Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
Irgendwann ging er mit einer Flasche Bier ins Bett, starrte die Wand an und leerte sie mit ein paar kräftigen Zügen. Es dauerte noch eine Weile bis er endlich schlafen konnte.
Jetzt waren es nur noch zwei Tage bis zur ersten Großkundgebung der Rus in St. Petersburg. Die Spannung stieg und Artur Tschistokjow wurde zunehmend nervöser. Er gestand sich selbst ein, diesmal wirklich Angst zu haben. Der Protestmarsch durch die 8 Millionen Metropole des russischen Nordens roch förmlich nach Gewalt und blutigen Zuammenstößen.
Nachdenklich tippte der blonde Mann an seinem Laptop vor sich hin und versuchte einen Gesetzesentwurf fertig zu stellen. Plötzlich klingelte das Telefon.
„Ja?“
„Herr Präsident, unten im Foyer steht ein Mann, der Sie unbedingt sprechen möchte, ein Ausländer!“, erklärte ein Wachposten.
„Schön für ihn! Es kann mich nicht einfach jeder sprechen! Ich arbeite!“, brummte Tschistokjow.
„Der Mann ist aber recht hartnäckig. Er sagt, dass er Wissenschaftler sei und wichtige Informationen für Sie hat. Soll ich den Sicherheitsdienst rufen und ihn hinauswerfen lassen?“
Der Präsident überlegte kurz. „Durchsuchen Sie ihn nach Waffen und Wanzen!“
Einige Minuten später klingelte das Telefon erneut. „Herr Präsident, es ist alles klar. Der Mann ist sauber!“
„Was ist das denn nun für eine Person?“
„Er sagt, dass er Physiker sei und ihnen einige wichtige Erfindungen präsentieren möchte!“
„Aha?“
„Er fleht mich förmlich an, Sie sprechen zu dürfen, Herr Präsident!“
Artur Tschistokjow wusste nicht so richtig, was er davon halten sollte und schwieg für einen Augenblick.
„Schicken Sie ihn hoch! Mit zwei Sicherheitsleuten als Begleitung!“
Nach einigen Minuten traten zwei hochgewachsene, kantige Wachmänner in das Büro des weißrussischen Staatsoberhauptes ein. Ein älterer Herr mit Glatze, Brille und wirrem, weißen Haar folgte ihnen.
Der Anführer der Rus erhob sich von seinem Stuhl und trat dem Mann entgegen.
„What can I do for you? I’m Artur Tschistokjow!”
Der Gast verneigte sich und lächelte. „Prof. Karl Hammer!“
„Ah, sind Sie aus Deutschland, Herr Prof. Hammer?“
„Ja, aus Hamburg. Sie können Deutsch, Herr Präsident?“
Der Rebellenführer schmunzelte. „Ich habe einmal Deutsch gelernt und habe auch Freunde, die sind Deutsche! Außerdem ich spreche sehr gerne Ihre Sprache.“
Der Wissenschaftler erschien erleichtert. „Endlich hat man mich zu Ihnen gelassen!“
„Was kann ich tun für Sie?“, fragte Tschistokjow.
Der ältere Mann öffnete einen Koffer und holte einige DC-Sticks und einen Laptop heraus. Dann antwortete er: „Ich möchte Ihnen etwas zeigen, Herr Präsident!“
Der Anführer der Rus starrte verwundert auf den Bildschirm des Laptops, während Risszeichnungen und Baupläne vor seinen Augen herumschwirrten. Er verstand allerdings nicht viel von dem, was er da sah, doch Prof. Hammer begann sofort mit seinen Erläuterungen.
„Ich habe die Fakultät für Physik an der Hamburger Universität geleitet, bis vor einem halben Jahr. Seit etwa 30 Jahren befasse ich mich mit Laser- und Plasmatechnologie und behaupte, einer der führenden Köpfe in diesem Bereich im ganzen Verwaltungssektor „Europa-Mitte“ gewesen zu sein. Ich habe an mehreren Universitäten doziert: Berlin, Wien, Paris. Zuletzt in Hamburg, meiner Heimatstadt“, sagte der Wissenschaftler und sah seinen überrumpelten Gesprächspartner an.
„Technologie von Laser und Plasma?“
„Ja, genau! Im Rahmen meiner jahrzehntelangen Forschungen bin ich zu einigen neuen Erkenntnissen gekommen. Unter anderem lässt sich diese Technologie auch im militärischen Bereich anwenden …“
„Was ist das für ein Gewehr dort auf den Computer?“, wollte Tschistokjow wissen und deutete auf den Laptop.
„Das ist ein Plasmawerfer!“, antwortete der weißhaarige Mann.
„Plasmawerfer?“
„Ja, ein Plasmawerfer! Es ist meine Erfindung!“
„An so etwas Sie haben gearbeitet?“, fragte Artur verdutzt.
„So ist es! Und ich arbeitete noch immer daran. Allerdings nicht nur an Waffen. Die Nutzung von Laser- und Plasmatechnologie lässt sich glücklicherweise auch in vielen anderen Bereichen verwenden!
Aber Sie können sich sicherlich denken, dass gewisse Kreise vor allem an meinen militärischen Forschungen interessiert sind. Das, was Sie hier auf dem Bildschirm sehen, ist noch nie zuvor an die Öffentlichkeit gekommen. Diese Pläne und Entwürfe
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