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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Gehöfte. Russland erschien ihnen endlos.
    Ständig wehte den Männern ein kalter Wind um die Ohren und in einige Dörfer kamen sie aufgrund des sich erst langsam zurückziehenden Winters kaum hinein, denn Schneematsch und tiefer Schlamm versperrten vielerorts die Weiterfahrt.
    Nach Rybinsk selbst fuhr die Kolonne nicht. Hier hatten die Kollektivisten die Straßen fest in ihren Händen. Es wäre eine sinnlose Provokation des Gegners gewesen und sie hätten nur unnötig ihre Gesundheit riskiert. Wenig begeistert fuhren sie schließlich wieder nach Nowgorod zurück und machten sich dann auf den Weg nach St. Petersburg.

    „Es geht los! Artur hat gesagt, wir sollen erst in den Außenbezirken Datendisks verteilen. Vor Schulen und an die Anwohner“, erläuterte Frank und wippte auf einem Plastikstuhl herum.
    „Was? Wir Waräger auch?“, wunderte sich Alfred.
    „Ja, jeder Mann ist notwendig. Wir bleiben in Gruppen zusammen, falls die schwarz-roten Herrschaften auftauchen! Die Ortsgruppe der Freiheitsbewegung der Rus ist seit Wochen pausenlos dabei, Werbematerial zu verteilen. Sie haben uns gewarnt, denn in den meisten Stadtteilen von St. Petersburg haben die Kollektivisten das Sagen.“
    Bäumer lachte hämisch. „Ich dachte, wir sind eine Elitetruppe und keine Zeitungsjungen …“
    „Tja, das Verteilen von Werbematerial an die Bevölkerung ist nun einmal auch wichtig. St. Petersburg ist ohnehin nicht eben mal im Handstreich zu nehmen!“, gab Kohlhaas mürrisch zurück.
    „Das hast du aber auch mal anders gesehen, Alter“, meinte Bäumer und sah seinen Freund lustlos an.
    „Ich habe inzwischen eingesehen, dass die geistige Vorbereitung der Bevölkerung und die gezielte Vorarbeit durch den Einsatz von Werbematerial …“, dozierte Kohlhaas, während Alf hilfesuchend die Hände erhob.
    „Ja, ist gut, Frank! Komm jetzt!“, murrte er.
    Die ganze Lastwagenkolonne donnerte kurz darauf durch den Westen der russischen Großstadt. Die Männer verteilten sich auf verschiedene Straßenzüge und drückten jedem Passanten Flugblätter oder Datendisks in die Hand. Viele Bürger schienen aufgrund der uniformierten Waräger verängstigt zu sein und kaum einer wagte es, die „Geschenke“ der Rus nicht anzunehmen.
    Von den Kollektivisten ließen sich heute draußen in den Vororten kaum welche blicken. Einige Männer riefen ihnen zwar Beschimpfungen hinterher und rannten dann weg, doch ansonsten blieb alles ruhig. Offenbar warteten die Anhänger Uljanins auf eine bessere Gelegenheit für eine Auseinandersetzung.
    Anderen Trupps der Freiheitsbewegung der Rus erging es dagegen schlechter. Im Gegensatz zu den respekteinflößenden, bewaffneten Warägern waren die übrigen Anhänger Tschistokjows, die heute in St. Petersburg zu Tausenden Werbematerialien verteilten, gewöhnliche Mitglieder. Einige bewaffnete Ordner waren zwar auch dabei, um ihnen einen gewissen Schutz zu gewährleisten, aber in der Masse streiften heute nur normale, junge Männer und manchmal sogar Frauen durch die Straßen der Vororte und verteilten ihre Flugblätter und Datendisks.
    Im Norden der Metropole wurden vier Rus an einer U-Bahn-Station von etwa 40 Kollektivsten überfallen und übel zugerichtet. An anderen Orten der Stadt kam es ebenfalls zu Schlägereien mit Mitgliedern der örtlichen KVSG. Ein Aktivist der Rus wurde durch einen Messerstich lebensgefährlich verletzt, ein anderer durch einen Schlagring schwer verwundet.

    Obwohl die Kollektivisten St. Petersburg schon weitgehend in der Hand hatten und vor allem die Innenstadt kontrollierten, waren sie in der zweitgrößten Metropole Russlands noch nicht so zahlreich und gut organisiert wie in Moskau oder in den Städten des Ostens. Trotzdem nahm ihre Zahl auch hier stetig zu.
    Die Werbeoffensive in den Vororten St. Petersburgs stellte die bisher größere Aktion der Freiheitsbewegung der Rus dar. Fast 200000 Flugblätter und Datendisks konnten an die Bewohner der Großstadt verteilt werden oder wurden in die Briefkästen der Häuser geworfen. Vor allem die digitale Dokumentation „Wer sind die Mächte hinter Vitali Uljanin?“, die als Datendisk verteilt wurde, fand unter den Bewohnern der Stadt großes Interesse. Bei den Kollektivisten war dieses vom weißrussischen Fernsehen produzierte Aufklärungsvideo, das auch im Internet abrufbar war, selbstverständlich zutiefst verhasst. So hatten die kollektivistischen Ortsgruppenführer ihren Untergebenen ausdrücklich befohlen, jede Datendisk zu

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