medien rührten enthusiastisch die Werbetrommel für den „hochmodernen Implantationschip“ und priesen ihn als „größte, technische Errungenschaft des 21. Jahrhunderts“.
Auch in „Europa-Mitte“ hatten die ersten Massenregistrierungen schon vor Monaten begonnen und hier entfachte die Medienmaschinerie des Weltsystems eine gigantische Werbekampagne, um Zustimmung und Wohlwollen bei der Bevölkerung zu gewinnen.
Doch auch die gerissene Propaganda hatte nicht immer die gewünschte Wirkung. Große Teile der Bevölkerung Nordamerikas und Westeuropas ließen sich keineswegs freiwillig registrieren und es kam Unruhen und Protesten in einigen Städten. Da die Weltregierung die Massen nicht durch allzu brutale Zwangsmaßnahmen gegen sich aufbringen wollte, musste die Bevölkerung nun „häppchenweise“ mit implantierten Chips versehen werden.
Ein Prozess, der sich bis zu seinem letztendlichen Abschluss noch mehrere Jahre hinauszögern konnte. Mitte des Jahres 2034 waren jedoch bereits über 73 Millionen Menschen in Nordamerika mit eingepflanzten Scanchips versehen.
Die ersten Registrierungen mit den neuartigen Datenträgern waren für den Verwaltungssektor „Europa-Ost“ erst für Anfang 2035 geplant, dann sollten sie hier ebenso in großem Stil erfolgen. Gelegentlich kamen deshalb auch schon die ersten Propagandameldungen über den Äther, um die Bevölkerung psychologisch vorzubereiten. Es sollte sich nach und nach langsam steigern.
Artur Tschistokjow setzte seine Aktivitäten derweil unbeirrt fort und führte Anfang November in der Kleinstadt Pastavy eine Kundgebung bei strömendem Regen mit etwa 1500 Teilnehmern durch. Diesmal war die Polizei gut vorbereitet und rückte den Rebellen mit mehreren Hundertschaften und sogar drei Panzerwagen auf den Leib.
Die Rus mussten die Demonstration abbrechen, nachdem es zu schweren Konflikten mit den Beamten kam. Schüsse fielen, Steine flogen und es gab mehrere Tote und Schwerverletzte. Pastavy versank an diesem Tag im Chaos.
Seine mit Maschinenpistolen und Sturmgewehren bewaffneten Leibwächter, darunter auch Alf und Sven, schafften Artur in einer halsbrecherischen Aktion aus der Stadt und mussten sich teilweise den Weg freischießen.
In diesem Monat wurden in ganz Weißrussland wieder Hunderte von Arturs Anhängern verhaftet. Der Politiker zog sich einmal mehr an einen geheimen Ort im Westen des Landes zurück und verbrachte die folgenden Tage mit fieberhaften, organisatorischen Vorbereitungen.
Mitte des Monats konnte Frank wieder halbwegs laufen und war fest entschlossen, so bald wie möglich erneut für die Freiheitsbewegung aktiv zu werden. Tschistokjow plante derweil schon die nächsten Protestmärsche.
„In einer Woche sind wir in Krychaw. Willst du da wirklich schon wieder mit?“, fragte Bäumer, der Frank einige Schmerztabletten reichte.
„Ja, denke schon …“, stöhnte Kohlhaas und richtete sich auf. Dann hinkte er in den Nebenraum und setzte sich an den Küchentisch.
„Trink mal etwas!“, sprach Alf und gab ihm eine Tasse heißen Kräutertee.
„Ist ja übel, was du mir da von der letzten Demo erzählt hast“, sagte Frank und hielt sich die Wade.
„War es auch. Kaum hatten wir uns versammelt, da tauchten Massen von Bullen aus den Seitenstraßen auf und fingen sofort an zu schießen. Die hatten sogar Panzerwagen dabei! Panzerwagen!“
„Das zeigt aber, dass sie uns jetzt richtig ernst nehmen. Zumal sie Tschistokjow nicht umlegen konnten“, erwiderte Kohlhaas.
„Das war die GSA! Die gewöhnliche Polizei macht so etwas normalerweise nicht!“
„Ich habe gestern einen Bericht auf „ANN“, diesem Sender aus Nordamerika, gesehen. Die implantieren dort drüben schon Millionen Menschen diese neuen Scanchips. Wilden sagt, da sind versteckte Nano-Giftkapseln drin. Wer einmal mit diesem Mist registriert ist, den kann man jederzeit ausschalten.“
„Mir wird keiner so ein Ding einpflanzen. Nur über meine Leiche!“, grollte Alf und ballte seine klobigen Fäuste.
„Und zahllose Leute lassen das bedenkenlos mit sich machen. Sie glauben die Lügen der Medien …“
„Wann ist denn unsere Region dran?“, wollte Bäumer besorgt wissen.
„Vermutlich gehen hier die ersten Registrierungen erst Anfang nächsten Jahres los“, erwiderte Kohlhaas.
„Wenn sie uns allen diese Scheißdinger verpassen, dann sind wir am Ende!“
„So schnell wird es aber nicht gehen. Die Leute sollen das ja erst einmal
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