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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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zerstören, derer sie habhaft werden konnten. Insgesamt war die Kampagne allerdings ein großer Erfolg und stärkte das Selbstbewusstsein von Tschistokjows Gefolge. Für den 10. März plante der Anführer der Freiheitsbewegung der Rus schließlich eine Demonstration durch den St. Petersburger Stadtteil Puschkin, eine Hochburg der Kollektivisten.

    „Durch Puschkin?“, stöhnte Frank und hielt das Telefon verkrampft in der Hand.
    „Ja! Wir müssen alle von unser Männer mobil machen. Die Polizei wird uns in Ruhe lassen. Sie sind mehr auf unsere Seite als auf die von den Kollektivisten!“, betonte Artur Tschistokjow am anderen Ende der Leitung.
    „Gut, ich weiß Bescheid!“, gab Kohlhaas zurück und wirkte besorgt.
    „Wir sehen uns, Frank!“, sagte Tschistokjow und legte auf.
    Alf wollte bezüglich des Telefonats Details wissen und quälte seinen Freund mit immer neuen Fragen. Dieser verdrehte lediglich die Augen und meinte: „Ich brauche mal wieder Urlaub!“
    „Sei doch froh, dass die gewöhnliche russische Polizei uns langsam mit einer solchen Sympathie gegenübersteht. Glaube mir, die hassen das kollektivistische Pack nach den ganzen Ausschreitungen in der letzten Zeit auch inzwischen!“, meinte Bäumer und grinste.
    „Das gibt wieder nur Stress. Ich kann langsam nicht mehr. Dieser Kampf frisst mich auf“, jammerte Kohlhaas.
    „Reiß dich zusammen, Frank!“, donnerte Alf und türmte sich vor ihm auf, während seine muskulösen Arme unter dem Hemd zuckten.
    „Bald gibt es hier in Russland Bürgerkrieg. Ich darf gar nicht daran denken!“, gab Frank müde zurück.
    „Nach der Demo gönnen wir uns erst einmal ein paar Tage in Ivas, okay?“
    „Eine gute Idee! Ich muss mich endlich mal wieder mit Julia treffen und wollte auch mit HOK …“
    Bäumer unterbrach ihn. „Svetlana hat mich gestern angerufen, Alter!“
    „Svetlana?“
    „Ja, die süße, brünette Russin aus dem Laden, wo wir einen Trinken waren.“
    „Aha? Ja, die war echt süß!“
    „Ich treffe mich morgen mit ihr zum Kaffee!“, tönte Alf stolz.
    „Was?“ Frank wirkte verstört.
    „Ja, wieso auch nicht? Die mag mich scheinbar!“
    „Glückwunsch!“, sagte Kohlhaas mit einer Spur von Eifersucht in der Stimme.

    Alfred Bäumer war einen Tag später mit Svetlana in der Stadt unterwegs. Sie wollten in einem Restaurant am Stadtrand gemütlich essen gehen, wie der Hüne erklärt hatte.
    Inzwischen war es bereits 22.00 Uhr, Frank hockte gelangweilt auf der Couch in seinem Wohnzimmer und sah fern. Das weißrussische Fernsehprogramm war oftmals noch nicht ganz auf den neuesten Stand gebracht worden und bisweilen ganz schön langweilig. Eben hatte sich der Mann noch eine Reportage über die Neuansiedlung junger Familien in den ländlichen Regionen angesehen. Sein Freund Artur Tschistokjow war als Präsident wieder einmal kurz interviewt worden und hatte betonte, dass er den kollabierten Bauernstand wieder aufzurichten gedachte.
    Dann folgte ein Spielfilm. Ein alter Schinken aus den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts namens „Braveheart“. Frank gefiel er allerdings, immerhin ging es hier auch um einen Rebellen.
    Anschließend erledigte Kohlhaas in seiner traditionell unaufgeräumten Küche den Abwasch und sorgte notdürftig für ein wenig mehr Ordnung, immerhin wollte Alf heute noch bei ihm übernachten. Plötzlich klingelte sein Handy. Die Uhr zeigte inzwischen schon 1.12 Uhr morgens.
    „Was gibt’s denn?“, meldete sich Kohlhaas.
    Alf kicherte am anderen Ende der Leitung und man hörte die helle Stimme von Svetlana im Hintergrund.
    „Ich komme heute nicht mehr. Ich gehe mit zu Svetlana nach Hause. Ist doch okay, oder?“, sagte Bäumer.
    „Ja, von mir aus. Ist doch deine Sache“, antwortete Frank.
    „Gut, wollte nur Bescheid sagen. Was machst du heute Abend denn noch so?“
    „Nichts Besonderes! Ich gehe gleich ins Bett!“, kam von Kohlhaas zurück.
    „Alles klar. Komme dann irgendwann gegen Mittag vorbei!“
    „Ja, viel Spaß!“ Frank drückte das Gespräch weg.
    Er warf das Handy in die äußerste Ecke des Sofas und ließ sich wieder darauf nieder. Irgendwie fühlte er sich hintergangen, abgehängt, wie das fünfte Rad am Wagen.
    „Das ist doch Quatsch!“, sagte er dann zu sich selbst. „Alf hat immerhin ein Recht darauf. Stell dich nicht an wie eine besorgte Mama!“
    Er blickte aus dem Fenster hinaus und betrachtete die regennassen Straßen vor seinem Wohnhaus. Schließlich musste er wieder an Julia denken.

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