Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
flüchteten diese direkt in die Arme der Männer auf den nachfolgenden Transportern. Schüsse knallten, zwei Dutzend Kollektivisten wurden niedergestreckt, der Rest rannte davon.
Die örtlichen Ordnungshüter waren auf den blitzartigen Vorstoß vollkommen unvorbereitet gewesen und hatten offenbar auch keine Lust, jetzt auch noch gegen Tschistokjows Leute zu kämpfen. So wurde die Polizeistation der Stadt problemlos besetzt und die überrumpelten Beamten entwaffnet. Schließlich rückte Tschistokjow unter dem Jubel seiner Mitstreiter ins Rathaus ein und verkündete die Befreiung der Stadt.
Sämtliche Ortschaften zwischen Pskov und Velikie Luki waren zeitgleich von den Rus besetzt worden und Peter Ulljewskis Männer begannen sofort mit der Verhaftung der kollektivistischen Anführer in dieser Region.
In Velikie Luki war hingegen das Chaos ausgebrochen. Einige KKG-Trupps und der örtliche kollektivistische Verband bereiteten gerade selbst ihre Einnahme der Stadt vor, als sie, nur einen Tag nach dem Vorstoß nach Pskov, von den Rus überrascht wurden.
Die verunsicherten KKG-Männer errichteten hastig Barrikaden in der Innenstadt, doch Franks motorisierte Warägergarde umzingelte sie und zwang sie zur Aufgabe.
Mehrere tausend bewaffnete Ordner zogen anschließend durch die Straßen und Tschistokjow folgte ihnen. Die meisten Polizisten schlossen sich ihnen an und waren sogar dankbar dafür, dass sie mit den Kollektivisten aufgeräumt hatten. Letztendlich versammelten sich die Rus vor dem zentralen Verwaltungsgebäude und besetzten es. Alfred Bäumer kam an der Spitze eines bewaffneten Haufens in grauen Hemden herangelaufen und begrüßte seinen besten Freund mit lautem Rufen: „Frank! Du hättest mir mal Bescheid sagen können, wann es losgeht!“
Kohlhaas sprang aus dem Lastwagen und fiel Alf in die Arme. „Mensch, Alter! Du bist auch hier?“
Bäumer grinste hämisch. „Klar, du glaubst doch nicht, dass mich Wilden in Ruhe gelassen hätte. Keine Revolution ohne Onkel Alf!“
„Wir haben es geschafft! Velikie Luki ist jetzt auch in unserer Hand!“ Kohlhaas reckte siegesgewiss die Fäuste gen Himmel.
„Demnächst bin ich auch bei eurer mobilen Truppe dabei. Das kannst du Artur sagen!“, bemerkte Alf und wirkte etwas eifersüchtig.
„Da wird er nichts gegen haben. Immerhin weiß er ja, was du drauf hast“, erwiderte der General.
„Ja, das hoffe ich auch. Ich kann es mit jedem Russen dort auf den Lastwagen locker aufnehmen“, tönte Bäumer und knuffte seinen Freund in die Seite.
„Na, dann, Herr Bäumer! Willkommen in der Warägergarde, den Besten der Besten!“, tönte Kohlhaas und sprang mit Alf auf die Ladefläche des Fahrzeugs.
Sie brausten mit dröhnenden Motoren davon, während die übrigen Rus singend durch die Stadt marschierten und anschließend Tschistokjows Rede lauschten.
Die Lastwagenkolonne fuhr an diesem Tag noch durch eine Reihe von Ortschaften und jagte kleinere kollektivistische Grüppchen durch die Straßen. Eine Drachenkopffahne hing von jedem der Lastwagen herab und zahlreiche Einwohner begrüßten die Waräger mit zustimmendem Jubel.
Während die öffentliche Ordnung in Russland weiter vor sich hin zerbröckelte, setzten sich die Rus auch in den umliegenden Ortschaften rund um Smolensk durch. In Pocinok wurden drei von ihnen Ende August von den Kollektivsten erschossen. Einige Hundert Rus zogen daraufhin wütend durch die Ortschaft und suchten sie nach den Tätern ab. Sie stürmten das Haus des örtlichen Kollektivistenchefs und erschlugen ihn. Anschließend erschossen sie noch acht junge Männer, die ihnen von den eingeschüchterten Bewohnern ebenfalls als Mitglieder der KVSG genannt worden waren.
Artur Tschistokjow wies seine Leute daraufhin energisch zurecht und geriet mit einigen seiner Funktionäre in Streit, da jene diesen brutalen Gegenschlag befürwortet hatten.
Nachdem sie das Umland unter ihre Kontrolle gebracht hatten, begaben sie sich am 5. September nach Smolensk. Hier hatten sie bereits früher eine schwere Schlappe erlitten, doch diesmal waren sie besser vorbereitet.
„Glaub mir, die Kollektivisten sind hier im Westen Russlands noch nicht so stark wie rund um Moskau oder vor dem Uralgebirge. Hier befindet sich die KVSG noch im Aufbau und Uljanin ist heute auch nicht da“, bemerkte Frank zuversichtlich und strich sich über seinen verdreckten Uniformmantel.
Alf wirkte nervös und sein Freund klopfte ihm auf die Schulter. „Mach dich nicht verrückt.
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