Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
gehen. Es würde bald soweit sein. Soloto sah seine eigenen Pläne Realität werden.
Der Zorn der Weisen
Der intrigante Kollektivistengeneral hatte sich jedoch in Uljanins eigener Rücksichtslosigkeit getäuscht. Als er von seiner Reise nach Chicago zurückkehrte und am Moskauer Flughafen aus der Maschine stieg, warteten bereits KKG-Männer auf ihn, um ihn zu verhaften. Theodor Soloto wurde in den folgenden Stunden einem brutalen Verhör unterzogen und gestand, dass er Uljanin mit Hilfe des Rates der 13 zu stürzen versucht hatte.
Am nächsten Tag endete der kollektivistische General schließlich vor einer Genickschussanlage und sein Rebellionsversuch wurde im Keim erstickt. Vitali Uljanin hatte damit das oberste Gremium der internationalen Logenorganisation erneut vor den Kopf gestoßen, als er dessen Günstling rücksichtslos ausschaltete.
Die möglichen Konsequenzen für seine Person waren ihm durchaus bewusst, doch er setzte jetzt alles auf eine Karte und dachte nicht daran, seine Macht wieder herzugeben.
„Sollen sie es nur versuchen, mich aufzuhalten! Russland wird mein Reich sein und ich werde die schwarz-roten Fahnen eines Tages bis an die Atlantikküste tragen lassen!“, zischte er leise in sich hinein, als ihm seine Untergebenen von der Liquidierung Solotos berichteten.
Inzwischen stampften Tausende von Zwangsarbeitern eine neue Atomraketenbasis in der sibirischen Einöde aus dem Boden, während Uljanins Waffenfabriken bereits damit begonnen hatten, eigene Nuklearwaffen herzustellen. Bald würde er die Rus in einer zweiten, noch viel größeren Offensive zermalmen und diesmal wollte er in Weißrussland lediglich verbrannte Erde zurücklassen. Ob sich seine Träume wirklich erfüllen würden, stand allerdings noch in den Sternen.
Es war der 16. Dezember des Jahres 2040 und die Volksarmee der Rus rückte gegen die Stadt Voronezh vor. Artur Tschistokjow hatte befohlen, wieder zu einem Gegenangriff überzugehen und den Kollektivisten auch im Winter keine Ruhe zu lassen. Eisige Kälte quälte seine Soldaten an diesem Tag und auf die Waräger, deren Zahl mittlerweile wieder auf knapp 15.000 Mann aufgestockt worden war, warteten blutige Häuserkämpfe.
„Runter!“, brüllte General Kohlhaas und zog den Kopf ein, als eine pfeifende Granate über seinem Zug hinwegflog.
Irgendwo in der Dunkelheit schlug sie zwischen zwei Häusern ein und Dreck spritzte umher. Bäumer befand sich mit seiner Truppe einige Straßenzüge weiter und tastete sich langsam vorwärts.
„Sicherlich ist Pjotr heute auch dabei“, schoss es Frank durch den Kopf, während er kurz an den jungen Russen dachte, dem er das Leben geschenkt hatte.
Ein Soldat kam herbeigerannt und sprang hinter eine zerschossene Betonwand, welche die Waräger als Deckung benutzten.
„Die Pioniere haben die feindlichen Geschütze ausgemacht. Sie befinden sich etwa hier“, erklärte er, auf seinen DC-Stick deutend.
Zwei Hubschrauber schossen durch den Nachthimmel und feuerten mit ihren Maschinenkanonen auf die dunklen Punkte unter sich. In einiger Entfernung hörte Frank Schmerzensschreie und Explosionen.
„Wo bleiben unsere Panzer!“, brüllte er in sein digitales Funkgerät. „Ich werde meine Leute nicht ohne Panzerunterstützung noch weiter durch die Straßen vorrücken lassen!“
„Sie kommen gleich, Herr General!“, erhielt er als Antwort. „Auch unsere Luftlandetruppe ist im Anflug und wird die Feinde im Rücken angreifen!“
„Gut! Hoffentlich sind die bald da!“, bemerkte Kohlhaas aufgeregt und blickte sich um.
So viele bekannte Gesichter waren mittlerweile nicht mehr unter seinen Warägergardisten. Viel „junges Gemüse“, so nannte der General die neuen Rekruten, hatte die Plätze der alten Kämpfer eingenommen.
Nach einer halben Stunde waren die Panzer da und donnerten mit quietschenden Ketten an ihnen vorbei. Ein ohrenbetäubendes Getöse hallte durch die dunklen Straßen von Voronezh, als die Tanks die kollektivistischen Stellungen mit schwerem Feuer aus ihren Geschützen eindeckten.
„Unsere Jungs sind gelandet!“, schallte es kurz darauf aus dem Funkgerät. „Wir sind bereit!“
Frank wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und betrachtete nachdenklich seinen Atem, der in der kalten Nachtluft kleine Wölkchen hinterließ.
„Dann wollen wir mal“, sagte er leise zu sich selbst und rief seinen Zug zusammen.
Die Waräger pflanzten ihre Bajonette auf die Gewehre, zählten die Handgranaten und pirschten dann an
Weitere Kostenlose Bücher