Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
dunklen Trümmerbergen vorbei weiter vorwärts. Nach einer Weile konnte Frank die Konturen der feindlichen Geschützrohre zwischen den zerstörten Häusern herausragen sehen. Er gab einige Befehle und seine Männer griffen an.
Wilden las sich den neuesten Bericht von der Front durch und überreichte ihn nach einigen Minuten enttäuscht dem weißrussischen Präsidenten.
„Der Angriff auf Voronezh ist fehlgeschlagen, die Verluste sind groß!“, bemerkte er betrübt.
Tschistokjow fluchte auf Russisch, zerknüllte das Stück Papier, schleuderte es in die Ecke.
„Was tun wir denn jetzt, Artur?“, wollte der Außenminister wissen.
„Wir greifen weiter an! Was sollen wir sonst tun?“, brummte der Anführer der Freiheitsbewegung in seiner Muttersprache.
„In Zentralrussland sind unsere Feinde einfach zu stark. So viele Männer haben wir nicht, um das Kerngebiet der Kollektivisten erfolgreich anzugreifen!“, warnte Wilden.
Tschistokjow wechselte wieder ins Deutsche und schrie: „Aber sonst wir haben kein Wahl! Wenn wir warten zu lang, dann wird Uljanin wieder stärker, Thorsten!“
Sein Freund überlegte, doch es fiel ihm keine Lösung in dieser vertrackten Situation ein. Der Rebellenführer brodelte innerlich, fluchte weiter vor sich hin.
„Sollten wir unsere Truppen nicht erst einmal zurückziehen? Immerhin haben wir bald Weihnachten …“
„Ja, und? Ich kann nicht ändern! Alle Soldaten bleiben draußen in Russland und es wird niemand gehen zurück. Was ist, wenn die Kollektivisten uns wieder angreifen? Verfluchte Sache das ist!“, schnaubte Tschistokjow.
Wilden versuchte den wütenden Staatsmann zu beruhigen und lenkte seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema.
„Ich habe gehört, dass Uljanin Theodor Soloto hat umbringen lassen. Die beiden hatten sich offenbar zerstritten und vielleicht steckt auch noch mehr dahinter!“
„Er hat Soloto umbringen lassen?“
„Ja!“
„Das klingt nach einem Machtkampf innerhalb der KVSG. Hoffen wir, dass uns das einen Vorteil bringt“, hörte Wilden Tschistokjow leise auf Russisch murmeln.
„Wir sollten jedenfalls erst einmal abwarten. Das heißt, wir müssen es tun. Uns fehlen einfach die militärischen Mittel für einen großen Gegenangriff!“, erklärte Wilden nüchtern.
Der weißrussische Präsident nickte. Er schien die bittere Wahrheit zu akzeptieren. Mit einem leisen Seufzen stand er auf, um sich den Rücken durchzudrücken. Wortlos trottete er an seinem Außenminister vorbei, verließ den Raum und schlug die Tür knallend hinter sich zu.
„Jetzt können wir uns hier den Arsch abfrieren!“, schimpfte Bäumer. Er kroch ein wenig näher an den kleinen Ofen im notdürftig zusammengezimmerten Unterstand neben dem Schützengraben heran.
Frank hatte sich in seinen Schlafsack eingehüllt und war kurz eingenickt. Blinzelnd erhob sich der General von seiner Schlafstelle, gähnte leise und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin.
„Verdammte Scheiße!“, stieß Alf aus. „Wir müssen Heiligabend in diesem elenden Dreckloch verbringen. Ich hatte Svetlana versprochen, wenigstens dann wieder in Minsk zu sein. Tschistokjow hat doch einen Dachschaden!“
Kohlhaas wärmte sich am Ofen und schaute nur müde zu seinem hünenhaften Freund herüber. Dann zuckte er mit den Achseln.
„Wir beißen uns in letzter Zeit ohnehin nur noch die Zähne aus. Mein halber Zug ist in den Straßen von Voronezh zusammengeschossen worden, ich bin froh, dass sie mich nicht auch über den Haufen geballert haben. Wie auch immer, denke an unsere Kameraden, die kein Weihnachten mehr erleben können …“
„Hat der kleine Pjotr denn überlebt oder hat er seinen festen Glauben an Tschistokjow mit ins Grab genommen?“, fragte Alf ein wenig zynisch.
„Was soll dieses dumme Geschwätz, Alter?“, herrschte ihn Frank an. „Ich denke, dass der Junge nicht gefallen ist! Was weiß ich?“
„Wir sind am Arsch, Mann! Das ist meine Meinung! Da kann Artur noch so viel Kriegspropaganda machen. Unsere Kräfte neigen sich dem Ende zu und wir werden …“
Kohlhaas warf seinem Freund einen zornigen Blick zu und trat vor Wut gegen den kleinen Ofen, der laut schepperte und einige Funken von sich gab.
„Musst du mir jetzt mit deinem Pessimismus auf den Keks gehen, Alf? Mir macht diese Scheiße doch genau so wenig Spaß wie dir! Ich wäre auch lieber bei Julia und Friedrich, aber es ist nun einmal der Befehl Tschistokjows, dass wir hier bleiben und ausharren!“
„Er plant also
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