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Beverly Barton, Hexenopfer

Beverly Barton, Hexenopfer

Titel: Beverly Barton, Hexenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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Stimme nicht. Die Worte schienen in ihrem Kopf widerzuhallen, als hörte sie alles wie durch einen Filter. Sie sank auf die Knie, aber die Vision war noch nicht zu Ende, die Bilder verblassten einfach und setzten sich dann zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort wieder zusammen.
    Die Frau lag auf einer Holzplatte, die von zwei Böcken gestützt wurde. Ein provisorischer Altar. Eine behandschuhte Hand hielt ein beeindruckendes, reich verziertes Schwert. Morgengrauen vertrieb die Dunkelheit in einem großen, leeren Raum. Genny vernahm deutlich zwei schlagende Herzen. Der Mann entfernte den Knebel aus dem Mund der Frau. Ihr entsetzlicher Schrei zerriss die tödliche Stille.
    Plötzlich sah Genny nur noch die Frau. Ihren Mund. Ihr blondes Haar. Ihre tränennassen, blauen Augen.
    Genny schrie auf. Die Eule strich niedrig über sie hinweg und setzte sich auf einen Ast. Drudwyn trottete auf Genny zu. Die beiden Wölfe krochen aus dem Wald und bewegten sich langsam in ihre Richtung.
    Genny wusste, wer das nächste Opfer des Mörders sein würde. Sie hatte ihr Gesicht gesehen. Deutlich.
    Im Morgengrauen würde Misty Harte sterben.
    Jacob blickte vom Schreibtisch auf und schaute durch die offene Tür, als Tewanda Hardy hereinkam. Sie setzte ihre Mütze ab, zog ihre Jacke aus und kam direkt auf sein Büro zu.
    »Probleme?«, fragte Jacob.
    Sie schüttelte den Kopf. »Im Westen nichts Neues.«
    »Irgendwelche Spuren von Misty?«
    »Keine«, erwiderte Tewanda. »Niemand ist ihr heute begegnet. Sieht so aus, als wären Sie der Letzte, der sie gesehen hat.«
    Jacob sah sich nicht gern gezwungen, Informationen über sein Privatleben mit anderen zu teilen, ganz bestimmt nicht mit seinen Deputys. Selbst wenn Misty nicht Bobby Joes Schwester wäre, hätte er in der Regel nicht erwähnt, dass Misty die Nacht mit ihm verbracht hatte. Er war nicht der Typ, der mit seinen sexuellen Eroberungen prahlte. Aber da Misty offensichtlich vermisst wurde und Bobby vor Sorge fast den Verstand verlor, war Jacob nichts anderes übrig geblieben, als den Deputys, die nach Misty suchten, mitzuteilen, dass sie wohlauf gewesen sei, als sie am frühen Morgen seine Wohnung verlassen habe.
    »Hat Bobby Joe all ihre Freunde kontaktiert?«, fragte Tewanda, und Jacob vernahm den unausgesprochenen Vorwurf, Misty habe schließlich so viele Freunde gehabt, dass es wohl eine Woche dauern würde, sie alle zu befragen.
    »Diejenigen, von denen er annimmt, dass Misty Kontakt mit ihnen hatte. Aber er hat nichts herausgefunden. Es ist, als wäre Misty spurlos verschwunden.«
    »Sie glauben doch nicht … na ja, ich meine, wo doch ein Mörder frei herumläuft und so …«
    »Ich habe an nichts anderes gedacht«, gestand Jacob.
    »Sinnlos, wenn wir voreilige Schlüsse ziehen. Flatterhaft wie Misty ist, lässt sich nicht sagen, wo sie sein könnte. Schon möglich, dass sie einfach spontan irgendwohin gefahren ist und Bobby Joe morgen anrufen wird. Das hat sie schon mal gemacht.«
    »Ja, kann sein.«
    Das Telefon auf Jacobs Schreibtisch klingelte. Tewanda erschrak. Jacob spannte sich an. Er hob den Hörer und meldete sich.
    »Hier ist Jimmy Lewey, draußen am Pike’s Gap. Sie erinnern sich an mich, nicht wahr? Ihr alter Herr und meiner waren Jagdgefährten. Jedenfalls habe ich gehört, ihr sucht nach Misty Harte.«
    »Stimmt. Wissen Sie etwas über Misty?«
    Tewanda riss die Augen weit auf und sah Jacob fragend an. Als sie zu sprechen begann, bedeutete ihr Jacob mit erhobenem Zeigefinger, sie solle warten.
    »Hab keine Ahnung, wo sie steckt, aber ich kann euch sagen, wo ihr Wagen ist.«
    »Was für ein Wagen?«, fragte Jacob.
    »Gelber Vega.«
    »Wo ist er?«
    »Abgestellt hinter der alten Tankstelle am Pike’s Gap. Das Gebäude gehört mir noch, obwohl ich seit Jahren aus dem Geschäft bin. Aber ich habe einen fünfundsechziger Mustang in der Werkstatt dort stehen, an dem ich arbeite. Ich gehe zwei Mal die Woche rüber, für gewöhnlich recht spät. So wie heute Abend.«
    »Hören Sie, Jimmy, rühren Sie nichts an. Lassen Sie alles, wie es ist.«
    »Sie gehen davon aus, dass der Mörder sich Misty geschnappt hat, nicht wahr?«
    »Ich denke nichts Bestimmtes«, sagte Jacob. »Deshalb laufen Sie jetzt nicht los und erzählen den Leuten, der Sheriff glaube, Misty sei das dritte Opfer.«
    »Klar. Ich halt die Klappe.«
    »Warten Sie bitte, ja? Wir machen uns sofort auf den Weg«, sagte Jacob.
    Er legte den Hörer auf und wandte sich an Tewanda. »Mistys Wagen steht

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