Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
sich: „Herr Tschistokjow, sollten wir nicht noch warten, wie sich die Sache entwickelt?“
Ein bulliger, älterer Mann mit kantigem Gesicht fuhr dazwischen: „Wie soll sich die Lage denn entwickeln? Uljanin wird ganz Russland und dann die Ukraine mit seinen Leuten überrennen!“
Der weißrussische Präsident fuchtelte mit dem Zeigefinger. „Es ist jetzt an der Zeit, dass wir selbst eine Offensive starten. Russland ertrinkt im Chaos, die Polizei weiß nicht, was sie tun soll. Die GCF-Truppen haben die Großstädte weitgehend geräumt, um den Kollektivisten freie Hand zu lassen. Das ist auch für uns eine Chance!“
„Aber die GCF-Verbände werden sofort wiederkommen, wenn wir auftauchen!“, bemerkte ein Funktionär.
„Ja, das mag sein! Die Kollektivisten werden in den nächsten Wochen überall für heillose Anarchie sorgen und viele von ihnen werden auch die russische Polizei attackieren, obwohl diese den Befehl hat, sie in Ruhe zu lassen! Wir sollten zumindest versuchen, uns im Norden und Westen Russlands in einigen Städten festzusetzen!“, dozierte der Präsident.
Wilden gab ihm Recht und auch der eine oder andere Anwesende stimmte ihm zu. Frank hörte sich alles an und überlegte.
„Ich halte nichts davon. Wir werden unsere Leute gegen einen überlegenen Gegner verschleißen!“, warnte Gregori Lossov, der Verteidigungsminister.
Artur Tschistokjow wurde jetzt immer hektischer und versuchte seinen Standpunkt klarer darzustellen: „Wenn sich Uljanins Bewegung erst einmal überall gefestigt und Zugriff auf den gesamten Machtapparat in Russland hat, dann wird es für uns wesentlich schwieriger werden, die Kollektivisten noch irgendwo zurückzudrängen.
Millionen Russen sehnen sich nach Erneuerung und nicht jeder, vor allem im Westen Russlands, ist von Uljanin begeistert. Wir müssen jetzt handelt, denn jetzt herrscht überall Chaos!“
Lossov meldete sich, doch Tschistokjow würgte ihn ab und sagte: „Ich befehle es! Wir werden alle unsere Kräfte auf die politische Eroberung der größeren Städte im Westen Russlands und im Norden des Baltikums konzentrieren. Vielleicht gelingt es uns sogar, St. Petersburg zu nehmen.“
Einige der Anwesenden trauten ihren Ohren nicht und schwatzten aufgeregt durcheinander.
„St. Petersburg? Das ist doch Wahnsinn!“, riefen sie ungläubig aus.
„Einen Versuch ist es wert! Ich befehle es! Ab morgen beginnt unser Gegenschlag!“, donnerte Tschistokjow und brach die Konferenz ab.
Einige seiner Gefolgsleute schüttelten verwirrt die Köpfe und gingen nach draußen, während der weißrussische Präsident Frank zu sich nach vorne winkte.
„Du wirst anführe die Warägergarde, Frank!“, sagte Tschistokjow auf Deutsch zu ihm.
Kohlhaas stutzte. „Wie? Was ist denn die Warägergarde?“
Die Warägergarde
Am folgenden Tag wusste Frank Kohlhaas, was die Warägergarde war, nämlich eine von Artur Tschistokjow und Peter Ulljewski neu geschaffene Eliteeinheit der Volksarmee der Rus, sie bestand aus 1000 Mann.
Die besten und fanatischsten Kämpfer aus Weißrussland und dem Baltikum waren in ihr zusammengefasst worden und nun sollte ausgerechnet Frank sie anführen.
Die Männer hatten sich in Reih und Glied auf dem Hof der größten Kaserne von Minsk versammelt und warteten schon auf ihn. Früh morgens hatte man Kohlhaas zu ihnen gebracht. Der General sprang aus einem Armeejeep und musterte lächelnd seine Untergebenen.
Viele von ihnen kannte er, denn sie waren ihm schon früher als Ordner unterstellt gewesen. Die hochgewachsenen Soldaten gaben ihm ein Lächeln zurück und standen stramm.
„Ja priwjestowaju was, Soldati!“, brüllte Frank.
„Mej priwjestowajem wüj, General Gollchaas!“, riefen die Kämpfer zurück.
Frank grinste. „Chorochow!“
Der General und seine Männer machten sich noch am gleichen Tag auf den Weg nach Pskov, einer russischen Stadt nahe der Grenze zu Lettland, wo sich bereits eine große Masse von Rus am Stadtrand versammelt hatte. Artur Tschistokjow selbst führte den wachsenden Demonstrationszug bis vor das Rathaus. Viele Bürger schlossen sich ihm an und nach einigen Stunden war die Menge auf etwa 30000 Menschen angeschwollen.
Franks Truppe kam auf Lastwagen von Süden her in die Stadt und jagte einige Haufen verdutzter KKG-Männer in die Flucht. In der Nähe des Stadtzentrums wurden die Waräger kurz darauf von einigen Kollektivisten beschossen. Sie hielten an und gingen sofort auf ihre Gegner los. Nach wenigen Minuten
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