Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
sind mein geistiges Eigentum und ich habe sie bis heute keinem gezeigt!“
„Warum Sie kommen damit zu mir?“, erkundigte sich das Staatsoberhaupt von Weißrussland.
Der Mann schwieg für einen Augenblick und sah sich nervös um. „Das ist eine lange Geschichte. Ich hätte natürlich auch zu Ihren Feinden gehen können. Glauben Sie mir, Herr Tschistokjow, Ihre Gegner sind sehr an diesen Dingen interessiert. Die GSA hat sich in letzter Zeit wieder und wieder nach meinen Forschungen erkundigt, nachdem ich eine wissenschaftliche Abhandlung über die Benutzung meiner Technologie im militärischen Bereich veröffentlicht habe.
Dass ich schon so weit bin und bereits konkrete Pläne für neuartige Waffen entworfen habe, wissen sie nicht. Wie auch immer, sie wollten mich nach Nordamerika holen, damit ich mein Wissen in ihre Dienste stelle. Ich habe es nicht getan!“
„Plasmawerfer! Das ist crazy! Verruckt!“, stieß Tschistokjow aus und lachte.
„Sie haben mich immer mehr unter Druck gesetzt. Sie boten mir riesige Geldsummen an und drohten mir, als ich mich weigerte …“, erzählte der Wissenschaftler.
„Und jetzt Sie wollen mir helfen mit diese Erfindungen?“, hakte der Rebellenführer ein und kratzte sich am Kopf.
Prof. Hammer lächelte und erwiderte: „Naja, vielleicht kann ich Sie damit irgendwie unterstützen, Herr Tschistokjow. Ich tue das aus tiefster Überzeugung, denn Leute wie Sie, und auch Präsident Matsumoto, sind die einzigen Lichtblicke in dieser schrecklichen Zeit!“
Der weißrussische Präsident stand immer noch überfordert neben seinem unerwarteten Gast, während der Deutsche weitere Baupläne präsentierte und ihm aus seinem Leben erzählte. Der alte Herr blieb noch für einige Stunden bei ihm und Tschistokjow verfolgte seine Ausführungen mit ungläubigem Staunen.
Feindesland Puschkin
Der 10. März des Jahres 2037 war ein kalter und verregneter Tag. Frank und Alf waren schon früh auf den Beinen und warteten in einem südlichen Vorort der Metropole St. Petersburg auf die anreisenden Rus.
Schon seit Tagen hatten Schlägereien und Schusswechsel zwischen den Mitgliedern der verfeindeten Organisationen die Großstadt erschüttert und bereits 16 Menschen waren bei den Zusammenstößen im Vorfeld der Massenversammlungen getötet worden.
Vitali Uljanin war heute persönlich nach St. Petersburg gekommen und hatte zu einer Großkundgebung in der Innenstadt aufgerufen. Dass die Freiheitskämpfer der Rus an diesem Tag ebenfalls demonstrieren wollten, war kein Geheimnis. Seit Wochen riefen beide Seiten in Flugblättern und auf Plakaten ihre Anhänger zur Teilnahme an den jeweiligen Veranstaltungen auf.
Eine Atmosphäre der Anspannung hatte sich wie ein schwarzer Nebel in den Straßen niedergelassen. Die örtliche Zeitung und das Fernsehen hatten die Bürger St. Petersburgs bereits vor schweren Unruhen gewarnt, während die von den Kollektivisten kontrollierten Medien in Zentral- und Ostrussland seit Tagen Hass und Gewalt predigten.
„Kein Rus wird St. Petersburg mehr heil verlassen!“, titelte „Die schwarz-rote Flagge“, die offizielle Zeitung der KVSG, am 10. März. Uljanin erwartete zu seiner Rede mindestens 200.000 Menschen. Frank und Alfred hatten vor dem großen Tag kaum geschlafen und erwarteten das Schlimmste.
Gegen 11.00 Uhr strömten die ersten Anhänger Tschistokjows von allen Seiten in die Metropole hinein und schon an den Bahnhöfen der Vororte kam es zu massiven Auseinandersetzungen und infolgedessen einigen Schwerverletzten. Die Demonstration durch Puschkin war für 13.00 Uhr angesetzt worden und als Treffpunkt hatte Tschistokjow ein Einkaufzentrum westlich des berüchtigten Stadtteils angegeben. Tausende seiner Anhänger kamen und es wurden immer mehr.
Letztendlich versammelten sich fast 50000 Menschen unter dem Banner des Drachenkopfes. Hunderte bewaffnete Ordner flankierten den Demonstrationszug mit durchgeladenen Gewehren.
Dann begann es. Fahnenschwingend und singend schritt die riesige Masse, einem gewaltigen Heer gleich, langsam vorwärts. Artur Tschistokjow stand an ihrer Spitze, umgeben von Peter Ulljewski und seinen treuesten Anhängern. Die Rus zogen zuerst durch ein verwahrlostes Plattenbauviertel und ihre Forderungen donnerten gen Himmel.
„Freiheit für Russland! Kommt zu Artur Tschistokjow!“, schrieen unzählige Kehlen immer wieder.
Die russische Polizei hatte es offenbar aufgegeben, sich zwischen die verfeindeten Gruppen zu werfen und ließ sich
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