Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
intrigierte dieser seinerseits gegen den obersten Chef der KVSG, wo er nur konnte. Der Machtkampf der beiden kollektivistischen Anführer führte die schwarz-rote Bewegung letztendlich an den Rand einer Spaltung. Artur Tschistokjow blieb der interne Hader in den Reihen seiner Gegner nicht verborgen und er nutzte die Gunst der Stunde, um seine Machtposition in Russland weiter auszubauen. Wo es möglich war, stellte er wieder neue Truppen auf und ging langsam zum Gegenangriff über. Einige kleinere Städte in Russland und der Ukraine konnten der Kontrolle der Kollektivisten schließlich entrissen werden. Größere Militäraktionen blieben jedoch vorerst aus.
„Es ist schon wieder ganz schön kühl geworden“, sagte Frank und hüllte sich in eine Wolldecke ein.
Alfred kramte sein kleines Schachbrett aus einer Metallkiste und bemerkte: „Zurzeit ist zumindest alles ruhig. Wann rücken wir gegen Tikhvin vor? Schon was gehört?“
„Nein! Bisher nicht!“, antwortete Kohlhaas.
Ein schrilles Klingeln schallte durch den Unterstand, Frank schreckte auf. Es war sein Handy. Das aufgeregte Kichern seines kleinen Sohnes schallte ihm entgegen und er hörte Julia im Hintergrund flüstern.
„Sag mal „Papa“, Friedrich!“, wisperte sie dem süßen Winzling ins Ohr.
Friedrich quiekte und sagte hastig: „Papa!“
„Super!“, rief Frank und freute sich riesig. „Hier ist der Papa. Hallo, mein Schatz!“
„Papa!“, kam mit einem lauten Kichern zurück.
„Du siehst, unser Sohn macht sich langsam, Herr General!“, scherzte Julia und plapperte kurz darauf munter drauflos.
Sie unterhielten sich eine Weile und Frank versicherte seiner Freundin, dass hier draußen in Russland alles ruhig war und sie sich keine Sorgen zu machen bräuchte. Irgendwann kam ein in die Jahre gekommener Waräger in den Unterstand herein und erklärte Kohlhaas, dass draußen ein junger Soldat auf ihn wartete.
„Was will er denn?“, wollte Frank wissen.
„Er will Sie besuchen, sonst nichts!“, antwortete der Veteran.
„Dann soll er reinkommen!“
Der Gardist verschwand. Einige Minuten später betrat Pjotr Balkov in der Uniform der Elitetruppe der Rus den Unterstand.
Frank riss die Augen auf. „Na, da tritt mich doch ein Pferd!“
„Guten Tag, General Kohlhaas!“
„Sei gegrüßt, mein Junge! Sag jetzt nicht, dass es dich zu den Warägern verschlagen hat!“
„Doch!“, antwortete der junge Mann stolz. „Ich unterstehe jetzt Ihrem direkten Befehl, Herr General!“
Alf musste schmunzeln. „Na, dann hast du dir ja gerade die Truppe mit den höchsten Verlusten im Feld ausgesucht …“
„Ja, aber auch nur, weil wir immer ganz vorne kämpfen!“, fügte Frank hinzu.
„Die Ausbildung zum Waräger war verdammt hart, aber ich bin froh, dass ich sie gut überstanden habe. Mein Gott, war das ein Drill!“
Kohlhaas grinste. „Glaube mir, ohne diesen harten Drill hätten wir noch viel mehr Tote in unseren Reihen. Daran führt kein Weg vorbei.“
Pjotr setzte sich auf einen Klappstuhl und zündete sich eine Zigarette an. Dann sagte er: „Damals haben mich die Kollektivisten einfach eingezogen und ich wusste von nichts. Ihr wart die Bösen, die wir vernichten sollten, viel mehr haben sie uns nicht gesagt. Beinahe wäre ich für die falsche Sache gestorben …“
„Du lebst noch, das ist die Hauptsache“, bemerkte Frank.
Der junge Russe nahm ein Buch aus seinem Tornister und schlug es auf. Es war Artur Tschistokjows Werk „Der Weg der Rus“.
„Ich habe es mittlerweile schon drei Mal gelesen, Herr General. Es ist genial. Wie ist Tschistokjow eigentlich so als Mensch?“
„Er ist ein harter Hund!“, prustete Bäumer dazwischen.
„Artur ist uns beiden ein guter Freund und ein Anführer, wie man ihn sich nur wünschen kann. Ich würde nicht für ihn kämpfen, wenn ich nicht an ihn glauben würde“, erwiderte Frank ernst.
„Kennen Sie diese Stelle in seinem Buch, Herr General?“, fragte der junge Soldat und blätterte zu einer bestimmten Seite.
„Mehr als einmal haben die internationalen Giftmischer der Logenpyramide, vor allem in den letzten zwei Jahrhunderten, von ihnen kontrollierte „sozialrevolutionäre Bewegungen“ selbst erschaffen, um die Unzufriedenen in den von ihnen ausgebeuteten Völkern unter Kontrolle zu haben. Jeder wahre Widerstand gegen sie konnte auf diese Weise bereits im Vorfeld umgeleitet und entschärft werden.
Die Wut der verarmten Massen fingen sie damit auf und schmiedeten aus ihr die
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