Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
die an ihm vorbeimarschierenden Truppen herabblickend. Tausende von kollektivistischen Soldaten zogen in einem endlosen Strom im Stechschritt an ihm vorbei und ihnen folgten mit schwarz-roten Flaggen bestückte Panzer, Flugzeuge und Geschütze.
„Die Rus werden gegen diese Militärmacht untergehen!“, bemerkte einer der Generäle neben ihm siegessicher. Er hob lächelnd die Hand, um die Soldaten zu grüßen.
„Daran habe ich keinerlei Zweifel!“, betonte Uljanin und musterte die aufeinanderfolgenden Blöcke seiner Kämpfer mit einem zufriedenen Nicken.
„Was werden Sie tun, wenn Sie Tschistokjow vernichtet haben, Herr Kollektivgenosse?“, erkundigte sich ein anderer Funktionär, der sich hinter dem KVSG-Chef postiert hatte.
„Danach?“, fragte dieser. „Danach werde ich den Kollektivismus in alle umliegenden Länder tragen. Weißrussland ist lediglich eine Etappe. Unser Fernziel muss die revolutionäre Kollektivierung der ganzen Welt sein!“
Vitali Uljanin schenkte seinen engsten Mitarbeitern noch ein selbstgerechtes Grinsen. Anschließend schritt er vor ein Mikrofon, um den ihm ergebenen Soldatenmassen seine heutige Botschaft zu verkünden.
„Soldaten! Arbeiter! Kollektivisten!
Die Revolution in Russland neigt sich ihrem Ende zu. Das russische Volk hat sich erhoben, um in einer letzten, finalen Schlacht den Reaktionären und Kapitalisten das Ende zu bringen. In wenigen Tagen ist es soweit. Ihr werdet euch die Freiheit erkämpfen, die ihr verdient. Ich verspreche euch ein gerechtes Russland, frei von Unterdrückung und Armut. Doch dafür müsst ihr diesen letzten Kampf siegreich bestehen und dem reaktionären Feind endgültig den Kopf abschlagen. Unsere Revolution kann nur leben, wenn ihre Gegner, die Saboteure der Freiheit und Gleichheit, endlich vernichtet worden sind.
Wenn ihr den Bestien des Tschistokjow auf dem Schlachtfeld begegnet, dann zeigt keine Gnade, denn sie sind es, die eure Familien weiterhin in Armut und Verzweiflung leben lassen. Nur durch das Opfer des russischen Arbeiters, durch den Heldenmut der Unterdrückten, können diese Mordbrüder besiegt werden!
Ihr seid die Geburtshelfer der kollektivistischen Freiheit, vergesst das niemals! Und nun zieht hinaus in den Kampf und bringt auch euren Brüdern im Westen Russlands die lang ersehnte Gerechtigkeit und die goldene Zukunft der Revolution unter dem schwarz-roten Banner!“
Tosender Jubel erfüllte den riesigen Platz vor dem alten Kremlgebäude und zahllose Soldaten blickten zu Uljanin herauf. Die gewaltige und beeindruckende Militärparade dauerte noch mehrere Stunden und die in die Masse der Kämpfenden eingebundenen Männer strahlten eine unbeirrbare Zuversicht aus. Sie konnten es sich kaum vorstellen, dass ihre Gegner lange in der Lage sein würden, ihrem Ansturm standzuhalten. Die meisten der hier marschierenden Soldaten glaubten offenbar noch immer fest an die Versprechen ihres Anführers und der Anblick der ungezählten, zum Kampf bereiten Kollektivgenossen, ließ auch keine Zweifel am baldigen Sieg der schwarz-roten Revolution zu.
„Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit!“, schrie die dem spitzbärtigen Politiker verpflichtete Masse und zog siegessicher nach Westen, um mit der entscheidenden Offensive dieses Bürgerkrieges zu beginnen.
Die Umfassungsschlacht
„Wenigstens ist es nicht mehr so bitter kalt!“, bemerkte Frank auf Russisch, sich an sein Sturmgewehr klammernd.
Der junge Soldat rechts neben ihm murmelte seine Zustimmung und stierte stumpf geradeaus. Der Zug rumpelte unter ihren Stiefeln und Frank ging an einer Gruppe Waräger vorbei, um Alf im benachbarten Abteil zu besuchen. Sie näherten sich St. Petersburg und hatten den Befehl, sich dort der versammelten Hauptstreitmacht Tschistokjows anzuschließen. Über 1,2 Millionen Soldaten der Volksarmee waren bereits in der Stadt, wie Frank gehört hatte. In St. Petersburg sollten sie zunächst weitere Anweisungen des Oberkommandos abwarten. Anschließend ging es in die kalte Einöde nördlich des Ladozhskoye Sees, so sah es der Schlachtplan vor.
Am 19. März 2040 begann der Vormarsch von Uljanins gewaltiger Armee und ihre schiere, wilde Größe ließ dem Gegner die Angst in die Gebeine kriechen. Der Ruß und Qualm von zahllosen Fahrzeugen erfüllte die Luft und unter den rasselnden Ketten der Panzerschwärme erbebte die Erde. Bis zum Horizont erstreckten sich die Menschenmassen, über ihnen wehten die Fahnen der schwarz-roten Revolution und die Kriegsrufe
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