Beverly Barton, Hexenopfer
auf Jamie schießen könnte, aber das wusste er nicht. Sie musste ihn nur davon überzeugen, dass sie keinerlei Skrupel hatte, ihm die Eier wegzupusten.
»Diese Runde geht an dich, Liebste.« Sein Grinsen war eher unsicher als frech.
Jazzy stand reglos im Schlafzimmer, atmete kaum, bis sie hörte, wie die Wohnungstür zuschlug. Sie hielt die Waffe vor sich, eilte ins Wohnzimmer und zielte in jede Richtung, um sicherzugehen, das Jamie nicht wartete und sich auf sie stürzte. Mit raschen, sicheren Bewegungen riss sie die Küchentür auf, schaltete das Licht ein und vergewisserte sich, dass der Raum leer war. Dann eilte sie zurück ins Wohnzimmer, um die Wohnungstür doppelt zu verriegeln.
Plötzlich begann sie zu zittern. Ein Schauder durchfuhr sie vom Kopf bis in die Zehenspitzen. Sie ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen und warf die Waffe zu Boden. Tränen strömten über ihre Wangen, und sie riss die Strickdecke von der Stuhllehne und schlang sie um ihren nackten Körper.
Völlig ermattet und mit dem dringenden Bedürfnis nach tiefem, festem Schlaf, kam Jacob um Viertel nach elf nach Hause. Gerade als er mit seinem Wagen auf den Parkplatz vor seiner Wohnung bot, bemerkte er den hellgelben Vega. Die Scheiben waren beschlagen, der Motor im Leerlauf. Was zum Teufel machte sie hier? Er glaubte nicht, dass er sich an diesem Abend mit Misty abgeben konnte. Er war erschöpft und frustriert. Eine Frau war das Letzte, was er jetzt brauchte. Egal welche.
Er stieg aus, schloss den Wagen ab und steckte die Schlüssel in die Tasche. Dann überquerte er den Parkplatz und spähte durch das Beifahrerfenster des Vega. Sofort schaltete Misty den Motor ab, sprang aus dem Wagen und eilte zu ihm.
»Hi, Süßer«, schnurrte sie.
Mistys Lippen weiteten sich zu einem Lächeln, das sie für verführerisch hielt. Selbst bei diesem kalten Wetter trug sie einen Minirock, gemusterte Strümpfe und knallgelbe Stiefel. Ihr einziges Zugeständnis an die Frosttemperaturen war ihre Jacke aus Pelzimitat.
»Was machst du hier?«, fragte er und gab sich die größte Mühe, höflich zu klingen.
»Behandelt man so eine Frau, die gekommen ist, um dir ein paar Streicheleinheiten zu verpassen?«
»Nennt man das jetzt so?«
Misty lachte, und es klang schrill wie eine Sirene durch die Nacht. »Ich friere mir den Arsch ab hier draußen. Was hältst du davon, wenn wir reingehen, wo es warm ist?«
»Hör zu, Misty, ich bin ziemlich kaputt. Vielleicht wäre es besser, wenn du …«
»Du musst dich nur zurücklehnen und genießen«, sagte sie und hakte sich bei ihm unter. »Ich werde die Drecksarbeit übernehmen.«
Jacobs Penis reagierte auf ihr unverfrorenes Angebot. Offensichtlich war der alte Junge nicht so müde wie er. Sein Körper erinnerte ihn daran, dass er seit geraumer Zeit nicht mehr mit einer Frau geschlafen hatte. Seit seiner letzten Verabredung mit Misty – vor gut fünf Monaten. Natürlich konnte sie das nicht wissen, da sie und die meisten aus der Stadt davon ausgingen, dass er es mit Jazzy trieb, wenn sie sich trafen.
»Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber …«
»Du hängst doch nicht noch immer an Jazzy, oder? Ich dachte, es ist Schluss, aus und vorbei mit euch beiden.«
»Stimmt, aber wir sind immer noch Freunde.«
»Ich habe nur darauf gewartet, dass ihr beide Schluss macht, denn das musste früher oder später so kommen.«
Zum Teufel! Als würde Misty etwas anderes als Sex erwarten. Er hatte es ihr deutlich gesagt, als sie bei ihrem ersten Date vor gut einem Jahr zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten, gleich nach Mistys zweiter Scheidung, dass er nicht an einer wie auch immer gearteten Beziehung interessiert war.
Arm in Arm gingen sie die Treppe zu seiner Wohnung auf der ersten Etage des zweistöckigen Gebäudes hinauf, in dem acht Wohnungen untergebracht waren. Jacob schloss die Tür auf, führte Misty hinein und machte nicht einmal Licht an. Er schloss die Tür mit einem Fußtritt, hob Misty hoch und trug sie direkt ins Schlafzimmer.
Als er sie am Bettrand auf die Füße stellte, fuhr sie mit der Hand über seinen Hosenschlitz. »Du freust dich, mich zu sehen, nicht wahr?«
»Ein Teil von mir, ja«, gab er zu.
Sie lachte erneut, und bevor der Klang ihn vollkommen abtörnen konnte, küsste er sie. Ein rauer Zungenkuss, der sie zum Schweigen brachte. Misty war nicht die schönste Frau in Cherokee County und auch nicht die intelligenteste, aber sie hatte durchaus Talent. Sie konnte küssen. Und sie war
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