Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
Schreien und Johlen hören, gelegentlich feuerte einer von ihnen mit dem Sturmgewehr in Richtung seiner Männer.
„Handgranaten bereit! Eins, zwei, drei…“, rief Frank seinen russischen Kameraden zu, während die Warägergardisten schon wie Raubtiere aus ihren Deckungen heraussprangen.
Fast synchron schleuderten sie ihre Handgranaten auf die VVM-Soldaten hinter den Erdaushüben, um dann los zu sprinten. Dumpfe Schläge und Schreie ertönten, verzweifelt feuerten die Gegner auf den Schwarm der heranstürmenden Angreifer. Jetzt waren sie ganz nah und Frank sprang hinter einen entwurzelten Baum, wobei er die Feinde von dort aus unter Feuer nahm. Sein Pika Sturmgewehr durchlöcherte mehrere Milizionäre mit einer wuchtigen Salve. Dann jagte er weiter durch das Dickicht und sah, wie seine Waräger mit Flammenwerfern und Bajonetten auf ihre Gegner losgingen.
Kohlhaas stieß einen Schrei aus und sprang mit einem hohen Satz mitten in das Nahkampfgetümmel vor sich. Ein VVM-Milizionär stieß im Gegenzug ein angstvolles Kreischen aus und starrte Frank mit panischem Blick an, als dieser direkt neben ihm landete. Der General zog ihn blitzartig an sich heran und rammte ihm sein Messer in den Unterleib. Während der Mann an ihm vorbei in den Schlamm taumelte, riss Frank seine Pistole aus dem Halfter und verwandelte den Hinterkopf eines weiteren VVM-Milizionärs mit einem gezielten Schuss in eine Wolke aus Blut und Knochenteilchen.
Sofort schnellte Kohlhaas wieder herum und richtete die Waffe auf die hinter sich auf dem Boden liegende Gestalt. Der schwer verwundete Milizionär starrte Frank für einen kurzen Moment mit seinen schwarzen Augen an und hielt sich den Bauch, aus dem ein Blutstrom hervorquoll. In seinem Blick mischten sich Hass und Furcht. Frank hingegen verzog keine Miene; er machte noch einen Schritt vorwärts und schoss dem Feind dann in den Kopf.
Der Anführer der Waräger wischte sich einige Blutspritzer vom Brustpanzer seiner Ferroplastinrüstung ab und sah sich um. Die Stellung war genommen worden, seine bestens ausgebildeten Elitekämpfer hatten Dutzende von VVM-Männern niedergemacht. Niemand hatte überlebt.
Großartige Chancen hatten die überhastet rekrutierten Milizionäre gegen seine gepanzerten und kriegserfahrenen Soldaten nicht gehabt. Sie waren lediglich Kanonenfutter für Dieter Bückling und Konsorten, wie Frank bemerkte. Wofür diese VVM-Milizionäre genau gekämpft hatten, war diesen wohl selbst nicht bewusst gewesen. Vielleicht hatten sie lediglich einmal Krieg spielen wollen. Doch die Waräger waren keine verweichlichten und verängstigten Vorstadtbewohner, die sich von großen Sprüchen und Gewehren beeindrucken ließen, sondern die Elite der Rus.
„Was nun, Herr General?“, fragte ein junger Russe. Er klopfte Frank auf den Schulterpanzer seiner Rüstung.
„Weiter zu den Stellungen der GCF dort hinten“, antwortete ihm dieser und spähte zwischen den Bäumen hindurch.
Tschistokjows Euphorie hatte soeben einen gehörigen Dämpfer bekommen, denn Verteidigungsminister Lossov hatte ihm einige Zahlen vorgelesen, die ihm seine Stimmung gehörig vermiest hatten. Neben ihm stand Wilden, der plötzlich sehr nachdenklich aussah.
„Gerade jetzt, wo alles so gut läuft!“, knurrte der russische Staatschef und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
„Es geht nicht mehr anders, Herr Präsident!“, betonte Lossov mit betretener Miene.
„Dann ziehen wir einige Verbände von der Südfront ab und schicken sie nach Westeuropa“, brummte Tschistokjow.
„Nein! Auf gar keinen Fall!“, antwortete der Verteidigungsminister, um noch einmal einige Zahlen vorzulesen.
„Davon rate auch ich dringend ab. Wir können es uns nicht erlauben, dass die GCF im Süden Russlands durchbricht. Diese Front ist schwer genug zu halten und ich habe große Zweifel, dass wir es dort schaffen werden, den Feind aufzuhalten“, schaltete sich Wilden ein.
Tschistokjow stieß ein Brummen aus. „Dann sind unsere Truppen im Westen jetzt auf sich allein gestellt?“
„Bedauerlicherweise ja, Herr Präsident. Wir haben nicht unendliche Ressourcen an Soldaten. Außerdem müssen wir die Entwicklung dieses Krieges erst einmal abwarten, damit wir wissen, wo wir die neu rekrutierten Truppen am besten einsetzen“, erklärte Lossov.
„Ich verstehe!“, murrte der Anführer der Rus und strich sich durch die Haare.
„Bisher läuft doch trotzdem alles gut…“, kam von Wilden, doch Tschistokjow sprang von
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