Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
Dauer ins eigene Fleisch schneidet. Was wollt ihr tun, wenn ich die revolutionäre Kraft der Massen auch in anderen Ländern entfessele?
Ihr solltet mich vielleicht mehr respektieren, euch besser mit mir stellen, meine Herren! Denn ihr seid auch auf mich angewiesen, vergesst das nicht, liebe Brüder!“, fauchte Uljanin still in sich hinein.
Den verschneiten Januar verbrachte Frank hauptsächlich mit Julia und seinem kleinen Sohn, der, so kam es Kohlhaas jedenfalls vor, in rasantem Tempo größer wurde. Einmal kam HOK für einige Tage aus Ivas zu Besuch und lieferte sich mit Frank noch ein paar unterhaltsame Partien Battle Hammer.
Julia musste immer wieder schmunzeln, wenn sie ihren Freund und den korpulenten, gutmütigen Computerprogrammierer im Wohnzimmer auf dem Boden hocken und mit ihren Miniaturen spielen sah.
„Männer sind und bleiben große Kinder!“, sagte sie dann, während ihr die beiden Spieler zu erklären versuchten, dass es sich bei Battle Hammer immerhin um ein hochkomplexes Strategiespiel handelte, das Kinder niemals verstehen würden.
„Ja, is’ klar, Schatz!“, antwortete die hübsche Blondine in diesem Fall meist nur und tätschelte Frank liebevoll auf die Schulter.
Gelegentlich schrie das Baby dazwischen, seine Eltern zu stetiger Aufmerksamkeit mahnend. Kohlhaas fühlte sich in diesen Tagen fast wie im Frieden und vergaß für eine Weile die Schrecken des Bürgerkrieges, der wie ein Damoklesschwert über ihren Köpfen schwebte.
Ein paar Mal wurden Bäumer und er von Artur Tschistokjow zu militärischen Lagebesprechungen in den Präsidentenpalast gerufen, ansonsten hatten sie aber vor Fronteinsätzen ihre Ruhe. Doch die trügerische Stille währte nicht ewig, denn der politische Gegner rüstete inzwischen in erschreckender Weise auf und ein drohender Schatten erhob sich im Osten, fest entschlossen, über ihr aller Leben wie ein hungriger Wolf herzufallen.
„Der ODV-Erreger verbreitet sich über das verschmutzte Wassersystem in den indischen Städten!“, erklärte die Weltpresse ihren Abermillionen Lesern mittlerweile. Ob das die Wahrheit war, konnte kaum jemand sagen.
Es blieb allerdings eine Tatsache, dass die furchtbare Seuche schon etwa 140 Millionen Opfer auf dem indischen Subkontinent gefordert hatte und damit zur schlimmsten Epidemie in der Geschichte der Menschheit geworden war. Und ein Ende des Massensterbens war nicht in Sicht. Noch immer zeigte sich der Weltverbund ratlos und verkündete, dass bisher kein Mittel gegen ODV gefunden worden war.
Mit der Zeit wuchs nun auch der Hass der Inder gegen die Weltregierung und im Internet kursierten die wilden Spekulationen bezüglich des plötzlichen Ausbruchs der Massenseuche. Hinduistische Gruppen erhielten starken Zulauf und forderten ein freies und unabhängiges Indien.
„Die Weltregierung lässt uns im Stich!“, schimpften bald Millionen Inder und gegen Ende Januar 2040 kam es immer häufiger zu bewaffneten Angriffen von Hindurebellen gegen die internationalen Streitkräfte. Sub-Gouverneur Kareshwar geriet zunehmend unter Druck. Schließlich musste er vor wütenden Volksmassen in Neu-Delhi in Sicherheit gebracht werden.
Zu den Auswirkungen der Seuche, die bereits 10 Prozent des indischen Volkes dahingerafft hatte, drohten sich jetzt bürgerkriegsähnliche Zustände zu gesellen.
Südindien und Sri Lanka waren inzwischen komplett im Chaos versunken und in manchen Regionen waren ganze Landstriche von ihren panischen Bewohnern aufgegeben worden. Riesige Berge von notdürftig verbrannten Leichen lagen auf den verlassenen Feldern und Erinnerungen an die apokalyptische Zeit der Pest vor Hunderten von Jahren wurden wach.
Mehr und mehr GCF-Truppen mussten aufgestellt werden, um die etwa 1,5 Milliarden Inder im Zaum zu halten. Wann das Pulverfass endgültig explodierte, konnte niemand voraussagen, zumal sich die ODV-Seuche nun auch auf Südwestchina ausdehnte.
Der Bürgerkrieg in Russland interessierte zu diesem Zeitpunkt fast niemanden mehr, außer die Russen, Weißrussen, Ukrainer und Balten selbst, die ihn durchzustehen hatten. Die internationalen Medien aber richteten ihre Aufmerksamkeit auf Asien, wo der Sensenmann eine nie gekannte Ernte einfuhr und die Menschen wie Grashalme dahinmähte.
„Glaubst du wirklich, dass wir es schaffen können, Russland zu befreien?“, fragte der Außenminister seinen Freund Artur Tschistokjow.
„Natürlich! Ich zweifeln nicht an diese Sache, Thorsten. Wir müssen nur fest an den Sieg
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