Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
geplant!“, fauchte der Außenminister.
Der ehemalige Unternehmer setzte sich in seinen Sessel und versank wieder in Gedanken. Frank schwieg und verfolgte mit Abscheu den Fernsehbericht über die Kollektivisten, dann schaltete er das Gerät wütend aus.
„Es gibt zwei Möglichkeiten …“, sagte Wilden.
„Ach, ja? Und welche?“
„Die erste Möglichkeit ist, dass Uljanin an die Macht gebracht wird und sich nichts verbessert. Das Volk wird weiter hungern und es wird noch mehr Chaos entstehen, sein Kollektivismus wird sich als jene Seifenblase entpuppen, die er in Wirklichkeit ist.
Die zweite Möglichkeit: Die Kollektivisten werden Erfolg haben und sich durch die finanzielle Unterstützung der Weltregierung etablieren und ihren schwarz-roten Ansturm in alle Nachbarländer ausdehnen. Dann werden auch wir fallen, denn gegen die Macht der Weltregierung und der Kollektivisten haben wir keine Chance.“
Frank schob die Augenbrauen nach oben. „Was ist mit Japan?“
„Japan? Außenminister Mori hat mir deutlich gesagt, dass sich Matsumoto nicht in die internen Angelegenheiten Russlands einmischen wird. Das hätte einen weiteren Krieg mit der Weltregierung zur Folge“, antwortete der ältere Herr.
„Und wenn es in Russland einen Bürgerkrieg geben würde? Wir gegen die Kollektivisten und die GCF?“
„Das kann ich nicht sagen“, gab Wilden zu verstehen. „Vielleicht würden uns die Japaner dann helfen. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist unsere Kraft viel zu gering, um in einem Bürgerkrieg auch nur im Ansatz Erfolg zu haben.“
„Und wenn uns die GCF in Weißrussland angreift?“, fragte Kohlhaas aufgeregt.
„Ich weiß es nicht! Japan kann uns außerhalb seiner Inseln kaum helfen. Wir sind hier auf uns allein gestellt“, gab der Außenminister zurück.
Frank starrte nachdenklich durch den Raum. Ihm fiel keine befriedigende Lösung ein und auch Wilden blieb verunsichert zurück. Derweil nahmen die Dinge in Russland ihren Lauf.
Artur Tschistokjow beschäftigte sich in diesen Tagen weiter mit dem Wiederaufbau seines gebeutelten Landes. Er rief unter anderem eine staatliche Jugendorganisation ins Leben, die Kinder der Rus.
Die jungen Weißrussen waren begeistert und strömten in Scharen zur Freiheitsbewegung. Das staatliche Fernsehen berichtete mit größtem Enthusiasmus darüber und zeigte den Präsidenten bei einer Massenveranstaltung in Minsk.
Einige Zeit später machte sich Tschistokjow auf den Weg nach Tallinn und unterstützte seinen Mitstreiter Walter Vogel bei der Sanierung der maroden Land- und Forstwirtschaft Estlands. Der Anführer der Rus hatte auch in diesen Tag keine Ruhepause. Er schlief lediglich vier bis fünf Stunden und machte sich dann wieder an die Bewältigung seiner vielfältigen Aufgaben als Staatsoberhaupt. Der Stress zehrte an seinem Körper und mehr noch an seinem Geist. Oft wirkte er gereizt und überfordert. Manchmal schien er gar einem Nervenzusammenbruch nahe zu sein.
In den Morgenstunden des 4. Juni 2037 besetzten KKG-Trupps die Großstadt Niznij Nowgorod und kurz darauf Rjazan. Die wichtigsten Verwaltungsgebäude wurden von den Kollektivsten okkupiert, Polizeistationen eingekesselt und die Beamten entwaffnet. Die wenigen GCF-Soldaten vor Ort ließen den Revolutionären freie Hand.
Uljanin kam nach Niznij Nowgorod und rief auf dem Marktplatz der Stadt die kollektivistische Revolution aus. Sein Angriff auf Russland hatte jetzt ein noch größeres Ausmaß angenommen.
Die Großstädte Kazan und Samara wurden als nächstes von den Aufständischen in ihre Gewalt gebracht. Hier und da versuchten sich die russischen Polizeibeamten gegen die aggressiven schwarz-roten Trupps zur Wehr zu setzen, doch gegen ihre zahlenmäßige Übermacht konnten sie nichts ausrichten. In Samara wurden über 40 Polizisten getötet, während die Besatzungstruppen die gesamte Region westlich des Uralgebirges längst geräumt und den Kollektivisten das Feld überlassen hatten.
Die führenden Funktionäre der KVSG riefen ihre Anhänger eine Woche später auch in Ekaterinburg und Ufa auf die Straße und Zehntausende von Menschen forderten stürmisch den Umsturz. Nach kurzer Zeit wehten die schwarz-roten Fahnen auch dort auf den Rathäusern der beiden Großstädte und Uljanin kam nach Ekaterinburg, um den jubelnden Massen den sicheren Sieg des Kollektivismus zu verkünden.
Seine Anhänger nahmen Perm und Celjabinsk bald darauf ebenfalls im Handstreich ein. Dann folgten die Kleinstädte
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